Nach dem Vestas-Unfall beim Volvo Ocean Race ist immer noch nicht bekannt geworden, wie es zum Tod des Fischers kommen konnte. Nun melden sich die Skipper. Auch von Scallywag gibt es Erstaunliches zu hören.
Mark Towell vom Vestas-Team und Co-Skipper Charlie Enright, der bei dem Unfall vor Hong Kong nicht an Bord war, haben sich vier Tage nach dem Unglück mit einem Statement zu Wort gemeldet. Darin betonen sie ihr Mitgefühl und sprechen der Familie und den an der „tragischen Situation“ Beteiligten ihr Beileid aus.
Sie beschreiben, wie sie für das Fischerboot einen Mayday-Ruf aussandten und sich dann mit dem Hong Kong Marine Rescue Coordination Centre (HKMRCC) an der Rettung der Menschen aus dem Wasser beteiligten. Dabei bestätigen sie, dass sie ein Opfer an Bord nahmen – den Kapitän des Bootes – und dieses dann von einem Helikopter abgeborgen wurde.
Zum eigentlichen Unfall-Hergang ist aber weiterhin nichts bekannt. Wie kam es zur Kollision? War das Boot unbeleuchtet? Konnte man es nicht auf dem Radar sehen? War der Verkehr so dicht, dass man eigentlich die Fahrt von wohl gut 20 Knoten hätte mindern müssen?
Vestas muss den Schaden rechtzeitig reparieren
Die Informationssperre hat mit den laufenden Untersuchungen zu tun, die bei einem Todesfall andere rechtliche Konsequenzen haben können, als beispielsweise beim Auflaufen von Vestas vor drei Jahren. Damals war sofort das vorhandene Video-Material veröffentlicht worden.
Nun geht es für Vestas darum, den massiven Schaden auf der Backbord-Seite rechtzeitig zu reparieren. Dafür hat das Team angekündigt, den 100-Meilen-Trip zum chinesischen Guangzhou und auch das damit verbundene dortige Inport-Race auszulassen. „Zurzeit prüfen wir alle unsere Möglichkeiten, in das Rennen zurückzukehren“, sagt Enright.
Durch die unzureichende Informationspolitik reißen die Spekulationen zu dem Unfall nicht ab. Und die Wettfahrtleitung gerät mehr und mehr in die Schusslinie. Wie konnte sie dem Kurs mitten durch die Fischer-Flotte zustimmen. War die Gefahr nicht bewusst?
Sicherheit hat höchste Priorität bei dieser Regatta mit einem Sponsor wie Volvo. Und das schien auch verinnerlicht. Schließlich waren die Organisatoren sogar für Übervorsichtigkeit kritisiert worden, weil sie im Southern Ocean die Eis-Ausschlusszone so weit nach Norden verschoben haben. Hat man nicht sauber recherchiert? Oder ist bei Vestas jemand vor dem Radar-Schirm eingeschlafen?
Scallywag mit alten Seekarten
Man mag sich wundern, was bei diesem Rennen möglich ist. So hat der siegreiche Scallywag-Skipper gerade der South China Morning Post Einblicke zum erstaunlichen Etappensieg gewährt.
Dabei erklärt er unter anderem, warum sein Team so früh zurückgefallen ist. „Wir hatten ein kleines navigatorisches Problem.“ Die Daten der elektronischen Seekarte hätten nicht zu den Papierkarten gepasst. „Dieses Gebiet ist seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr überprüft worden. Deshalb gab es wohl die Diskrepanz. Es wäre ein Desaster gewesen, wenn wir ein Riff getroffen hätten. Deshalb stoppten wir, drehten um und bewerteten die Situation neu. Dabei verloren wir 50 bis 60 Meilen.“
Das führte schon kurz nach Melbourne zu einen Rückstand von mehr als 90 Meilen. Aber Witt behauptet: „Wir hatten einen Plan vor dem Start, und wir haben ihn ausgeführt. Dabei wussten wir, dass die Konkurrenten eine etwas andere Route wählen würden. Deshalb waren wir zuversichtlich, zur Spitze aufschließen zu können.“
Verzweiflungstat, oder gute Planung?
Der Erfolg bei dieser Etappe, der durch eine Abkürzung zustande kam, sah für die meisten Betrachter wie die normale Verzweiflungstat eines aussichtslos zurückliegenden Skippers aus, der einfach Glück hatte. Aber Witt scheint das anders zu sehen.
Dabei war er aufgefallen, als er bei der Etappe nach einem Comeback wieder massiv verloren hatte und sich frustriert äußerte: „Wir waren Idioten.“ Jetzt sagt er, dass damit der Navigation-Fehler gemeint war aber auch der Verlust eines Segels (J0), das über Bord gefallen war und nun schmerzlich vermisst wurde.
Aber dann sei da ja noch dieser Plan gewesen. „Wir waren natürlich zuversichtlich, dass es klappen würde, hätten aber nicht gedacht, dass es so gut ausgeht.“
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