Transat Café L’Or: Was Francesca Clapcich und Will Harris zu ihrem Überraschungscoup sagen

„Bist du froh, mich endlich loszuwerden?“

11th Hour Racing mit Francesca Clapcich und Will Harris haben mit der Ex-Malizia bei dieser Transat Café L’Or ihren zweiten Platz souverän verteidigt und sind stilvoll über die Ziellinie geflogen. An Land sprechen sie über den Erfolg, der für die Italienerin den perfekten Auftakt ihrer Vendée-Globe-Kampagne darstellt.

Francesca Clapcich und Will Harris auf der Ziellinie. © JEAN-MARIE LIOT / ALEA

Am Ende seien sie noch einmal ziemlich nervös geworden, sagt Will Harris im Interview an Land. Unter einer Wolke hätten sie noch einmal einen fiesen Winddreher bekommen und die letzten Meilen seien stressiger geworden, als geplant, aber am souveränen Sichern im Privat-Duell mit Macif änderte das nichts mehr. Der Vorsprung von gut 25 Meilen blieb stabil und die Überraschung war perfekt: Platz zwei vor Sam Goodchild und Loïs Berrehar auf der Vendée-Globe-Siegeryacht Macif.

Morgan Lagravière, Co-Skipper der Siegeryacht Charal, hatte schon erklärt, dass diese starke Leistung von ihm nicht erwartet worden sei. Schließlich hatte Malizia gerade bei The Ocean Race Europe auf Rang vier von sieben Booten eine Enttäuschung erlebt. Aber im Mittelmeer konnte das Schiff selten so fliegen wie bei den jetzt vorherrschenden starken achterlichen Passatwinden.

11th Hour fliegt über die Ziellinie. © Café L’Or

Dabei mag es gar nicht so bemerkenswert sein, dass Clapcich und Harris am Ende Macif niederringen konnten – ein Boot, das als Allrounder insbesondere seine Stärken auch bei wenig Wind zeigt. Aber insbesondere die Differenz zu Allagrande Mapei, der Ex-For People mit Thomas Ruyant an Bord, überrascht. Schließlich hat der Franzose vor zwei Jahren mit seinem Sieg gezeigt, dass sein Schiff perfekt für diesen speziellen Kurs über den Atlantik geeignet ist.

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Vor einem Tag segelte Ruyant mit dem neuen Eigner Ambrogio Beccaria auch noch in Schlagdistanz knapp 35 Meilen achteraus auf Rang vier, dann vergrößerte sich die Distanz aber auf über 100 Meilen. Clapcich (37), die mit der US-Match-Racerin Sally Barkow verheiratet ist und ein Kind hat, war die Freude über den Coup anzumerken. Zusammen mit Harris, den sie als einen der besten Segler überhaupt lobt, mit denen sie zusammengesegelt ist, bildete sie ein Duo, das am Ende Stärke und Härte zeigte.

Die Live-Übertragung des Zieleinlaufs. Ab -18:50 Interview in Englisch:

Dabei war am Ende nicht nur der reine Speed für die Platzierung verantwortlich. Auch die komplizierten Bedingungen vor den Kanaren bei einigen Leichtwind-Übergängen passierten sie in Bestform, und Harris ist ein wenig der Stolz anzumerken, wenn er über den strategischen Coup redet, mit dem sie schon vor der Passatwind-Flugphase vorübergehend in Führung gingen.

Danach seien sie zuerst nicht so gut in Fahrt gekommen. Auch eine Strafe kostete eine halbe Stunde, die sie wegen eines gebrochenen Siegels an der Rettungsinsel absitzen mussten. Aber zumindest bei Macif blieben sie dran, und sobald der Wind etwas stärker wehte, waren sie schneller.

© JEAN-MARIE LIOT / ALEA

Aber sie pushten das Boot häufig per Handsteuerung bis zum Limit und verloren laut Harris hin und wieder die Kontrolle. Aber der Fuß blieb auf dem Gaspedal, und das zahlte sich aus. Auch wenn der Brite zugibt, gegen Charal schließlich keine Chance gehabt zu haben. Beyou und Lagraviére seien in eine neue Dimension vorgestoßen. Doch auch 11th Hour gelang auf der tatsächlich zurückgelegten Wegstrecke von 5500 Seemeilen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 19 Knoten – ein erstaunlicher Wert.

In einem Video, das die beiden in der letzten Nacht schickten, zeigt sich, was für ein großer Spaß dieses Rennen für die beiden war. Es ist draußen stockdunkel, das Boot macht viel Lärm – wie fast während der gesamten Highspeed-Fahrt im Passat – und man hört, wie die ehemalige 49er-Weltmeisterin sagt:

„Nun, Will, letzte Nacht des Rennens. Bist du froh, mich endlich loszuwerden?“

„Dich loswerden? Frankie, ich weiß nicht, was ich jetzt ohne dich machen soll …“

Beide lachen. „Ah, wir werden ein paar Tage in Martinique verbringen … wir müssen eine Poolparty finden, würde ich sagen …“ fügt Francesca hinzu.

© JEAN-MARIE LIOT / ALEA

„Sicher“, antwortet Will, bevor seine Worte im allgemeinen Hintergrundlärm untergehen. „Vielleicht ein bisschen Rum … aber zuerst müssen wir vor MACIF ins Ziel kommen – weiter so!“ Der Satz, der während des gesamten Rennens ihr Motto war.

„Ja, weiter so. Jetzt ist Will für das große Ungetüm verantwortlich. Ich hole etwas zu essen, und dann gibt es natürlich noch mehr Halsen, also mach dich bereit dafür.“

Beide werden sich nach dieser Regatta wiedersehen. Denn 11th Hour hat neben dem Boot auch den Service des Malizia-Teams gekauft. Der IMOCA wird also in den Lorient-Werfthallen gewartet und repariert werden. Möglicherweise ergeben sich auch neue Konstellationen zwischen Clapcich und Harris. In der nächsten Saison muss die Italienerin aber zeigen, dass sie auch alleine klarkommt. Denn dann steht die Route du Rhum im Herbst als Höhepunkt an, und dieses Rennen wird im Solo-Modus gesegelt.

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2 Antworten zu „Transat Café L’Or: Was Francesca Clapcich und Will Harris zu ihrem Überraschungscoup sagen“

  1. PL_coniwi

    sagt:

    Wow! Malizia kann doch schnell segeln! Hätte ich nach den letzten Rennen nicht mehr gedacht. Super! Liegt es vielleicht an den Skippern? Sicherlich 😌

  2. Volker König

    sagt:

    Tolle Leistung von Clapcich/ Harris. “ Eins drauf mit Mappe“ hätte mein Klassenlehrer gesagt. Aber mit Will zusammen kann man auch erfolgreich segeln, wenn ich seine Performance aus anderen Regatten sehe.

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