Formula 16 Europameisterschaft 2012 am Comer See/ITA

Warmlaufen für Rio?

Odentlich Wind aber auch sanftes Kaiserwetter bot der Comer See © Antoine Meunier
Odentlich Wind aber auch sanftes Kaiserwetter bot der Comer See © Antoine Meunier

Wer bekommt für Rio 2016 grünes Licht und ein Boot von seinem nationalen Seglerverband? Noch ist darüber in vielen nationalen Verbänden noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden, so dass die Formula 16 Euro in Gravedona am Comer See die perfekte Gelegenheit bot, sich für höhere Weihen zu empfehlen. Am besten gelang diese Übung Tom Phipps/GBR, der mit fünf ersten Plätzen in elf Rennen die Konkurrenz nach Belieben beherrschte.

Viele Pärchen wurden auf dem F16 EM 2012 Podium geehrt © Thomas König
Viele Pärchen wurden auf dem F16 EM 2012 Podium geehrt © Thomas König

Insgesamt 42 Meldungen aus neun Nationen konnte der AVAL CDV verzeichnen. Für eine Bootsklasse, die erst vor zehn Jahren in Australien aus der Taufe gehoben wurde, eine ordentliche Anzahl. Knapp die Hälfte der Boote waren als Folge der ISAF Entscheidung mit Mixed Teams besetzt, von denen einige die F16 Regatten als Warm-up für die olympische Vorbereitungsphase nutzen. Neben Tom Phipps waren dies u.a. F18 Hotshot Vittorio Bissaro mit Vorschoterin Silvia Sicouri aus Italien, die am letzten Juliwochenende auch die erste Formula 16 IDB in Lindau am Bodensee für sich entscheiden konnten. Aber auch bei Aussie-Crack Jack Benson, der mit der Vorschoterin des amtierenden F16 Weltmeisters Darren Bundock unterwegs war, dürfte das Thema Rio eine Antriebsfeder für seine Leistung gewesen sein, die ihm immerhin die Vize-Europameisterschaft sicherte.

Der F16 ist auch von leichten Crews bei Starkwind gut zu beherrschen © Antoine Meunier
Der F16 ist auch von leichten Crews bei Starkwind gut zu beherrschen © Antoine Meunier

International scheinen sich die F16 Katamarane derzeit als Nachwuchsklasse zu etablieren. In Gravedona starteten Jugendteams, die sich nach ihren ersten Lehrjahren auf Hobie Dragoon bereits im ersten Jahr auf einem Formula 16 im Mittelfeld einer derart hochkarätig besetzten Veranstaltung behaupten konnten. Das niedrige Gewicht der Boote von durchschnittlich 110-120 Kg, kombiniert mit geringen Schotlasten und allen Zutaten einer modernen Kat-Konstruktion, sowie die extrem flexiblen Riggs verschaffen den Kats ihre enorme Bandbreite hinsichtlich Mannschaftsgewicht und Windbedingungen.

Alle namhaften Kat-Werften haben einen F16 in ihrem Programm, so dass am Comer See viele verschiedene F18 am Start waren © Antoine Meunier
Alle namhaften Kat-Werften haben einen F16 in ihrem Programm, so dass am Comer See viele verschiedene F18 am Start waren © Antoine Meunier

Dieses Potential scheint auch bei den Herstellern registriert worden zu sein, da (fast) alle etablierten F18 Produzenten mittlerweile die Schrumpfvariante anbieten. So waren neben dem A-Cat Hersteller Bimare die Firmen AHPC mit der Viper, Nacra mit seinem neuen F16, sowie Cirrus vertreten. Bemerkenswert bei den Booten aus der gleichnamigen F18 Schmiede waren die mattschwarzen Rümpfe, die am Comer See bereits am frühen Morgen keinen Vergleich mit Sonnenkollektoren zu scheuen brauchten. US-Hersteller Falcon Marine, der über den belgischen Europa-Importeur Gill de Bryne sogar zwei Jugendteams aus Belgien an den Start gebracht hatte, macht es andersherum und hat aus seinem 16er Erfolgsmodell einen F18 abgeleitet.

Bedauernswerterweise scheint Deutschland hinsichtlich seines Katamaran-Nachwuchses für Olympia die Formula16 Klasse trotz des mittlerweile hohen seglerischen Niveaus nach wie vor zu ignorieren. Die Gelegenheit zum Umdenken wird sich him nächsten Jahr ergeben, da im Rahmen der Travemünder Woche die F16 Weltmeisterschaft 2013 in Deutschland stattfindet. Wenn sich der DSV für Rio ernsthafte Chancen einräumt, sollte ein deutsches Team bei diesem Event vorne mitspielen können.

Dr. Thomas König
Deutsche F16 Klassenvereinigung

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