World Sailor of the Year 2023: Kirsten Neuschäfer und Tom Slingsby

„Aufgrund anderer Verpflichtungen…“

Kirsten Neuschäfer und Tom Slingsby sind bei den World Sailing Awards in Málaga als Weltsegler des Jahres gekrönt worden. Selten war die Dominanz bei den Frauen so deutlich.

Kirsten Neuschäfer nach der siegreichen Weltumsegelung. © Ville des Sables d’Olonne

Die Leistung der Südafrikanerin Kirsten Neuschäfer bei der wahrhaft härtesten Regatta der Welt, einhand nonstop in einem Oldtimer um die Welt, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Die Tochter eines deutschen Vaters und einer englischen Mutter war fast 234 Tage beim Golden Globe Race unterwegs und besiegte bei dieser kraftraubenden Odyssee auch die gesamte Männer-Flotte. Der Brite Simon Curven war zwar deutlich schneller und trotz eines Reparatur-Stopps knapp eher im Ziel, aber das schmälert ihre Leistung nicht. Sie hat ihr Schiff eben entsprechend der Regeln intakt gehalten.

Eine Award-Zeremonie im Rahmen der besten Regattasegler der Welt mag nicht ihre liebste Bühne sein. Vielleicht fehlte sie deshalb bei der großen Show „aufgrund anderer Verpflichtungen “ wie der Veranstalter lapidar vermeldete. Es wurden keine Einzelheiten genannt. Da mag ein beleidigter Unterton mitschwingen. Und der setzt sich in der Pressemitteilung fort, die ihre Leistung schon fast untergehen lässt.

Kirsten Neuschäfer wird in Frankreich für ihren Sieg beim 2022/3 Golden Globe Race bejubelt. © Barry Pickthall / GGR

Tatsächlich konnte diesmal Tom Slingsby wohl froh sein, dass es jeweils eigene Rubriken für Frauen und Männer gab. Denn über alles wäre Neuschäfers Erfolg wohl höher zu bewerten als der Sieg beim SailGP, wenn auch zum dritten Mal in Folge.

Neuschäfer schickte immerhin eine Videobotschaft. Darin sagt sie: „Es ist eine unglaubliche Ehre, unter so erstaunlichen, gefeierten und legendären Seglern nominiert zu sein. Diesen Preis auch durch die Anerkennung eine so geschätzte Jury und durch die Öffentlichkeit zu gewinnen, bedeutet mir umso mehr. Vielen Dank an alle, die an mich geglaubt und mich angefeuert haben.“

Tom Slingsby ist zum dritten Mal Word Sailor of the year. © Mark Lloyd / World Sailing

Tom Slingsby ist nun schon zum dritten Mal zum männlichen Rolex World Sailor of the Year 2023 ernannt worden. Damit liegt er hinter Ben Ainslie auf Platz zwei, der viermal die Auszeichnung erhielt. Inzwischen sitzt der Australier auch am Steuer von American Magic. Wenn er im nächsten Jahr den America’s Cup gewinnt und Ben Ainslie besiegt, hätte er wohl gute Chancen erneut zum besten Segler der Welt gewählt zu werden.

Die weiteren Auszeichnungen:

Team of the Year: 11th Hour Racing Team nach dem Sieg bei The Ocean Race

Boat of the Year: AC40 für das innovative und technologisch fortschrittliche Design, das mit selbstwendenden Vorsegeln und einem Autopilot-Steuerungssystem, für einen stabilen Flug sorgt.

11th Hour Racing Sustainability Award: Magenta-Projekt. Organisation, die versucht, Frauen einen gleichberechtigten Zugang und gleiche Chancen im Segelsport zu ermöglichen

Beppe Croce Trophy: Dick Rose für seine Bemühungen seit mehr als drei Jahrzehnten die  Änderungen der Regeln zu organisieren und dokumentieren.

President’s Development Award: Andrew Simpson Foundation die in zehn Jahren fünf Segelzentren eröffnete und mehr als 160.000 junge Menschen dabei unterstützt hat, auf das Wasser zu gehen und den Segelsport zu entdecken. Die Stiftung investierte im Namen des tragisch verstorbenen America’s Cup Segler umgerechnet 11,5 Millionen Euro

 

15 Antworten zu „World Sailor of the Year 2023: Kirsten Neuschäfer und Tom Slingsby“

  1. PL_hoffy

    sagt:

    Ihre Unterscheidung hinkt sehr, Segelsportwettbewerbe um Internetreichweite.
    Gut gemachter Social Media Content erzeugt heute eher sponsoraffine Reichweite als per se rassige Rennergebnisse.
    Sicher würde sich jemand mit Kirstens Background ( ohne match-race xperience ) sehr schwer tun im Imoca-Umfeld, aber nicht unmöglich, siehe Pip Hare, ähnliche Biographie.
    ZB die aktuelle TJV verfloge ich sehr gern, im Vergleich zur GGR aber doch recht vorhersehbar alles bisher, freue mich sehr dass zB Sam Davies endlich mal ihr Potential umsetzen kann. Seit Ellen Mc Arthur sind die Frauen ein paar mehr geworden, jedoch ists noch recht neu dass zB Cremer und Davies seit Ellen Mc Arthur jetze auch mal wieder Top-Material bewegen dürfen.

