An der Kieler Innenförde sah es beim Fly-By des Ocean Race beinahe aus wie in der Kieler Woche. Rund 25.000 Menschen hatten sich am Ufer versammelt, um dabei zu sein, wenn die Teams auf ihrem Weg um die Welt vor der Kiellinie die Tonne runden.
Als Erstes bog das 11th Hour Racing Team mit dem Offshore-Rennsport-Experten Charlie Enright als Skipper beim Fly-By in die Kieler Förde ein. Mit deutlichem Abstand folgte das Team Holcim PRB, zu dem die Kielerin Susann Beucke gehört. Die Olympiasilbermedaillengewinnerin im 49er FX in Tokio ist die erste deutsche Frau seit 40 Jahren, die bei dem Offshore-Format mitsegelt. Drittes Boot war das des Teams Biotherm mit dem französischen Skipper Paul Meilhat, vor dem Guyot Environnement Team Europe mit den zwei Berlinern Philipp Kasüske und Robert Stanjek als Co-Skipper neben Skipper Benjamin Dutreux aus Frankreich.
Innerhalb von sechs Monaten führt das Ocean Race die Segelcrews auf sieben Etappen um die Welt. Gestartet in Alicante/Spanien folgten Stopps auf den Kapverden, in Kapstadt, Itajaí /Brasilien, Newport/USA und Aarhus/Dänemark. Der Startschuss zur vorletzten Etappe fiel am 8. Juni in Dänemark.
Statt direkt um das Skagerak herum Kurs Richtung dem nächsten Etappenziel Den Haag/Niederlande zu nehmen, ging es für die fünf Crews zunächst Richtung Süden, wo es beim Fly-By in Kiel eine Tonne zu runden galt. Der Umweg lohnte sich: Denn obwohl die Boote nur auf der Förde vorbeiglitten, war die Begeisterung der Zuschauenden an Land groß. Jedes Boot wurde mit Jubelrufen und Applaus begrüßt und zugleich wieder verabschiedet.
Von Boot zu Boot liefen sich die Kieler langsam war. Und so erntete das Team Malizia mit Skipper Boris Hermann am meisten Applaus, als es als Letztes die Kieler Innenförde wieder verließ. Von einem Schwarm von Segel- und Motorbooten wurde das Team in gebührendem Abstand aus der Förde herausbegleitet.
Für den Hamburger Boris Hermann war das Vorbeifliegen in der Heimat ein emotionaler Moment. Trotz hochkonzentriertem Steuern winkte er immer wieder den Seglern am Rande des freigehaltenen „Segelkorridors“ zu. Geschätzt rund 2000 Privatboote begleiteten das Fly-By. In einer Videoschalte lobte er die gute Organisation, die es den Teams leicht machte, gut nach Kiel hineinzusegeln.
„Es ist schön, hier gleich in Kiel um die Wendemarke zu fahren. Die Bedingungen sind herausfordernd mit starken Windböen. Zum Glück ist aber der Kanal schön frei, also kein großer Stress mit Kollisionsgefahr. Alles ist schön geordnet, alle Schiffe sind an der Seite und wir können durch die Mitte segeln. 2002, als die Illbruck auf der letzten Etappe nach Kiel kam war es deutlich chaotischer“, sagte Hermann per Videoschalte, die auf einer großen LED-Wand auf dem Eventgelände übertragen und von Hunderten von Zuschauenden gebannt verfolgt wurde, „der Moment mit der Illbruck 2002 war eine große Inspiration. Und nun sind wir selbst hier. Das ist fantastisch.“
Das war ein großes Lob des bekannten Offshore-Seglers Boris Hermann für die Organisatoren. Und auch nach über 20 Jahren scheint die Segelbegeisterung in Kiel ungebrochen groß zu sein. Geduldig warteten die Zuschauerinnen und Zuschauer auf die Boote, die zunächst in großem Abstand nacheinander in die Innenförde einfuhren. Erst am Ende bot sich dem Publikum noch einmal ein besonders schönes Bild, als das Team Guyot Environnement Team Europe, das ebenfalls mit einer Welle der Begeisterung von Land aus begrüßt wurde, beim Verlassen der Förde das Team Malizia passierte.
Mit dem gelungenen Fly-By bei strahlendem Sonnenschein mit einem Rahmenprogramm, das neben Kulinarik und Unterhaltung auch viele Informationen zum Thema Meeresschutz lieferte, hat sich Kiel quasi schon als Etappenziel bei einer der nächsten Auflagen des The Ocean Race empfohlen. Auch das dänische Aarhus war erst Fly-By-Station und dann in diesem Jahr Race-Stopp. Nach über 20 Jahren könnte es Kiel vielleicht bald ebenso gelingen. Ausreichend jubelnde Segelbegeisterte wären auf jeden Fall garantiert.
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