Kirsten Neuschäfer und Tom Slingsby sind bei den World Sailing Awards in Málaga als Weltsegler des Jahres gekrönt worden. Selten war die Dominanz bei den Frauen so deutlich.
Die Leistung der Südafrikanerin Kirsten Neuschäfer bei der wahrhaft härtesten Regatta der Welt, einhand nonstop in einem Oldtimer um die Welt, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Die Tochter eines deutschen Vaters und einer englischen Mutter war fast 234 Tage beim Golden Globe Race unterwegs und besiegte bei dieser kraftraubenden Odyssee auch die gesamte Männer-Flotte. Der Brite Simon Curven war zwar deutlich schneller und trotz eines Reparatur-Stopps knapp eher im Ziel, aber das schmälert ihre Leistung nicht. Sie hat ihr Schiff eben entsprechend der Regeln intakt gehalten.
Eine Award-Zeremonie im Rahmen der besten Regattasegler der Welt mag nicht ihre liebste Bühne sein. Vielleicht fehlte sie deshalb bei der großen Show „aufgrund anderer Verpflichtungen “ wie der Veranstalter lapidar vermeldete. Es wurden keine Einzelheiten genannt. Da mag ein beleidigter Unterton mitschwingen. Und der setzt sich in der Pressemitteilung fort, die ihre Leistung schon fast untergehen lässt.
Tatsächlich konnte diesmal Tom Slingsby wohl froh sein, dass es jeweils eigene Rubriken für Frauen und Männer gab. Denn über alles wäre Neuschäfers Erfolg wohl höher zu bewerten als der Sieg beim SailGP, wenn auch zum dritten Mal in Folge.
Neuschäfer schickte immerhin eine Videobotschaft. Darin sagt sie: „Es ist eine unglaubliche Ehre, unter so erstaunlichen, gefeierten und legendären Seglern nominiert zu sein. Diesen Preis auch durch die Anerkennung eine so geschätzte Jury und durch die Öffentlichkeit zu gewinnen, bedeutet mir umso mehr. Vielen Dank an alle, die an mich geglaubt und mich angefeuert haben.“
Tom Slingsby ist nun schon zum dritten Mal zum männlichen Rolex World Sailor of the Year 2023 ernannt worden. Damit liegt er hinter Ben Ainslie auf Platz zwei, der viermal die Auszeichnung erhielt. Inzwischen sitzt der Australier auch am Steuer von American Magic. Wenn er im nächsten Jahr den America’s Cup gewinnt und Ben Ainslie besiegt, hätte er wohl gute Chancen erneut zum besten Segler der Welt gewählt zu werden.
Die weiteren Auszeichnungen:
Team of the Year: 11th Hour Racing Team nach dem Sieg bei The Ocean Race
Boat of the Year: AC40 für das innovative und technologisch fortschrittliche Design, das mit selbstwendenden Vorsegeln und einem Autopilot-Steuerungssystem, für einen stabilen Flug sorgt.
11th Hour Racing Sustainability Award: Magenta-Projekt. Organisation, die versucht, Frauen einen gleichberechtigten Zugang und gleiche Chancen im Segelsport zu ermöglichen
Beppe Croce Trophy: Dick Rose für seine Bemühungen seit mehr als drei Jahrzehnten die Änderungen der Regeln zu organisieren und dokumentieren.
President’s Development Award: Andrew Simpson Foundation die in zehn Jahren fünf Segelzentren eröffnete und mehr als 160.000 junge Menschen dabei unterstützt hat, auf das Wasser zu gehen und den Segelsport zu entdecken. Die Stiftung investierte im Namen des tragisch verstorbenen America’s Cup Segler umgerechnet 11,5 Millionen Euro
Schreibe einen Kommentar