Trans Ocean, der Verein zur Förderung des Hochseesegelns, wird eigentlich als Langfahrt-Cruiser-Club wahrgenommen. Nun will er eine deutsche Mini-Transat-Kampagne unterstützen.
„Wir rechnen mit einem Kostenrahmen von 180.000 bis 250.000 über 4 Jahre“, sagt der Trans-Ocean-Vorsitzende Martin Birkhoff. So teuer soll die Mini-Transat-Kampagne eines deutschen Teilnehmers werden, die sein Verein unterstützt. Trans Ocean stellt das Boot und finanziert die Vorbereitung inklusive der Qualifikation wie auch die Regattateilnahme 2021.
Die Initiative überrascht, denn Trans-Ocean gilt mit seinen knapp 5000 Mitgliedern als Verein der Blauwasser- und Langfahrtsegler. Mit einem Stützpunkt-Netz von weltweit rund 180 Anlaufstellen hält er insbesondere Kontakt zu den Cruisern, die Reviere in der ganzen Welt besegeln.
Aber Birkhoff betont, dass ein solches Engagement der Historie des Vereins entspricht. „Trans Ocean wurde 1968 gegründet, um das Hochsee-Regatta-Segeln zu fördern. Genauer, es ging sogar gezielt um die Förderung der Teilnahme an Einhand-Regatten. Anlass war die erfolgreiche Bewältigung eines einhand Trans-Atlantik-Rennens durch Klaus Hehner. Namhafte deutsche Regatta-Aktivitäten fanden unter TO-Stander statt. Ich erwähne nur die Teilnahme der Peter von Danzig und des Walross III an den Whitbread Round the World Races. Die Ursprünge des TO liegen klar im Regattasport.“
Nicht alle Mitglieder haben dafür Verständnis. So gab es auch Kritik an der Unterstützung der beiden Teilnehmer der vergangenen Mini-Transat Lina Rixgens und Andreas Deubel. In einem Interview auf der eigenen Homepage sagt Brirkhoff: „Als auf der vergangenen Mitgliederversammlung eine Beschwerde aufkam, der Verein würde durch direkte Förderung nur das Regattasegeln unterstützen – wir hatten rund 9.350 für die Unterstützung von Regattaaktivitäten ausgegeben, davon den Löwenanteil für Lina und Andreas – hat ein anderes Mitglied schnell ausgerechnet, dass dies bei einem Haushalt von rund 300.000 Euro nur knapp 3 Prozent sind. Also fast nichts. Fast alle unsere Ausgaben dienen dem Fahrtensegeln, das wird nur leider kaum wahrgenommen.“
Aber das neue Mini-Projekt soll eben auch nicht aus Mitgliedsbeiträgen finanziert werden. „Bei den Mitteln wird es sich ausschließlich um Sponsorengelder handeln. Der Vereinshaushalt wird nicht belastet. Hinzu kommt, dass das Boot nach der Kampagne verkauft werden kann, ein Teil der Kosten käme wieder herein.“
Ob das Budget tatsächlich generiert wird, muss sich noch zeigen. Bis dahin hilft die positive PR dem Verein, der in den vergangenen Jahren eher durch interne Querelen aufgefallen war.
So haben sich 15 Segler fristgerecht bei Trans-Ocean um die Teilnahme an der Mini-Kampagne des Vereis beworben – drei Frauen und zwölf Männer. Und ein Expertenteam des Trans-Ocean mit Egon Lutomsky (stellvertretender Vorsitzender TO), Wolfgang Quix, Andreas Deubel und Tim Kröger, hat eine erste Vorauswahl getroffen. Fünf Kandidaten sind immer noch im Spiel. Trans Ocean nennt sie „die glorreichen Fünf“.
Lennart Burke – 19 Jahre
Yannick Kethers – 24 Jahre
Maurice Oster – 24 Jahre
Lina Rixgens – 23 Jahre
Marc Eric Siewert – 21 Jahre
Im Rahmen der Festveranstaltung zum 50. Jubiläum am 29. September in Cuxhaven soll der Gewinner bekanntgegeben werden.
Warum dieses Projekt?
Vor 50 Jahren begann die Geschichte von Trans-Ocean mit der Unterstützung des Regattaseglers Claus Hehner. Dieser hatte 1968 als einziger Deutscher die Einhandregatta OSTAR von Plymouth nach Newport bewältigt und den Zielhafen erreicht.
Das hatte Unerwartetes zur Folge: Claus Hehner wurde nach seiner Rückkehr als einziger deutscher Segler zur Teilnahme an der ersten Pazifik-Einhand-Regatta von San-Francisco nach Tokio eingeladen! Doch allein das Geld fehlte. Als Hehner diese Einladung während eines Vortrages über seine Atlantiküberquerung erwähnte, geriet die Kugel ins Rollen.
Man wollte ihm dieses außergewöhnliche Rennen ermöglichen – Der Trans-Ocean, Verein zur Förderung des Hochseesegelns, wurde gegründet. Claus Hehner sollte aktiv unterstützt werden.
Damals ging es mit Trans-Ocean einhand über den Pazifik, 2021 soll es mit dem TO über den Atlantik gehen. Deshalb sucht der TO nun einen Segler, dessen großes Ziel die Teilnahme am Mini-Transat 2021 über den Atlantik ist, um diesen gemäß des Gründungsgedankens zu unterstützen.Für den ausgewählten Bewerber wird ein voll ausgerüstetes und wettbewerbsfähiges Boot für die gesamte Kampagne und die Vorbereitung bereitgestellt. Außerdem erhält er oder sie weitreichende Unterstützung durch ein Expertenteam der Extraklasse:
Boris Hermann – Schirmherr, Unterstützung bei der Vorbereitung der eigenen, medienwirksamen Kampagne und öffentlichkeitswirksame Präsentation des Kandidaten.
Andreas Deubel, Finisher Mini-Transat 2017, unser Experte des TO-Vorstands, Ausrüstung und Beratung bei der Auswahl des Bootes, Vorbereitung, Unterstützung und Training des Kandidaten, Organisation, Logistik und Insurance.
Jörg Riechers, technische und org. Beratung des Seglers. Der erfolgreichste deutsche Segelprofi in der Miniszene verfügt über hervorragende Expertenkontakte.
Tim Kröger, allgemeine Beratung und Unterstützung.
Wolfgang Quix, Motivator und Ideengeber, Kontakt zu Yachtherstellern und Beratung bei der Auswahl des geeigneten Bootes. Teilnehmer am ersten Mini-Transat 1977.
Die Regatta Mini-Transat führt von der französischen Atlantikküste auf die Kanaren und in der zweiten Etappe von dort aus nonstop über den Atlantik, alleine in einem nur 6,50 Meter langen Boot.
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