Warum gerade O-Jolle? Das sagt der frisch gebackene Europameister aus Österreich

Babyboomer strömen in die Traditionsklassen

„Ich war der Party Crasher für meine Kollegen aus dem Norden“, grinst Martin Lehner. Der 57-jährige Österreicher gewann am Urnersee, wie der südöstliche Zipfel des Vierwaldstättersees genannt wird, die Europameisterschaft der O-Jolle, einer Klasse, die traditionell von den Deutschen und Niederländern dominiert wird. Damit beendete er eine Durststrecke von sage und schreibe 69 Jahren – so lange ist es her, dass ein österreichischer O-Jollen-Segler EM-Gold in Empfang nehmen durfte.

O-Jolle Europameister Martin Lehner ©Winfried Woisetschläger

O-Jolle Europameister Martin Lehner ©Winfried Woisetschläger

Von ungefähr kommt der Erfolg nicht: Martin Lehner, 1,92 m groß und von Berufs wegen Architekt, war im ILCA7 als mehrfacher Staatsmeister und Bestenlisten-Sieger eine konstante Größe in seinem Land und räumte auch in der internationalen Master-Szene Medaillen am laufenden Band ab; unter anderem gab es für ihn zwei Mal Gold bei der EM sowie Bronze bei der WM.

Segeln kann er also, der Lehner, und die Bedingungen vor Flüelen spielten ihm zusätzlich in die Hände. Unbeständiges Wetter bescherte den 44 Teilnehmern sehr drehende und schwer zu lesende Windbedingungen. „Ganz wie auf unseren Alpenseen und das ist mir zweifellos entgegengekommen“, spricht Lehner, der 2019 in die O-Jolle eingestiegen ist, Klartext.

44 Teilnehmer? In einer Zeit der allerorts sinkenden Flottengrößen? Echt jetzt?
Ja, echt. Während andere Klassen mit schleichendem, manchmal sogar rasantem Schwund zu kämpfen haben, kann sich die O-Jolle über stabile bzw. wachsende Zahlen freuen.

In Deutschland zählt sie zu den aktivsten Klassen überhaupt: Es gibt mehr als 60 Regatten pro Saison und im vergangenen Jahr haben gezählte 288 Segler an mindestens einer davon teilgenommen. In Österreich hat die Klassenvereinigung aktuell rund 50 Mitglieder – vor ein paar Jahren waren es noch 25.

In beiden Nationen gehört der Großteil der Segler (Seglerinnen sind die ganz große Ausnahme) zu den sogenannten Babyboomern mit einem Geburtsjahr zwischen 1960 und 1975, und die scheinen gerade die traditionellen Klassen für sich wieder zu entdecken. Auch die gute alte OK-Jolle hat erstaunliche Zuwächse zu verzeichnen und bei den Finn Masters Worlds im italienischen Puntala drängten sich fast 300 Kerle um den besten Platz an der Startinie.

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