    Ich halte die GGR für eine sehr interessanten Wettbewerb, besonders die Astro Navigation. Fänds gut wenn ein paar Regeln aufgeweicht würden um die Sicherheit zu erhöhen….und eine Lösung für mehr Live-Content von Bord fänd ich toll…aber wahrscheinlich schwierig die grundätzliche DNA des Wettbewerbes damit nicht zu verwässern.

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    1. atlantis

      sagt:

      Ich habe absolut nichts dagegen, wenn jemand für Langkiel-Oldtimer und Astronavigation schwärmt, auch wenn nur drei Boote ins Ziel kommen.

      Allerdings sollte im Gegenzug auch akzeptiert werden dass die Mehrheit sich eher für die Vendee Globe und ähnliche Rennen interessiert, wo den Teilnehmern mehr abverlangt wird und die Ausfallrate trotzdem wesentlich geringer ausfällt

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      1. PL_hoffy

        sagt:

        Moin.
        Wenn eine Social Media Diskussion bei „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ angekommen ist…. dann ein Prost darauf…. ich kann gut mit „not my cup of tea“ leben bzgl GGR… wie oft zu lesen, ein kontroverser, disskusionswürdiger Segelsportwettbewerb.

        Ich mag rassige Imocas ebenso wie weich eintauchende Langkieler, Astronavigation und sinnvoll geplant up-to-date Navigationselektronik, ich setze letzteres gern und oft auf meinem Boot ein.

        Ein Non-Stop Solo Trip durch den Südozean ist ganz gleich in welchem Setting eine oberkrasse Nummer, verstehe nicht warum die Leistung von Kirsten Neuschäfer wegen einer Preisverleihung die Aufmerksamkeit erzeugt in Social Media dedisst werden muss. Cheers!

  2. PL_berthneutze

    sagt:

    atlantis schrieb:
    „Als Regattasegler bin ich eher bei Samantha Davies oder Clarisse Cremer, die ein Vielfaches von Kirstens Leistung erbringen und daher auch dementsprechend respektiert werden.“

    Wie gut, dass wir in Ihnen ein Organ für erbrachte Leistung im Segelsport haben.

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  3. PL_jmaas

    sagt:

    Kann mir jemand erklären, warum man sich da in die Wolle kriegen muss? Kann man nicht beiden ihre Preise gönnen?

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  4. PL_berthneutze

    sagt:

    @Atlantis: Mansplaining von Sofaseglern. Herr Slingsby macht seit mehr als 20 Jahren nichts anderes als hochbezahltes Regattasegeln am Lenkrad. Frau Neuschäfer musste sich ihren Lebensunterhalt und Status mit Knochenarbeit erwirtschaften. Spekulation meinerseits: Ich bin sicher, dass Slingers die Runde um die Erde ohne elektronische Hilfen nicht gewonnen hätte – wahrscheinlich nicht mal vollendet. Er wäre noch nicht mal angetreten. Dann doch lieber America’s Cup – im Dschungelkamp der Geldsegelei.

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  5. PL_berthneutze

    sagt:

    edit: den Artikel in der Yacht hat im übrigen Tatjana P. geschrieben. Die Zeilen fur Slingsby: 40, für Kirsten Neuschäfer: 9

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  6. PL_berthneutze

    sagt:

    Danke für einen weiteren aufgeklärten und kritischen Kommentar. Ein Konkurrenzmedium zeigt 5 Bilder von „Slingers“ aber nur 2 von Kristen Neuschäfer, und auch im Textteil bleibt die Zeilenmenge deutlich hinter dem männlichen Sieger. Es gibt noch einiges zu tun im Kampf gegen die Alte-Männer-Riege im Segelsport.

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    1. atlantis

      sagt:

      Sorry, aber das ist doch Quatsch !

      Kirsten Neuschäfer ist in der Segelszene ein unbeschriebenes Blatt. Es gibt nichts über sie zu berichten,
      da sie nur Charterboote überführt und Film-Crews nach South Georgia, the Falklands, Patagonia and the Antarctic peninsula gebracht hat.

      Da ist Tom Slingsby als Olympiasieger in der Laser-Klasse ein ganz anderes Kaliber, über das es auch aufgrund der Siege beim Americas Cup und dem Sydney-Hobarth Race viel mehr zu berichten gibt.

