World Match Race Tour: Katamaran-Rennen punkten im Vergleich zum Match Race Germany

Modernes Match Race

Der zweite Akt der World Match Tour zeigte mehr Unterhaltungs-Potenzial der Katamaran-Duelle, als zuvor gedacht. Das adaptierte America’s-Cup-Format punktet im Vergleich zum klassischen Match Race.

World Match Race Tour

Mit Fullspeed um die erste Tonne. © wmrt

Natürlich ist es schade, wenn eine große renommierte Regatta wie das Match Race Germany so sehr an Bedeutung verliert. Schließlich ist die Entwicklung nicht selbst verschuldet. Seit der America’s Cup auf Katamaranen abgehalten wird, hat die Monohull-Match-Race-Szene dramatisch gelitten.

Die besten Segler der Welt segeln nicht mehr auf den schweren Kielbooten, wenn sie an der Spitze bleiben wollen und der aktuellen Entwicklung folgen wollen. Sie jagen den großen Preisgeldern hinterher und wollen sich eine Chance auf den Millionen Euro Scheck beim Finale in Marstrand sichern.

Jablonski gewinnt mit jungem lokalen Team

So war es schwierig, am Bodensee ein gutes Feld an den Start zu bekommen. Dabei waren die Bedingungen so gut wie selten beim Segelfest am Bodensee. Karol Jablonski war der einzige große Name am Start. Klasse, dass er mit einer junge Crew der lokalen Vereine segelte und überlegen siegte. Aber angesichts der Konkurrenz von überwiegend  internationalen Nachwuchs-Seglern wäre alles andere eine Überraschung gewesen.

3.999 Euro erhielten die Sieger in Langenargen, dagegen waren es umgerechnet 29.100 Euro in Kopenhagen. Klar, dass die Segler, mögliche Kritik herunter schlucken, wenn sie da mitmachen dürfen. Sie sehen die neuen Chancen. Ärgerlich für das deutsche Top-Event, dass genau zeitgleich die World Match Race Tour ihr zweites Event in Kopenhagen austrug und der direkte Vergleich noch krasser ausfiel.

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Überlappung im Vorstart. Wie früher. © wmrt

Dabei starteten in Dänemark 20 Teams, und vom 9. bis 20. Platz erhielten alle Crews jeweils rund 4100 Euro. Und nicht nur  Börse stimmte. Bei allen skeptischen Vorhersagen zur fehlenden Attraktivität der Duell-Rennen auf den M32 Katamaranen, gelang den Veranstaltern der Beweis, dass die Zweikämpfe durchaus ansehbar sind.

Viele Führungswechsel

So viele Führungswechsel und spektakuläre Szenen gibt es sonst selten beim Matchen. Zwar sind die Vorstart-Duelle sehr limitiert, dafür passiert aber auf dem Kurs mehr. Mit einem breiten Lee- und Luvtor besteht für den Verfolger jeweils eine gute Möglichkeit, zum Angriff. Außerdem engen Begrenzungstonnen das Spielfeld ein und zwingen zu mehr Manövern.

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Das Frauen-Team um Sally Barkow segelte auf einen starken sechsten Platz. © wmrt

Bei drehendem und böigem Wind, spielt das Glück häufig eine große Rolle, weil Katamarane extrem beschleunigen und viele Meter gutmachen können. Aber mit Taylor Canfield setzte sich einer der Top-Favoriten durch. Und das ist immer ein Zeichen dafür, dass es kein reines Topfschlagen war.

Allerdings benötigte der Mann von den Virgin Islands mit seinem Team durchaus jede Menge Glück, um schließlich im Finale vorne zu liegen. So wäre er um ein Haar gegen das Frauen-Team um Skipperin Sally Barkow ausgeschieden. Die Crew, die sich aus dem Volvo Ocean Race-Team SCA rekrutiert hatte, den Weltmeister bei zwei Match Bällen kurz vor der Niederlage, als er schließlich aber doch noch vorbei zog.

Kurios war auch der Final-Sieg gegen 49er-Olympiasieger Iker Martinez, der seinen Weg von der gescheiterten Nacra17 Kampagne zu den M32 fand. Der Spanier segelte in Führung liegend beim Stand von 0:2 eine Runde zu viel und machte Canfield zum Sieger.

