Beim Volvo Ocean Race ist es zu einem Ausbruch gekommen, der das ganze Rennen entscheiden kann. Brunel und SCA haben sich auf einem Extremschlag 300 Meilen vom Feld entfernt. Wird es gut gehen?

Abwasch mit der natürlcihen Spülmaschine im Cockpit von Alvimedica. © Amory Ross / Team Alvimedica / Volvo Ocean Race
Beim Regattasegeln ist es eigentlich immer ein Zeichen von Schwäche, wenn man sich vom Feld entfernt. Wer sein Risiko erhöht, hat es meistens auch nötig. Der traut es sich nicht zu, auf dem Weg der kleinen Schritte, den Gegner zu zermürben. Der glaubt nicht mehr daran, die wichtigen Zweikämpfe gewinnen zu können.
Der Speed und das Selbstvertrauen mag fehlen, um auf diesem Weg, das Rennen zu gewinnen. Oder man liegt so weit hinten, dass einfach etwas passieren muss. Der Faktor Glück wird strapaziert. Vielleicht gelingt ja der große Wurf.
In dieser Situation befinden sich die Frauen des SCA Teams. Sie segeln bisher chancenlos hinterher. Am Anfang auch dieser vierten Etappe hatten sie durchaus Momente, in denen sie dagegen halten konnten. Aber so langsam rutschten sie dann doch wieder an das Ende des Feldes.
Team SCA bricht aus
So war es kein Wunder, als Skipperin Sam Davies am 10 Februar um 12:58 UTC die Wende gen Norden ansagte. Unmittelbar nach dem Positionsreport, so dass die Gegner den Schachzug erst beim nächsten Report mitbekommen. Nur Brunel konnte das Manöver erkennen, da die Frauen in der Reichweite ihres AIS Systems waren. Und kurz danach wendete auch Bouwe Bekking.
Schwer vorstellbar, das Bekking die Frauen decken wollte. Vielmehr ist auch in seinem Split vom Feld erkennbar, dass er jetzt aufs Ganze geht. Die vergangene Etappe war sehr enttäuschend, als sein Team die wichtigen Zweikämpfe verlor. Und auch diesmal lief es gar nicht gut.
Auf direktem Kurs verlor Brunel Meile um Meile auf die Konkurrenten um den Gesamtsieg Dongfeng und Abu Dhabi. Das ganze Feld zog vorbei. Der Rückstand betrug schon gut 10 Meilen als Bekking nach Norden wendete.
Bekking der alte Fuchs
Oder ob der alte Fuchs die Gegner in Sicherheit wiegen wollte? Hat er sich bewusst etwas zurückfallen lassen? Wenn er als Spitzenboot gen Norden gewendet hätte, wäre der Rest der Flotte wohl mitgegangen. So wäre es wirklich ein Meisterstück der Strategie. Die großen Konkurrenten kämpfen sich jedenfalls weiter in Sichtweite auf direktem Kurs zum Ziel. Dem Holländer und den Frauen ist der Split gelungen.
“Entscheidungen, Entscheidung” überschreibt Dee Daffari einen Beitrag vor der Wende. “Sollen wir oder sollen wir nicht?” Man brauche Nerven aus Stahl, wenn man den Umweg im Norden beschreite. “Werden sie mitkommen, wenn wir es tun? Das ist die Millionen Dollar Frage”.
Bis auf Brunel sind sie nicht mitgekommen. Und was sich als risikoreicher Extremschlag entpuppt, kann der große Bringer werden. So ist es immer. Luck oder Kack. Aber die Chancen stehen sehr gut, wie der renommierte Navigator Campbell Field herausgefunden hat. Nach seinen Berechnungen wird das Duo über die Nordroute einen Vorsprung von zehn Stunden heraussegeln.
Könnte klappen
Die Strömung hat geholfen und der stärkere Wind im Norden. Zurzeit segelt das Nord-Duo mit 18 Knoten Speed und ist damit gut fünf Knoten schneller als die Konkurrenz im Süden. Mit einem solchen Schlag hatte schon Puma Erfolg beim Volvo Ocean Race 2012. Es sieht so aus, als könnte es wieder klappen.
Das gesamte Rennen wäre wieder offen. Denn Dongfeng kommt bisher überhaupt nicht zurecht. Der Wechsel auf vier Positionen inklusive Navigator scheint nicht zu funktionieren. Während das gesamtführende Team zu Beginn eindrucksvoll dominierte musste es im Klein-Klein unter der Küste Federn lassen und fiel zeitweise auf den letzten Platz der Gruppe zurück. Die vier Boote liegen aber noch eng zusammen im Abstand von 5 Meilen.
Der mögliche Rennverlauf aus dem Computer von Campbell Field:
Wäre schön, wenn der Mut mal belohnt wird… ich drücke die Daumen!
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Roy Heiner hat auf Synergy schon einmal einen solchen Extremschlag auf dem Weg nach Florida gemacht (Volvo 2002???) Er wurde belohnt mit einem zweiten Platz glaube ich.
Ich drücke den Holländern die Daumen!
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