Boris Herrmann vermeldet einen Schaden beim seinem wichtigsten Vorsegel. Die J2 ist nach einem Bruch des „Hooks“ am Vorstag heruntergerutscht und der Malizia-Skipper musste sie bergen. Schon vorher hatte er Meilen verloren. Nun wird der Angriff auf Platz vier noch schwieriger. Er äußert sich in einer Audio-Aufnahme.
„Wir haben ein kleines Problem“, sagt Boris Herrmann nach einem Schockerlebnis auf dem Atlantik. „Die Halterung des Vorsegels im Mast oben ist gebrochen, ein Metallteil. Das Segel ist am Vorstag heruntergerutscht. Ich konnte das Segel dann an Deck holen und dort festlaschen und segele mit einer kleineren Fock weiter. Das zerschmettert mir aber alle Chancen, hier wettbewerbsfähig zu sein. Das heißt, im Moment ist es recht windig und wellig. Erst wenn die Bedingungen ruhiger sind, kann ich hoffen, das Segel wieder am Mast zu befestigen. Allerdings ist das nicht sehr schnell absehbar, vielleicht in zwei oder drei Tagen.
Das ist ein Schlag ins Gesicht, wie er vielen bei der Vendee Globe passiert. Wäre dieses Rennen einfach, würden es viele machen. Es bleibt hart, es bleibt ein großer Rückschlag. Für unsere Platzierung besteht wenig Hoffnung. Mir geht’s gut, das Boot ist sicher.“
„Hallo zusammen, es ist der 10. Januar, 08:00 UTC, kurz nach einem wunderschönen Sonnenaufgang“, sagte Boris Herrmann noch in einem Video, das er vor wenigen Minuten von Bord gesendet hatte, so berichtet es sein Team. “Ich habe gut geschlafen und bin aufgewacht, weil ich ein Flattern gehört habe. Und tatsächlich ist der Haken des J2 gebrochen.“ Dadurch sei auch das Fall für dieses Segel gerissen.
Herrmann weiter: Malizia sei das einzige Boot mit dem verwendeten Hakenmechanismus. „Ich wollte das aus Sicherheitsgründen, für den Fall, dass das Segel reißt. Letztendlich fühle ich mich dafür verantwortlich, dass ich in dieser Situation bin, aber ich wollte diesen Haken wirklich für zusätzliche Sicherheit und dieser Teil ist nun gebrochen. Wir hätten es einfach wie alle anderen oben am Segel festzurren können, dann hätte ich dieses Problem nicht.“
Mit einem Hakenmechanismus wollte Boris Herrmann in der Lage sein, das Segel aus Sicherheitsgründen oder für Reparaturen am Fall klassisch bergen zu können. Anders als bei den anderen Segeln wird die J2 am festen Vorstag gesetzt, das den Mast nach vorne fixiert. Der Haken sei zwar gebrochen, aber das Stag nicht beschädigt.
„Jetzt habe ich also kein J2 mehr, es liegt unten auf dem Deck“, kommentiert der Team Malizia-Skipper. “Ich fühlte mich nicht in der Lage, unter diesen Bedingungen hinaufzuklettern und es wieder zu setzen.“ Außerdem wisse er nicht genau, wie man das anstellen soll. „Ich segle nun mit der J3, was im Moment in Ordnung ist.“
Er habe aber einige Meilen verloren als er „wahrscheinlich 10 bis 12 Meilen vor dem Wind“ segeln musste, um das Problem zu beheben. Herrmann hat sich nun in Luv von Thomas Ruyant positioniert, der schon seit einiger Zeit ebenfalls durch seine zerrissene J2 zurückfällt. „Wir sind also zwei Kameraden mit einem ähnlichen Problem.“
In engem Kontakt mit dem Team, das bei technischen Problemen von Land aus helfen kann, versucht Boris Herrmann, positiv zu bleiben und sich auf die Suche nach einer Lösung zu konzentrieren. „Ideal wäre es, das Segel wieder zu setzen. Das würde bedeuten, dass ich ein Fall am Segel befestige, wie das Fall eines der Spinnakers… Ich könnte es oben am Wirbel festzurren…und es dann unten spannen … Okay, ja, ich denke, das ist machbar, aber nicht einfach. Und wahrscheinlich braucht es bessere Bedingungen.“
Solange ihm das nicht gelinge fehlen wohl 30-40 Prozent der Performance. „Die Frage ist also, wann kann ich es setzen? Ist es vielleicht in einer in der Flaute möglich oder wenn wir vorher weniger Wellengang bekommen? Ich schätze, dass ich nun mindestens dieses Gruppe einschließlich Justine Mettraux verliere, und in der Rangliste auf den 10. Platz abrutsche. Der Kampf sollte also darum gehen, den 10. Platz bis zum Ziel zu halten. Das wird nicht einfach sein, da Samantha Davies, Clarisse Crémer und Benjamin Dutreux kommen. Aber ich werde es versuchen.“
Diese Einschätzung klingt sehr pessimistisch, da sich Thomas Ruyant aktuell auch ohne J2 noch relativ gut im Vergleich mit den Gegner hält. Aber Herrmann machen die offenbar die kommenden Reaching-Bedingungen im Passat Sorgen.
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