Zukunft des Regattasegelns: Sinkende Meldezahlen und wie darauf reagieren?

Ein Gedankenspiel

Das Thema „Rückgang der Meldezahlen bei Regatten“ beschäftigt in Vereinen und Verbänden viele. Von daher möchten Jan Müller als Brandenburgs Landestrainer und Andreas Voigt als Verantwortlicher für den Leistungssport im Verband Brandenburgischer Segler einen Paradigmenwechsel anregen. Ein Gastbeitrag.

Mitgliedschaft benötigt

Bitte wählen Sie eine Mitgliedschaft, damit Sie weiterlesen können.

Mitgliederstufen anzeigen

Sie sind bereits Mitglied? Hier einloggen

24 Antworten zu „Zukunft des Regattasegelns: Sinkende Meldezahlen und wie darauf reagieren?“

  1. Fastnetwinner

    sagt:

    Ich bin Jugendwart in meinem Verein und habe eigene Kinder in Opti, ILCA, Pirat und Bundesliga. Seit 10 Jahren spiele ich das Spiel mit und es macht mir Spaß, insbesondere wenn man nicht mit dem Fernglas am Ufer steht, sondern mit dem Bierglas an der Fischbude. Und ich lese hier wenig wirklich richtiges bzw. lösendes. Jedoch gibt es hier eine tatsächlich sehr einfache und wirkungsvolle Idee hier im Forum:

    Ein-Tages-Regatten in Opti C& Opti B. Dan hört auch die Weit-Reiserei auf, denn bei einer Ein-Tages-Regatta würde eine Übernachtung keinen Sinn machen, und das spart somit Zeit und Budget. Und den zweiten Tag hat die Familie für sich. Letzteres ist insbesondere wichtig, wenn die Familie nicht nur aus Segelfreaks besteht.
    Danach müsste man auf Boote gehen, die sinnvoll wären. Club-420er ist nicht verbreitet, der eigentlich die perfekte Lösung. Geht im Ligaformat oder als Fleetrace. Pirat ist zu schwer und zu teuer im Einkauf. 420 hält nicht lange und ist deshalb in der Lebensspannen-Betrachtung noch teurer als ein Pirat. 29ner geht nicht auf allen Revieren, und was soll man danach segeln? Wenn Segeln nach 2028 oder nach 2032 aus Olympia rausfliegt (das ist keine 10 Jahre hin und zu mehr als 50% realistisch), dann muss sowieso neu gedacht werden. Dann wird segeln endlich wieder zu einem Sport für breitere Maßen und nicht nur für die feiste Bourgeoise 🙂

    5
    2
    1. Christian

      sagt:

      Ein-Tages-Regatten mögen im näheren Umfeld Sinn machen, als Tagesausflug. Wer weiter fahren muss zu Regatten, weil es keine in der Nähe gibt, für den sind längere Formate sehr wohl attraktiv. Lieber drei Tage als nur zwei. Slow Sailing sozusagen, keine Kurzlebigkeit.

      Eine bislang auch von den Vereinen zu wenig thematisierte Lösung ist, Segeln als umweltfreundlichen, zukunftsfähigen Sport zu promoten. Idealerweise in unaufwändigen Bootsklassen mit Mehrfachtrailer. Oder mit gestellten Booten. Es gibt Clubs, die haben sogar Bahnanschluss. Da reicht eine Segeltasche.

      1. Christian Gerovit

        sagt:

        Eintagesregatten für Opti´s würden sicher die Reiserei etwas reduzieren und der Familie etwas mehr freie Zeit lassen. Finde ich keine schlechte Idee.

        Aber wie es nach dem Opti weitergehen soll, ich glaube da ist noch keine Lösung in Sicht.
        Sollte die mögliche Bootsvielfalt weiter wachsen, wirds wohl insgesamt schwierig einen gemeinsamen Nenner zu finden. Die Kosten werden eh steigen und sicher nicht nur ein wenig.

