Volvo Ocean Race: Wouter Verbraak verarbeitet seinen Navigationsfehler im Buch

Jenseits des Schiffbruchs

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Pflichtlektüre für alle, die sich fragen, wie man sich von solch einem Desaster wieder erholen kann © verbraak

Verbraak schildert offen und ehrlich, wie es zu dem Desaster kommen konnte. Und gibt faszinierende Einblicke in das Leben der Elite-Segler an Bord der VO Racer.

29. November 2014: Mitten im Indischen Ozean läuft die „Vestas Wind“ während der zweiten Etappe des Volvo Ocean Races auf ein Riff – das Schiff wird stark beschädigt, die Crew hat Glück im Unglück und wird unversehrt vom Atoll abgeborgen. Eine Fortsetzung des Rennens ist für die enthusiastische, durchaus favorisierte Crew unmöglich – Super GAU für den verantwortlichen Navigator Wouter Verbraak.Volvo Ocean Race, Vestas Wind, Wouter Verbraak

Nach Aufarbeitung des Unglück-Hergangs wird der Holländer im Januar 2015 offiziell von seinem Job suspendiert; die „Vestas Wind“ wird in Italien wieder aufgebaut und kann die letzten beiden Etappen des Volvo Ocean Races mitsegeln. Ohne Verbraak, versteht sich.

 Mahlstrom der Gedanken und Gefühle

Der hat die letzten Monate genutzt, um ein Buch zu schreiben, das ihn erneut in den Mittelpunkt seglerischer Diskussionen bringen dürfte. Was hat man ihm nicht alles vorgeworfen, nach dem Schiffbruch: Dummheit, Leichtsinn, professionelle Unfähigkeit… um nur die charmanteren Beschimpfungen zu nennen. Kein anderer Fehler eines Seglers wurde in den letzten Monaten so oft „durchgekaut“ wie dieser: Eine High Tech-Rennyacht, die von einer elitären Crew um die Welt gesegelt werden soll, erleidet Schiffbruch, weil der Navigator nicht tief genug in die elektronische Karte zoomte – das muss man sich mal vorstellen!

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Kopf hoch, Mann © vestas wind

Und genau das hat Wouter Verbraak gemacht. In „Beyond the Break – Lessons from a Life in High Performance Teams“, berichtet der ehemalige Navigator der „Vestas Wind“, wie es zu diesem kapitalen Fehler kommen konnte, welche Gefühlsstürme und emotionalen Dammbrüche er dabei und danach erlitt, aber auch, welche Lehren man für die Zukunft daraus ziehen kann.

Ein Buch, mit dem Verbraak sicher erneut polarisieren wird. Pflichtlektüre für alle Fans des Volvo Ocean Races. Und für alle, die sich fragen, woher einer wie Verbraak die Kraft nimmt, um nach solch einem Desaster wieder aufzustehen um erhobenen Hauptes erneut… zu segeln!

Wouter Verbraak

„Beyond the Break – Lessons from a Life in High Performance Teams“, in Englisch und Niederländisch, 19, 95 Euro, hier bestellen

 

Leseprobe aus dem Buch, die Minuten und Stunden nach dem Schiffbruch:

Dark feelings are starting to rise. I get angry at myself. How could we not have seen the reef? Why did I not zoom in more? I know the electronic charts can have problems with showing details at a larger scale, but missing a complete atoll with reefs and islands?

Exhausted, I sit down on the tubes of the liferaft that we dragged up the beach. It all comes out now. A maelstrom of thoughts keeps going through my head. How did we not see this? What now? How do the others feel? What do the others think of me? With my hands in my head, I feel my eyes well up. I feel like curling up into a ball.

I just want to get out of here, and be home with Kristine and Nicklas (wife and son). Away from all this. All the hard work of the last months, gone. All the sacrifices that we as a family have made for me to do well in the race, chase my dreams, are now done in vain.

I sit there for I don’t know how long. When I look up, I see that the sun is touching the horizon. With the emotions let out, I am able to think a bit clearer. I have hit rock bottom. I am on the rocks. How to move forward from this? There is only one way. I need to gather the courage to stick my hand up. Admit that I made a mistake. Apologize to the team. Don’t be a coward. Step up.

Eine Antwort zu „Volvo Ocean Race: Wouter Verbraak verarbeitet seinen Navigationsfehler im Buch“

  1. Moin Wouter,

    seit dir das passiert ist, drehe ich bestimmt drei Mal mehr am Zoom Button des Plotters, als früher. Inzwischen drehe ich so lange hoch, bis ich die beiden Bereiche mit der hellblauen und der dunkelblauen Einfärbung *immer* sehe.
    Auch schaue ich wieder vor der Etappe und während derselben viel öfter und intensiver als früher auf die gedruckte Karte.
    Auch mein Plotter hat das gleiche Problem, er zoom schlicht und einfach Details aus, wenn der Maßstab zu groß wird.
    Ich kann nachvollziehen, was passiert ist (glaube ich). Ich muß von Glück reden, ich glaube, mir hätte es auch passieren können.
    Deshalb habe ich heute Abend dein Buch bestellt. Ich bin Nr. 380+, finde ich eigentlich noch ziemlich wenig…
    Nuja, bin jedenfalls gespannt, was du zu schreiben hast.

    Gruß
    Addi

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