Nach der Absage des In-Port-Rennens am Samstag aufgrund schlechten Wetters kombinierten die Veranstalter das Race mit dem Start zur fünften Etappe von Newport nach Aarhus. Doch wo am Samstag noch zu viel herrschte, empfing die vier Boote nur ein laues Lüftchen. Und das nutzte ausgerechnet das Boot, das angeblich die schlechtesten Karten bei Leichtwind hat: das Team Malizia. Warum es so kam.
Für den Start in die fünfte Etappe verzichteten die Veranstalter auf den Inshore-Kurs und setzten einfach das ausgefallene In-Port-Race stattdessen ein. Das Gate hinaus auf den Atlantik war somit sowohl die Ziellinie des In-Port-Race als auch der Start in die fünfte Etappe.
Holcim-PRB ging mit dem neuen Mast an den Start, während Guyot sich von der Etappe abmelden musste. So gingen also nur vier der eigentlich fünf Boote an die Startlinie bei Newport. Und das auch im Schneckentempo, denn der Wind meldete sich bis auf eine leichte Brise ab, sodass der Start wieder Mal an Spannung vermissen ließ. Dabei gestaltete sich der Start aufgrund des Westwindes durchaus interessanter als sonst. Denn bei den bisherigen In-Port-Rennen starteten die Boote mit Halbwind, was die taktischen Manöver an der Linie beschränkte. Doch dieses Mal glich es mehr einem klassischem Am-Wind-Start. Den konnte das Team um Charlie Enright am besten nutzen, das mit einigen Bootslängen Vorsprung über die Linie fuhr. Ganz in Luv folgte Malizia und hier kam es tatsächlich zu einem Luv-Manöver seitens Holcim-PRB, die vor der Linie hochzogen, um Boris und seine Crew in Bedrängnis zu bringen. Denn Malizia segelte nah am Startschiff und hätte hier durchaus einen Penalty kassieren können. Doch Holcim-PRB konnte keine Überlappung herstellen und so verpuffte das Manöver. Und während Malizia losschoss, verlor Holcim-PRB Speed und fiel zurück.
Jetzt ging es für die Boote darum, Windfelder zu erkennen und zu nutzen. Das schaffte die führende 11th Hour noch am besten und konnte sich einen kleinen Vorsprung aufbauen, doch auch Malizia kam bei dem Leichtwind erstaunlich gut zurecht. Am ersten Gate ging 11th Hour so auch als erstes Schiff um die Luv-Tonne, dicht gefolgt von Malizia. Während Biotherm ebenfalls die Luvtonne wählt, wagt Holcim-PRB den Split und nimmt die andere Tonne – in der Hoffnung auf andere Windverhältnisse auf dieser Seite. Doch sowohl Holcim-PRB als auch Biotherm sollten im weiteren Verlauf keine Rolle um den Sieg im In-Port-Race spielen.
Im direkten Duell zwischen 11th Hour und Malizia wurde es nun allerdings spannend. Malizia konnte sich in Luv von 11th Hour positionieren und sich in den Böen Stück für Stück an die Amerikaner heranarbeiten. An der zweiten Tonne hatte das Team um Boris Herrmann dann alle Trümpfe in der Hand, segelte gleichauf mit 11th Hour – aber weiter in Luv und in der Innenposition. Nach der Tonnenrundung übernahm Malizia jetzt die Führung mit den Amerikanern dicht im Kielwasser.
Zur Vorentscheidung kam es dann an der nächsten Tonne. Malizia fährt ein astreines Manöver eng um die Marke, während 11th Hour nicht genug Druck in den Segeln hat, weiter in Lee segelt und so viel weiter ausholen muss. Etwas später parken Holcim-PRB und Biotherm an dieser Tonne so ein, dass sie endgültig den Anschluss an das führende Duo verlieren.
Durch einen kleinen Split versucht 11th Hour noch Malizia unter Druck zu setzen und eventuell in einem anderen Windfeld und Strömung vorbeizuziehen, doch auch das scheitert.
Erst kurz vor dem Gate in den Atlantik (und der gleichzeitigen Ziellinie) wird es noch spannend, denn der Wind verlässt Newport nun ganz. Fast nur noch der Ebbstrom drückt die Boote nun in Richtung Gate, das Malizia in Führung liegend passiert und sich so den Sieg im In-Port-Race sichert. Da 11th Hour als zweites Schiff über die Linie treibt, verkürzt Malizia zwar den Abstand in der Wertung, liegt aber weiterhin mit einem Punkt hinter 11th Hour.
Malizia Stärken
Über die vermeintlichen Schwächen der Malizia bei Leichtwind wurde in der Vergangenheit viel gemutmaßt. Doch schon der Sieg im ersten In-Shore-Race vor Alicante ließ auch bei diesen Bedingungen Potenzial vermuten. Dennoch zeigte sich auf den Etappen gerade bei Leichtwind immer mal wieder ein kleines Defizit, was im Finale vor Kapstadt auch zu dem Extremschlag im Süden führte – der sich bekanntlich nicht auszahlte.
Doch das Rennen um die Welt dient ja auch dazu Erfahrungen zu sammeln und Setup des Bootes zu perfektionieren. Und hier hat gerade die Malizia auf den vergangenen Etappen große Sprünge gemacht. Dazu beigetragen haben mit Sicherheit auch die teils geringen Abstände der Boote untereinander während der Etappen – teils in Sichtweite. Perfekte Bedingungen, um an den „Schrauben“ des eigenen Setups zu drehen.
Vor Newport kam jetzt vieles zusammen. Zum einen die Erfahrung mit dem Boot, das Zusammenspiel mit der Crew – hier zeigt Malizia die größte Konstante im Feld und auch perfekte Manöver. Nahezu jedes Manöver gelang der Crew um Boris Herrmann nahezu perfekt. Alle anderen Boote hatten hier weitaus größere Probleme und stellten ihre Schiffe teilweise ab. Bei dem wenigen Wind schaffte es die Malizia Crew auch den Code Zero stehen zu lassen, während die anderen Teams bei der jeder Wende und Halse ein- und ausrollen mussten.
Jetzt geht es darum aus dem Zusammenspiel von Crew und Schiff das bestmögliche herauszuholen, denn bekanntlich gibt es doppelte Punkte in Aarhus.
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