Vendée Globe Bilanz: In 80 Tagen um die Welt – Wie ist Boris Herrmanns Abschneiden zu bewerten?

„Ich muss weitermachen“

Das war es also. Boris Herrmann hat die Vendee Globe auf Platz 12 beendet und liegt damit deutlich hinter seinen Erwartungen. Wie groß kann die Enttäuschung darüber sein?

Feiern mit der Flagge. © Jean-Marie Liot

Boris Herrmann ist bei der Vendee Globe in der Nacht nach 80 Tagen, 10 Stunden und 16 Minuten auf Platz 12 ins Ziel gekommen. In totaler Finsternis quert er die Linie vor Les Sables d’Olonne und dreht wieder ab, raus auf See. Es weht immer noch heftig an der Küste. Im „Chenal“ des Starthafens steht die Welle so hoch, dass ein Durchkommen nicht möglich ist.

Erst im Morgengrauen kommt sein Team an Bord. Freund Pierre Casiraghi weckt ihn. Zusammen mit James Spithill, wie er völlig überrascht nach dem Zieleinlauf erklärt. Herrmann hatte sich zuvor per Audio-Botschaft bei seinen Fans:

Kein schöner, triumphaler Abschluss eines harten Abenteuers. Aber irgendwie passt er zu der mit Schwierigkeiten gespickten Regatta des einzigen deutschen Teilnehmers. Kurz vor dem Ziel reißt auch noch das Groß unter der ersten Latte. Herrmann war mit Vorschusslorbeeren gestartet und zählte knapp hinter einem Favoriten-Quartett zu den aussichtsreichsten Kandidaten im Feld der 40 Skipper. Nicht wenige trauten ihm eine Podiumsplatzierung zu, nachdem er die Allroundfähigkeiten seiner Malizia mit zwei zweiten Plätzen bei den Atlantik-Regatten in der direkten Vorbereitung 2024 bewiesen hatte.

Kurz vor dem Ziel noch einmal ein Riss im Groß. © Team Malizia

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8 Antworten zu „Vendée Globe Bilanz: In 80 Tagen um die Welt – Wie ist Boris Herrmanns Abschneiden zu bewerten?“

  1. Daniel Spenner

    sagt:

    Wir müssen uns angesichts der Veränderungen des globalen Wettergeschehens hin zu extremen Bedingungen wohl an solche Rennen gewöhnen, bei denen eine Entscheidung schon früh zu völlig unterschiedlichen Bedingungen für die Teilnehmer führen kann. mir ist es ein Rätsel, wie die Teilnehmer es so lange aushalten, dem Lärm, den Schlägen, den Wetterunbillen, dem Schlafmangel und der (doch sicher mitfahrenden) Angst standzuhalten und rationale Entscheidungen zu treffen. Ich glaube, Kritik steht nur einer Handvoll Menschen zu, die solchen Dauerbelastungen über so lange Zeit standhalten könnten.

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  2. Ivo Baumgart

    sagt:

    Es war das erste Mal, daß ich von der Vendee Globe etwas mitbekam. Absolut beeindruckend, was alle Segler dort leisteten & noch leisten. Ich hab mit Segeln rein gar nichts am Hut, war aber sehr beeindruckt von der Technik auf den Booten & der Tatsache einmal nur mit Hilfe der Windkraft um den Globus zu segeln und die Urkräfte der Natur mitzubekommen. Hab natürlich Boris Erlebnisse & das Ranking gespannt mitverfolgt. Ein geniales Rennen. Bin das nächste Mal auf jeden Fall wieder dabei (wenn auch nur als Fan & Zuschauer).

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  3. meerkater

    sagt:

    Wir betrachten immer nur die Segler und das Boot aber nur selten die Strukturen dahinter. Ich denke es macht einen Unterschied, auch in der Vorbereitung, ob man sich um seine Sponsoren selbst kümmern muss wie Pip Hare oder Conrad Colman, ein eigenes Team hat wie Boris oder angestellt ist wie Sam Goodchild oder Charlie Dalin. Hier wäre ein Hintergrundbericht sicher nicht nur für mich interessant.

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  4. Ralf Müller

    sagt:

    Obwohl ich an der Küste wohne,habe ich mit Segeln eigentlich gar nichts am Hut!
    Aber seit ich vor vier Jahren zum erstenmal die Vendee Globe bewusst verfolgt habe,ist dieses Rennen etwas ganz besonderes für mich geworden !
    An jedem Tag des Rennens habe ich mehrmals den Liveticker aktiviert um die aktuelle Position von Boris Hermann zu verfolgen!Habe Alles an Chats,Hiobsbotschaften und Platzwechseln verfolgt.
    Mein höchster Respekt gilt Allen Teilnehmern!
    Und doch hoffe ich,in vier Jahren,Boris Hermann auf dem Podest zu sehen!
    Bis dahin Alles Gute!