  2. Andreas Borrink

    sagt:

    Eine Mitschuld an der Misere tragen die Meldeportale wie m2s. Früher hat man gemeldet und gut war und man fuhr dann hin, na klar, und man kam garnicht auf die Idee, zu schauen, wer noch so kommt und am Ende waren alle da und es wurde ein tolles Wochenende in Kiel, Steinhude, Starnberg, Münster oder sonstwo! Und wer doch mal vorher beim Veranstalter nachgefragt hat, bekam die Auskunft: “Das siehst Du dann ja am schwarzen Brett nach Meldeschluss!”.

    Tolle digitale Welt…..

    7
    5
  3. Torsten

    sagt:

    1-Tages Regatten:
    Sind für alle Beteiligten familienfreundlich, auch für die Helfer. Ich bin dafür. Für Ranglistenregatten sind 2 Tage vorgeschrieben. Könnte man mal drüber nachdenken, ob das sein muss.

    Kosten:
    Schon 420er segeln ist für viele Eltern abschreckend teuer, weil die Boote schnell weich werden, die Segel viel zu dünn, teuer und kurzlebig sind. Kann man die Klassenregeln nicht endlich mal für mehr Langlebigkeit ändern? Das so etwas auch mit Leichtbau geht, sieht man z.B. beim Korsar, da wiegt ein Rumpf 100 kg und hält 40 Jahre.

    Liga-Format:
    Interessante Idee. Zu organisieren wäre eine Flotte von Booten. Wer kauft die? Wer fährt sie von einer Veranstaltung zur nächsten und baut sie auf und ab? Crewwechsel müssten im Hafen stattfinden, an welchen Revieren ist das realistisch? Ansonsten beschäftigt man wie bei der Bundesliga zahlreiche Schlauchboote mit immensem Aufwand. Dann bräuchte man noch Bootstypen, die Spaß machen, ohne kaputtzugehen. Hat jemand mal vom Club 420er gehört: https://club420.org/ ? Die wiegen allerdings 104 kg (Rumpf mit Schwert).

    Jollen-Yardstick:
    Ist in vielen Ländern üblich (z.B. GB), finde ich gut.

    3
    2
  4. Christian Gerovit

    sagt:

    Der bereits genannte Punkt: gemeldet ist, wer das Startgeld bezahlt hat ist dagegen mehr als fair den austragenden Vereinen gegenüber.

  5. Christian Gerovit

    sagt:

    Skiffs egal ob 29er oder 49er hin oder her, meint irgend jemand das dadurch die Kosten und der immense Trainingsaufwand anders werden? Die Teilnehmerzahlen an Regatten (egal in welcher Klasse) werden sich dadurch wohl nicht nennenswert verändern.
    Der bereits genannte Punkt: gemeldet ist, wer das Startgeld bezahlt hat ist dagegen mehr als fair den austragenden Vereinen gegenüber.

  6. Ralph

    sagt:

    Auch wenn man lediglich feststellen kann, dass die Regattasegelei ein zeitlich und finanziell aufwändiges Unterfangen ist, sind Geld und Aufwand wesentliche Größen, die die Attraktivität einer Bootsklasse mitbestimmen. Die neuen Klassen sind einfach deutlich kostspieliger als die länger etablierten. Wo schon verhältnismäßig wenige Segler aus dem Opti in eine Zweimannklasse umsteigen, fehlen dann bei den etablierten Klassen auch die „Skiffies“ numerisch und als Konkurrenz. Das gilt auch für die Trainingsgruppen, die ja auch eher kleiner werden, wenn sie überhaupt noch zustande kommen. Unter diesen Aspekten ist der Weg zu mehr Trainingsmöglichkeiten, Regatten und wieder größeren Feldern mit den Klassikern wahrscheinlich realistischer – wenn man sich nur einigt.

