The Ocean Race Europe: Was ist bloß mit Malizia los?

„Unser Schicksal liegt in Gottes Händen“

Boris Herrmann mag dieses Gefühl von der Vendée Globe kennen. Malizia liegt in der Flaute und die Konkurrenz rast davon. So war es damals kurz nach der ersten Äquator-Passage, so auch diesmal nach nur knapp 19 Stunden im Rennen. 

Das Feld der sieben IMOCA hatte sich nach dem Monaco Scoring Gate auf einer Höhe zusammengeschoben, aber die Distanz zwischen dem westlichsten Boot Paprec Arkéa und dem östlichsten AMAALA betrug viele Meilen. Paprec Arkéa mit Routing-Legende Pascal Bidégrorry an Bord hatte sich als einziger Navigator für die Backbord-Rundung der nördlichen Scoring-Gate-Begrenzung entschieden und war danach schon scharf nach Westen abgebogen während die Kollegen den südlichen Punkt rundeten.

Damit hielt sich das Richomme-Team auf dem Weg nach Süden in der westlichen Position zum Feld und blieb auch dort als alle in die Flaute rauschten. Boris Herrmann versuchte, mit einem Schlenker gen Osten mit einem Angriff auf der kürzeren Innenkurve – möglicherweise auch, um die unglücklich verlaufene Nachstartphase auszugleichen.

Malizia
Malizia in der Flaute. © Flore Hartout I Team Malizia

Im Video vom zweiten Tag der Etappe wird Boris Herrmann am Anfang in genau dieser Phase von der Bordreporterin zur Situation befragt, während Malizia in der Flaute liegt. Er sagt: „Unser Schicksal liegt in Gottes Händen – wie immer. Ich meine – wir haben uns selbst in diese Position gebracht und von hier aus haben wir vielleicht Glück, um hier rauszukommen.“ Denn man liege nicht so richtig ideal auf einer Seite von den Gegnern. „Wir wollten eigentlich ein wenig näher an den anderen im Westen dran sein.“

 

Da bestehe möglicherweise ein kleineres Risiko in das Hoch hineingezogen zu werden. „Aber du weißt, wie das ist – wir sind nun einmal hier. Nun muss Gott entscheiden, ob er uns durchlässt oder nicht – oder die anderen zuerst.“ Dann geht er zum Bildschirm und erkennt: „Um ehrlich zu sein, sieht es sehr gut aus für Paprec. Sie sind doppelt so schnell wie wir. 6 Knoten und wir machen 3 Knoten. Aber wer weiß? Wenn wir eine kleine Böe bekommen…kann es besser werden.“

Loïs Berrehar hat auf dieser Etappe nicht viel Spaß…© Flore Hartout I Team Malizia
..Der Blick auf den Tracker ist meist wenig erfreulich. © Flore Hartout I Team Malizia

Er sagt die letzten Worte mit leiser Stimme. So richtig scheint er schon nicht mehr daran zu glauben. Und genau so kommt es. Die höheren Mächte sind Malizia nicht gewogen:

Der Moment als Herrmann sein Video aufnimmt. Malizia (rot) versucht östlich die Innenkurve zu nehmen…

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3 Antworten zu „The Ocean Race Europe: Was ist bloß mit Malizia los?“

  1. Lukas Luv

    sagt:

    Danke Carsten für die Einordnung und Analyse.

  2. Volker König

    sagt:

    „was ist bloß mit MALIZIA los?“
    Hab vorhin den NDR- Mittwochstalk mit Tim Kröger gesehen. Die Anbord- Analyse nach dem Start zeigte deutliche Manöver- Defizite anbord MALIZIA. Wegen mangelnder Fitness, Kraft oder Motivation? Vorsegel flatterte jedenfalls zu lange nach der Wende. Das addiert sich bei einer Etappe mit vielen Manövern dann zum 6. Platz von 7 Teilnehmern.
    Dazu kommt, was schon im Vendee Globe zu sehen war. Was nutzt ein Bootskonzept welches für den Southern Ocean optimiert ist, wenn man den Anschluss an die Führungsgruppe schon im Atlantik abreissen lassen muss und diese dann im eigenen Windsystem uneinholbar davonrast. Ähnliche Problematik war jetzt wieder vor der Strasse von Bonifacio zu beobachten.
    B.Hermann hatte ja neulich überraschend vorgerechnet, dass MALIZIA bei leichtem Wind sogar Vorteile gegenüber der Konkurrenz haben soll. Wegen geringerer benetzter Oberfläche des Unterwasserschiffes. Kann man sich überwasser schwer vorstellen.

    1. Lukas Luv

      sagt:

      Ja, ich als Fan auch etwas enttäuscht und hatte mehr erwartet.
      Umso mehr Freude hat mir die Stimmung auf Amaala gemacht. Spitzen Team.

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