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  5. Petra

    sagt:

    Herzlichen Glückwunsch! Respekt! Das war eine grandiose Weltumrundung, trotz der vielen Schwierigkeiten. Weiterhin alles Gute!

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  6. Volker König

    sagt:

    Für uns “ Otto Normalverbraucher“ – Segler ist allein die Vorstellung 80 Tage allein um die Welt mit diesen F1- Imocas zu segeln und dabei die drei grossen Kaps der Weltmeere zu passieren unvorstellbar. Bis zum Start überhaupt zu kommen( Sponsoren, Finanzierung, Team, Boot, Qualifikation) ist schonmal eine gigantische Leistung, geschweige denn das Rennen auch noch bis zum Ziel durchzustehen. Und das mit einem respektablen 12. Rang.
    Für die in einem anderen Beitrag beschriebene, grosse Fangruppe ohne engen Bezug zum Segelsport ist es eine Gelegenheit an einem oder dem größten Abenteuer heutzutage virtuell teilzunehmen. Verbrämt auch noch mit dem grünen Anstrich beim Malizia- Team ist dieser Fangruppe der Rang schnuppe. “ Boris, geniesse diese einmalige Möglichkeit die ganze Welt zu sehen“.
    Für die kleine Gruppe der hardcore- Sportler und Regattasegeler ist der 12. Rang etwas unbefriedigend. Man hatte da manchmal den Eindruck dass BH nicht so fokussiert mit dem “ Messer zwischen den Zähnen“ gesegelt ist wie zB. die französischen Segler und Seglerinnen. Zu schnell hat Boris da auf die Meile genau ausgerechnet wieviel Rückstand jetzt ein Defekt ausmachen wird und resigniert über die Schönheit des Meeres und der Tierwelt philosophiert. Irritierend ist auch ein wenig, dass ausgerechnet bei ihm im Südatlantik nach Kap Horn ein Problem dem nächsten folgte.

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  7. eku

    sagt:

    Eine ordentliche Analyse, die im Grunde jede Häme (wie hier oft in den Kommentaren) obsolet macht.
    Neben allem was dazu schon an Argumenten vorgebracht wurde, möchte ich gerne auf einige Vergleiche verweisen:

    Ist das DHB Team auch eine „Loosertruppe“ oÄ?
    Was ist, wenn Bayern München mal nicht so performt wie erwartet?
    Warum werden bei olympischen Regatten oder den diversen Meisterschaften oder auch der Segelbundesliga niemals nicht nur ein Rennen gesegelt?

    Boris hat sich auch nicht selbst „gehypt“
    Das war ganz alleine das Verdienst einiger Journalisten und vor allem jeder Menge Zuschauern/Lesern/Fans etc.
    Der hat nie gesagt, dass er der „tollste Hecht im Teich“ ist, was Carsten oben auch nochmal beschreibt – Die Ergebnisse legten halt eine gewisse Favorietenrolle nahe.

    Mein Gott: Die anderen können auch alle segeln. Der Sieger der letzten VG musste aufgeben. etc …

    Zum Umgang mit den Medien: Die Leute verdienen alle damit Ihr Geld.
    Wenn es funktioniert, ist es in diesem Sinne richtig.
    Selbstverständlich kann man das blöd finden und sich diesem Circus entziehen
    Aber im Grunde verbietet sich jede Kritik Außenstehender an der medialen Präsens der Protagonisten, solange diese nicht menschenverachtend, rassistisch oder sonstwie verachtend daher kommt.
    Nimmt nicht weg, dass ich einiges auch nicht so gelungen finde, aber ich bin da sicherlich nicht der Maßstab.

    Enttäuschend bleibt es natürlich irgendwie – aber Werder hat mich die letzten Wochen auch enttäuscht.

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    1. Volker König

      sagt:

      ergänzend zu meinem vorigen Kommentar :
      Ich hab schonmal nach der Hinrunde im Atlantik mit über 1000sm Rückstand von BH die Frage gestellt ob. die Konzeption eines allein für das Südmeer optimierten Bootes zielführend ist. Wie auch „Segelreporter“ ausführt war das Wetter für alle im Atlantik auf der Hinrunde gleich. Es dürfte auch für einen Langstrecken- Regattasegler klar sein, dass man die Konkurrenz nicht in vollkommen andere( günstigere) Wettersysteme entwischen lassen darf.

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