      Beim GGR waren übrigens nur Langkieler, die vor 1988 entworfen wurde und eine Länge von 9,75 bis 10,97 m aufwiesen, zugelassen.
      Moderne Technik oder satellitengestützte Navigation war verboten.

      Wir sprechen also von einem Fahrtenseglerwettbewerb, der von spleenigen Briten ins Leben gerufen wurde, und daher in sportlicher Hinsicht nicht überbewertet werden sollte.

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      1. LieberNicht

        sagt:

        Hey Fahrtensegler, hast du es schon um die Welt geschafft?
        so ca 25k SM ohne anzuhalten oder sonstwas ..
        Und das soll kein Sport sein?
        In welcher Welt lebst du??

        High Speed ist das sicherlich nicht, aber Sport auf jeden fall!
        Und lass bitte deine arroganten Einstellungen in der Tonne verschwinden :-))
        Wäre nett!

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        1. atlantis

          sagt:

          Watson schrieb: „Unterwegs schlief sie ab Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Den Tag begann sie mit einem Kontrollgang über Deck, zum Frühstück gab es Müsli und Kaffee. “

          Und dann gibt es noch das folgende Video, in dem sie 1 1/2 Stunden redet:

          https://youtu.be/XPrEs4zBz8I?si=kKXJ_Ria5s670lNq

          Mir war es zu langweilig und unspektakulär, so dass ich nach wenigen Minuten raus war.

          Als Regattasegler bin ich eher bei Samantha Davies oder Clarisse Cremer, die ein Vielfaches von Kirstens Leistung erbringen und daher auch dementsprechend respektiert werden.

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    2. PL_hoffy

      sagt:

      Das klingt ziemlich respektlos und unwissend, als hätten Sie die GGR nur aus dem Augenwinkel verfolgt und für nicht interessant befunden. Ich würde die GGR höher bewerten bzgl. Risikolevel im Südozean da die langsamen Boote viel geringere bis keine Chancen haben, sich explizit zu einem Tiefdruckgebiet zu positionieren.
      Sicher diskutierbar ob die GGR nicht künstlich gefährlich gemacht wird,
      zB durch die extreme Abhängigkeit von mechanischer Windsteuerung und fehlender Redundanz-Steuersysteme usw…
      Es gab auch dieses Jahr wieder deutlich mehr Abbrüche als Finisher. Wer wie Kirsten Neuschäfer es ohne Stop und schwere Schäden bis zum Ende geschafft hat wird sicher auch von gestandenen Imoca-Skippern hochrespektiert für den Eintrag hier:
      https://capehorners.org/solo-non-stop/

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      1. atlantis

        sagt:

        Sorry, ich interessiere mich für die technische Weiterentwicklung der IMOCA-Foiler und verfolge die Wettfahrten mit grossem Interesse per Tracker.

        Für Oldtimer Fahrtenwettbewerbe an denen kein deutscher Segler beteilig ist, habe ich weder Zeit noch Interesse.

        Ich halte es darüberhinaus für unverantwortlich, den Teilnehmern, sicherheitsrelevante Geräte, wie GPS zu verbieten, statt diese vorzuschreiben.

        Meine Zeit reicht nicht einmal um Sail GP, Bundesliga oder AC-Vorläufe zu verfolgen. Mein Interesse an einer südafrikanischen Fahrtenseglerin ist gleich Null.

        Ich denke, dass sie zur Weltseglerin erkoren wurde, weil sie einen Segler gerettet und an Bord genommen hat, aber keineswegs wegen ihrer seglerischen Leistung, denn eine Weltumseglung ist heutzutage keineswegs mehr so viel wert wie zu Wilfried Erdmanns
        Zeiten. Die Leistung der 16-jährigen Laura Dekker ist ebenfalls höher einzustufen.

        Wer mehr zum Fahrtensegeln neigt, kann gern zu einer anderen Einschätzung kommen.

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        1. LieberNicht

          sagt:

          Ich sag jetzt mal was gemeines (nix dagegen, wenn die Moderation das sperrt! – kann ich verstehen)

          Weißt du, du super sportiver Segler …
          Ich glaube, wenn du diesen Fahrtensegler Wettbewerb mitgemacht hättest, du hättest nach 14 Tagen spätestens weinend auf deinem Boot gesessen und dafür gebetet, dass MAMA dich abholt und erlöst.

          So ist das nach meiner Lebenserfahrung jedenfalls meistens mit den Menschen mit den starken Sprüchen

          Das was die Frau hinbekommen hat und auch das was sie beruflich macht .. muss man erstmal hinbekommen!
          Allen Respekt!

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          1. atlantis

            sagt:

            Armer Junge !

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