  7. Taferner Klaus

    sagt:

    Bitte nachdenken, 2 stk. Teure Handy kosten so viel wie ein gut gebrauchter Opti.Nach 2 Jahren ist das Handy alt, der Optik segelt immer noch

  8. Matthias Garzmann

    sagt:

    Lieber Segler, jede Zeit hat Veränderungen hervorgebracht. So auch diese. Solange der Spaß am segeln selber nicht wieder entsteht, wird sich auch keine große Gemeinde finden die im Kreis fahren will. Bis dahin können auch gesellige Veranstalltungen mehrer Klassen mit Yardstick Verrechnung Spaß machen. Ich bin gerne auf dem Wasser… aber Regatten mit 10 Booten sind eher nicht meine Wahl.

  9. Hendrik

    sagt:

    Kein Wunder, wir waren früher mit dem 30 Jahre alten Vereinspirat am Start. Hat ja auch nicht jeder 15 jährige 15 T Euro übrig. Gegen brandneues Material hatte man damit natürlich keinen Blumenstrauß gewonnen. Egal hat trotzdem Spaß gemacht. Auch ohne Helikoptereltern die alles dafür geben, dass Ihre Kinder das erreicht was sie früher nicht erreicht haben.
    VG

    1
    1
  10. PL_kristian.raue

    sagt:

    „Dort wird auf z.B. 10 bis 20 zentral zu Verfügung gestellten Booten ein Ligaformat in Hafennähe gesegel“

    Genau, richtig, das wäre super!

    2
    1
  11. Wilfgang

    sagt:

    Ein interessante Diskussion! Warum werden gute und ambitionierte junge Aktive so lange im Opti ( Einsteigerboot! ) gehalten! Fördert den IPEN SKIFF ! Ein schnelles, modernes Boot, relativ preisgünstig und mit hohem Spaßfaktor, dazu eine hervorragende Vorstufe für modernes , schnelles Leistungssegeln!

    13
    6
  12. chris

    sagt:

    Kritisch sehe ich die Förderung des 29er als Umsteigerboot nach dem Opti. Das Boot ist zwar cool und macht eine Menge Spaß, wird aber langfristig nur wenige Jugendliche beim Segeln halten.
    Die logische Umstiegsklasse aus dem 29er wäre der 49er. Dieser ist für durchschnittlich ambitionierte Segler kaum noch zu beherrschen und die passenden Reviere in Deutschland kann man an wenigen Fingern abzählen.
    Wer jedoch als Jugendlicher Skiff gesegelt ist, ist denke ich für traditionelle Jollen nicht mehr zu motivieren.
    Viel sinnvoller finde ich nach wie vor den Umstieg aus dem Opti auf den 420er, der auch eine Menge Spaß macht.
    Nach dem 420er habe ich eine Fülle an Bootsklassen, in die ich umsteigen kann, und die ich auch auf kleinen Baggersehen und Talsperren fahren kann.
    Um den Breitensport zu fördern, aus dem dann ein Spitzensport entwachsen kann, brauchen wir mehr Segler in Breitensportklassen wie 470er, Korsar, 505er usw.. Alles Boote, die man auf jedem Revier um die Ecke segeln kann.

    23
    10
    1. Oliver

      sagt:

      Der 49er ist eine tolle Olympiaklasse. Als solche haben viele Segler in dieser Klasse um die 300 Wassertage im Jahr. Amateure sind leider chancenlos, was sich auch in der geringen numerischen nationalen Breite zeigt.
      Der 29er als Umsteigerboot ist sehr geeignet, da dieser den Einstieg in die weiteren Skiffklassen wie I14, Musto Skiff, 18 und auch die Motte ermöglicht.
      Für diese Klassen gibt es ausreichend Regatten und Reviere in Deuschland. (siehe z.B. https://www.international14.de/regatten/ )
      Korsar, 505er und viele weitere Klassen werden es meiner Ansicht nach schwer haben, Nachwuchs zu gewinnen, da sie dem technologischen Fortschritt nicht aufgeschlossen genug sind, soll heißen die Möglichkeiten schneller zu segeln nicht nutzen.
      just my 2 cents

      5
      8
      1. chris

        sagt:

        „Skiffklassen wie I14, Musto Skiff, 18 und auch die Motte“
        Wo finde ich z.B. in NRW ein Revier um diese Boote ernsthaft zu segeln?
        Der Breitensportler möchte spontan nach Feierabend oder Samstag Nachmittag segeln gehen, ohne erst 100 – 200 km fahren zu müssen….

