Bei der Vendée Globe ist Boris Herrmann nach seinen Schäden deutlich in die Defensive geraten. Gewährt ihm die Wetterentwicklung noch eine Verbesserung seiner Platzierung? Anders als für die führenden drei Boote sieht es für die Nachzügler wieder einmal deutlich komplizierter aus.
Boris Herrmann muss nach seiner Reparatur und dem Setzen der J2 schmerzlich für den dabei erlittenen Wegverlust nach Lee im Westen zahlen. In einem Interview mit dem Veranstalter erklärt er, wie „quälend langsam“ er unterwegs war und fast genau auf die Küste vor Recife zusteuern musste. Will Harris hatte schon am Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass man in diesem Bereich wohl nicht zu nahe an die Ostspitze von Brasilien herankommen sollte, weil dort in einem Korridor mit schwächerem Wind zu rechnen ist.
Aber Herrmann konnte sich nach dem Schaden seine Position nicht mehr aussuchen und verlor zusammen mit Thomas Ruyant auf der westlichen Route viele Meilen auf die direkte Konkurrenz. „Wir warteten verzweifelt, dass der Wind nach rechts drehte“, erklärt er. „Die Boote weiter östlich hatten diese Drehung mehr als einem Tag früher.“ Sie setzten sich damit ab, weil der Windwinkel weniger spitz und damit schneller war. Seit Sonntagabend konnte er schließlich auch beschleunigen.
Aber der Rückstand zu Jérémie Beyou und Sam Goodchild wie auch Paul Meilhat ist nun auf gut 350 Meilen angewachsen. Das Rennen um Platz vier scheint zu einem Dreikampf unter diesen Skippern geworden zu sein. Für Herrmann kommen vielleicht noch Nico Lunven (7.) und Thomas Ruyant (8.) in Reichweite. Beide haben mit technischen Problemen zu kämpfen. Insbesondere Ruyant muss auf seine J2 und das erste Reff im Groß verzichten. Lunven segelt ohne Windinstrumente am Masttopp. Möglicherweise kann Herrmann die Schwächen der Gegner ausnutzen. Aber er muss sich auch Justine Mettraux erwehren, die nur noch 80 Meilen achteraus segelt und zuletzt mit einem besseren Winkel deutlich schneller war.
Im Interview vergleicht Herrmann schon diese Ausgabe der Vendée Globe mit der vergangenen. Zu seiner eigenen Leistung sagt er: „Ich bin jetzt viel reifer. Letztes Mal war ich ein Anfänger, dieses Mal bin ich ein erfahrener Segler. 2020 hatte ich am Ende ein echtes Glücksrennen und hätte es fast aufs Podium geschafft. Jetzt bin ich besser vorbereitet befinde mich aber auf dem neunten Platz. Dennoch ist meine Arbeit an Bord besser als beim letzten Mal.“
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