Mit 40 Knoten über die Kieler Förde

Roland Gäbler auf "Hydroptère": "So etwas habe ich noch nie erlebt"

Die Crew sitzt direkt über dem Luv-Foil von "Hydroptère", das in verschiedenen Winkeln angestellt werden kann. © Team Hydroptère

"Hydroptère" ist das schnellste Fahrzeug unter Segeln. Der Rekord: 51,36 Knoten Durchschnitt auf 500 Metern. © Team Hydroptère

Der Tornado Bronze-Medaillengewinner und Highspeed-Experte Roland Gäbler ist normalerweise mit hohen Geschwindigkeiten nicht besonders zu beeindrucken. Aber der Flug mit dem Tragflächen-Tri „Hydroptère“ über die Kieler Förde lässt ihn jubeln: „Was für ein Tag! Segeln und Fliegen bei 3-4 Bft. Bei perfekten Segelbedingungen auf der Kieler-Förde gelingt uns die schnellste Fahrt einer Segelyacht auf deutschen Gewässern.

Schon der Anblick dieser innovativen Konstruktion am Liegeplatz des Kieler-Yachtclubs verschlägt einem den Atem. Wie kann so ein Schiff überhaupt aus dem Wasser kommen mit diesen Unterwasserflügeln? Wenn man die über 5 Meter langen Hydrofoils anschaut, ist der Vergleich mit Flugzeugflügeln nicht so abwegig. Und wenn man dann beim sympathischen Skipper Alain Thébault nachfragt, wer sich das alles ausgedacht hat, dann kommt eine Aufzählung von legendären französischen Aero- und Hydrodynamikern aus der Mirage- und Airbus-Industrie.

Doch tatsächlich ist es Thébault selbst , der seit rund 20 Jahren dieses Projekt voran bringt. Seine Geschichte ist wahrlich abenteuerlich. Von einer Vision zu einem riesigen Schiff, welches unter Segeln ab 12 Knoten Wind abhebt. Das ist genial, wenn man bedenkt, dass dieses Schiff etwa Tonnen wiegt und knapp über 18 Meter lang und 24 Meter breit ist. Wie kann das überhaupt funktionieren?

Roland Gäbler steuert auf der Kieler Förde. "Genial einfach". © Gäbler

In Kiel hatte ich das große Glück, das mit dem französischen Hydroptère-Team ausprobieren zu dürfen. Schon kurz nach dem Ablegen und Setzen der Segel hoben wir bei der ersten Böe ab und schossen Richtung Kieler Aussenförde. Bei ablandigem, unstetigem Winds setzten wir immer wieder mit dem Rumpf auf, wenn der Wind nach ließ. Doch ab Kiel Leuchtturm wehte der Wind ablandig mit Konstanten 3 bis 4 Bft.

Das sind Perfekte Bedingungen für diesen Tri-Foiler. Mit den rund 170 Quadratmetern Segelfläche erreichten wir schnell über 30 Knoten und flogen nur so über die Wellen. Ein geniales Gefühl. So etwas habe ich in meinem langen Segler-Karriere noch nicht erlebt. Dabei knackte ich meinen persönlichen Speedrekord auf dem Wasser: 39.9 Knoten (73.9 km/h)! Die schnellste Fahrt meines Lebens auf einem Segelschiff. Und das auf meinem Heimatrevier vor Kiel. Was für ein Tag!

Im Rausch der Geschwindigkeit hätten wir mal locker einen Kurztrip nach Dänemark machen können. Gerade auf dem Reaching Kursen war es leicht, konstant über 35 Knoten (64,8 km/h) zu bleiben. Das Schiff ließ sich steuern wie ein Tornado. Allerdings nicht mit einer Pinne, sondern mit einem Steuerrad. Dabei flog man 3-4 Meter hoch über den Wellen. In Luv auf dem Ausleger sitzend direkt über dem Foil. Das Schiff ist genial einfach mit den Schoten zu trimmen. Trotz Spitzenböen bis 5 Bft. hatte man immer ein sicheres Gefühl. Auch wenn es alles andere als sicher aussah.“

Mehr Infos zu „Hydroptère“:

www.hydroptere.com
Bildbeitrag in der Mediathek des ZDF

Carsten Kemmling

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