        6
        3
        1. Christian

          sagt:

          Auf unserem schwierigen Binnenrevier hat sich der 29er als hervorragendes Jugendboot erwiesen. Wer den beherrscht, hat hinterher alle Optionen. Ob Cat, Kielboot, Jolle oder Skiff.

          6
          1
        2. Oliver

          sagt:

          @Chris: Vor Jahren gab es einen 14-Segler in Heidelberg, der auf dem Neckar zwischen den Brücken gesegelt ist. Später hat er dies mit einem 18 wiederholt.
          Wo ein Wille ist…
          Andererseits erwarte ich hier in SH auch keine 10 km Abfahrt, wenn ich Ski fahren möchte.
          Das Revierthema nebst zugehöriger Bootswahl wird allerdings seit Einführung des Segelbs in Deutschland diskutiert..

          6
          1
  13. chris

    sagt:

    Ich hörte davon, dass in der Optiszene z.t. für mehrere Regatten parallel gemeldet wird. Die Kosten sind ja überschaubar. Je nach Feldstärke oder Wetter wird dann koordiniert kurzfristig die attraktivste Veranstaltung ausgewählt, was zur Absage der anderen Regatten führt. Die Betroffenen Vereine haben schon alles geplant und bleiben auf einem Teil der Kosten sitzen. Hier müssen die Meldeportale dringend doppelte Meldungen unterbinden.

    13
    1. Winfried Hermann

      sagt:

      Da wären es doch sinnvoll, wenn die Vereine ihre eigenen Regeln gegenüber den Seglern auch durchsetzen: In Ausschreibungen steht i.d.R., dass die Meldung erst mit der Zahlung gültig wird. Die Vereine müssen das eben mal durchsetzen und sich auch einig sein, es durchzusetzen. Wenn die Leute für ihre „Vorratsmeldung“ zahlen müssen und das Meldegeld auch nicht zurückbekommen, hat sich das Problem schnell erledigt. Wer nicht bei der Meldung zahlt, steht nicht auf der Meldeliste…

      5
      1
  14. meerkater

    sagt:

    Noch ein spannender Punkt: Viele Elektroautos haben nur ca. die halben Anhängelasten wie vergleichbare Verbrenner. Ich bin gespannt was das mit den Kielbootklassen macht. Mit einem Tesla bekommt man jedenfalls keinen Drachen zur Regatta.

    9
    7
    1. Andreas Borrink

      sagt:

      Eine Mitschuld an der Misere tragen die Meldeportale wie m2s. Früher hat man gemeldet und gut war und man fuhr dann hin, na klar, und man kam garnicht auf die Idee, zu schauen, wer noch so kommt und am Ende waren alle da und es wurde ein tolles Wochenende in Kiel, Steinhude, Starnberg, Münster oder sonstwo! Und wer doch mal vorher beim Veranstalter nachgefragt hat, bekam die Auskunft: „Das siehst Du dann ja am schwarzen Brett nach Meldeschluss!“.

      Schöne digitale Welt…..

      2
      4
  15. meerkater

    sagt:

    Kommentar meines Vaters vor 40 Jahren: „Du darfst gerne Regatta segeln, aber bilde dir nicht ein, das ich jedes Wochenende mit der Eierkister auf dem Dach zu einer Regatta fahre und Dir beim Segeln zuschaue!“
    Heute habe ich selbst Kinder und kann ihn noch besser verstehen als ich es damal schon konnte.
    Hinzu kommen auch die Kosten: Wenn ich sehe das man heute ständig neues Material benötigt um vorne mitzufahren und schon ein neuer regatterklarer Opti 7500 Euro kostet, muss man sich eigentlich nicht wundern.

    21
    2