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Überholmanöver auf dem Kurs. Das Luvboot bekommt eine Böe. © wmrt

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Die Sieger feiern vor den Zuschauern. © wmrt

Kopenhagen 2016 – Overall Results

1. Taylor Canfield (ISV), US One
2. Iker Martinez (ESP), Team España
3. Nicklas Dackhammar (SWE), Dackhammar Racing
4. Yann Guichard (FRA), Spindrift Racing
5. Mattias Rahm (SWE), Rahm Racing
6. Sally Barkow (USA), Team Magenta 32
7. Ian Williams (GBR), GAC Pindar
8. Bjorn Hansen (SWE), Nautiska Racing
9. Phil Robertson (AUS), Waka Racing
10. Johnie Berntsson (SWE), Flux Team
11. Evan Walker (AUS), KA Match / CYCA
12. Nicolai Sehested (DEN), Trefor Matchracing
13. Chris Steele (AUS), 36 Below Racing
14. Michael Hestbaek (DEN), Team Hydra
15. Sam Gilmour (AUS), Neptune Racing
16. Steven Thomas (AUS), Royal Perth Yacht Club
17. Joachim Aschenbrenner (DEN), Aschenbrenner Racing
18. Hans Wallén (SWE), Wallén Racing
19. Eric Monnin (SUI), Albert Riele Swiss Team
20. Mans Holmberg (SWE), Team Holmberg

Ergebnisse WMRT Kopenhagen 2016

Prestart des letzten Rennens:

Prestart Canfield – Martinez

Penalty für Canfield

Martinez verpasst es, ins Ziel zu segeln

Canfield überholt Barkow in letzter Sekunde zum 2:2 Ausgleich

Canfield macht es noch einmal und siegt in letzter Sekunde gegen das Frauen-Team:

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

3 Kommentare zu „World Match Race Tour: Katamaran-Rennen punkten im Vergleich zum Match Race Germany“

  1. Manfred sagt:

    @ Multi dude: Danke dafür, dass du das mal zusammen gefasst hast. Komme ein wenig durcheinander mit den 32 Füssern. Jetzt verstehe ich die Unterschiede die ich NICHT sehen kann. Am vergangenen WE war wohl wieder eine GC32 Veranstaltung, Diesmal 4 (!) Boote in Österreich. Ich dachte erst, ich lese nicht richtig. ESS wird dann auch mit GC32 gesegelt…zweifel… ja nee, Im Juni in Cardiff, im Juli in Hamburg.

    Das WMRT Format in K´hagen hatte mir gut gefallen. Spannende Rennen, die von gut bezahlten und überenthusiastischen Moderatoren kurzweilig moderiert wurden. Allerdings lag Clean mit seinen Einschätzungen häufig daneben. Vielleicht hatte er keine gute Sicht auf die Regattabahn. Das Iker M. im 3. Rennen, welches dem Finale noch mal Luft eingehaucht hätte, am Ziel vorbei segelte, tat richtig weh.

  2. Multi dude sagt:

    Wer einmal auf so einem M32 gesessen hat sieht das ein bisschen anders, auch wenn das herkömmliche Match Race immer noch seine Daseinsberechtigung hat und nicht mit den neuartigen Kat Rennen zu vergleichen ist welche meiner Meinung nach nicht als klassisches Match Race verstanden werden sollten, sondern eher die Bedeutung der WMRT für die damaligen ACC Campaigns im neuen Multihull Zeitalter transferieren. Für die Schachzüge (keinenfalls als klassische Match Race Manöver zu verstehen) die im AC nachher wichtig sein wird braucht es meiner Meinung nach keine foilenden GC 32´s die in der Hälfte der Bedingungen in den Stadien eh nicht dauerhaft fliegen und foiling gybes aufgrund mangelnder Winschbelegung nicht möglich sind in bestimmten Bedingungen. Dafür eignen die sich die halb so schweren (bei gleicher Länge) M32´s sehr gut, denn sie verkörpern sehr gut maßstabsgerecht die Einschränkungen in den Manövern, die man auch mit einem AC hat, kommen jedoch aufgrund des geringen Gewichtes und der Beschleunigung schnell wieder auf „Kurs“. Gleichzeitig sind sie mit Kampagnenkosten um die 400-500k Euros für 3 Saisons unter den Anschaffungskosten eines GC´s.

  3. Ballbreaker sagt:

    Und warum punkten jetzt die Katamaran Rennen gegenüber dem MR Germany?

    – Weil man mal wieder schön sehen kann, dass x Führungswechsel allein der miserablen Manövrierfähigkeit der Kats geschuldet sind und weniger der taktischen Brillianz des gegnerischen Teams?
    – Weil die Profis dem Ruf der Kohle folgen und Kat segeln müssen?
    – Weil der World Match Racing Tour Moderator anscheinend schlecht mit seinen Psychopillen eingestellt ist?
    – Weil Videotitel anscheind die Wörter und Phrasen wie „awesome“, „shock“, „Wow“, „incredible“, „I can not believe what is happening in front of my eyes“ beinhalten müssen um das Event noch „spannender“ zu präsentieren?

    Allein im Vergleich der hier verlinkten Videos schneidet – meiner Meinung – das alt hergebrachte, „antiquierte“, Monohull Matchrace deutlich besser ab als die überdrehte und überbewertete Konkurrenzveranstaltung in Kopenhagen.

    Naja, jedem das Seine….

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