Americas Cup: Neue Regeln, elektronische Umpire, Stopp-Strafen

Das Ende der Strafkreise

Der neue AC45 hebt bei seiner Jungfernfahrt erstmals sein Bein in der Bucht von Auckland © Gilles Martin-Raget / www.americascup.com

Die America´s Cup Race Management (ACRM) hat die neuen vereinfachten Regeln für den nächsten Cup veröffentlicht. ACRM-Chef Ian Murray erhofft sich ein besseres Verständnis für die Zuschauer, weil nun elektronische Hilfen besser eingesetzt werden können.

So sollen die Schiedsrichter in Zukunft an Land sitzen und live am Bildschirm über Strafen entscheiden. Die Echtzeit-Darstellung der Yachten per Virtual Eye sei bis auf 20 Millimeter genau. Und durch die verschiedenen Kamera-Einstellungen und Replay-Möglichkeiten könnte sehr genau und schnell über Regelverletzungen entschieden werden.

So soll auch die Art der Penalties virtuell überprüft werden. Der Bestrafte muss abstoppen, bis er je nach Art der Strafe vier oder zwei Bootslängen hinter dem Gegner liegt. Der Abstand wird auf dem Bildschirm kontrolliert. Es soll sich wohl um eine Art Durchfahrt-Strafe wie bei der Formel eins handeln.

Auf Strafkreise wird in Zukunft verzichtet. Das mag zu gefährlich sein und angesichts der hohen Geschwindigkeiten zu viel Zeit kosten. Außerdem müssen die Strafen sofort ausgeführt werden.

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Darüber hinaus sollen die Möglichkeiten verringert worden sein, noch nach einem Zieldurchgang zu protestieren. Außerdem ist die von vielen kritisierte Regel 17 verschwunden, bei der es um den „richtigen Kurs“ besonders vor dem Wind geht.

Ob das alles funktioniert, wird sich wohl erst bei den ersten ernsthaften Rennen entscheiden. Die Einführung des elektronischen Umpires könnte für die Zuschauer am Bildschirm ein spannender Zusatzmoment sein. Aber der Wegfall der Strafkreise generell und des selbst bestimmten Zeitpunktes der Ausführung nimmt dem Match Race einen zentralen Teil seiner Spannung.

Momente wie das eine-Sekunde-Herzschlag-Finale beim Cup 2007 zwischen Alinghi und Neuseeland, als die Kiwis ihre Strafe auf der Ziellinie absolvierten, werden passé sein. Es wird sich zeigen müssen, ob die Neuerungen auch wirklich eine Verbesserung sind.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

11 Kommentare zu „Americas Cup: Neue Regeln, elektronische Umpire, Stopp-Strafen“

  1. Julian S. sagt:

    und wie soll das in der vorstartphase funktionieren? und sonst kann ich doch meinen penalty auch am schluss vom rennen machen, d.h. wenn ich keinen zweiten bekomm…

  2. Christian sagt:

    könnte man den AC nicht gleich ganz virtuell aussegeln? Larry & Co einfach daddeln lassen? Dann würden sie nicht so viel gute Carbonfaser verschwenden…

  3. Was passiert wenn das vorne liegende Boot (also Oracle Racing) die Tonne berührt? Muss es dann auch „warten“?

    Was für ein Schwachsinn!

    • bowman sagt:

      Dann muss es es hinter eine Straflinie, zwei Bootslängen hinter seiner eigenen Position, und dort bleiben, während die Straflinie mit halber durchschnittlicher VMG auf diesem Bahnschenkel bis zur nächsten Tonne geführt wird.

      • Klingt zumindest alles viel einfacher als ein 360 bzw 270° (im Match Race) kreis zu drehen.

        Unsere Zuschauer verstehen Kringel. Evtl. ist das wirklich auf den US Markt ausgelegt!!

        • bowman sagt:

          Den Virtual Spectator wird es nicht mehr geben. Alle Daten und Linien sollen unmittelbar ins Fernsehbild eingeblendet werden, ich denke ‚mal, das gilt auch für die Straflinie, so dass es dann für einen Laien wirklich einfach zu verstehen ist, was gerade passiert.

      • Wilfried sagt:

        und das soll für den Zuschauer einfacher sein?? Ein ganzer Bahnschenkel mit halbem VMG ??? Aber sicherlich findet Larry noch ne Möglichkeit die wandernde Straflinie auf das Wasser zu projezieren. Vielleicht ist es ja auch geplant die Lifebilder gleich ganz wegzulassen und nur noch das Virtual Eye zu nutzen.

        Böse Leute würden vermuten, dass die Flügelsegel die ganz engen Drehungen bei hohen Geschwindigkeiten nicht wegstecken oder die Bedienung zu schwierig ist.

        @ Carsten:kannst Du die neuen Regeln hier noch etwas genauer Erläutern? Wäre super

        Gruß Wilfried

        • bowman sagt:

          Mutet seltsam an, aber so steht’s in 44.2(b)

          (b) When 44.2(a) does not apply the umpire penalty shall be:
          the penalized yacht shall slow so that her position is behind a penalty line two hull
          lengths from her position at the time of the penalty or if the penalty is awarded prior
          to starting, two hull lengths behind the starting line. The penalty line is then moved
          toward the next mark at half of a universal VMG / VMC speed based on the wind
          speed and course to the next mark;

          • bowman sagt:

            Vielleicht sollte ich noch dazu sagen, dass das nicht die Standardstrafe bei Wegerechtsverletzung zwischen Yachten auf demselben Bahnschenkel ist. Die Standardstrafe lautet: 4 Bootslängen hinter den Gegner zurück.

          • Carsten sagt:

            von bowman: „Sorry – muss mich berichtigen: Die Yacht muss nicht hinter der Straflinie b l e i b e n , sondern nur hinter die Linie zurück segeln oder auf die Linie warten (sie bewegt sich ja mit 1/2 uVMG/VMC weiter). Ergab sich beim ersten Lesen nicht so eindeutig aus dem englischen Text.“

        • Carsten sagt:

          Ehrlich gesagt mag ich da gar nicht so tief einsteigen. Hört sich alles sehr komisch an. Die ersten Rennen werden wohl erst zeigen, ob es Sinn macht, oder sich die Herren da ein wenig verrannt haben.

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