Extreme Sailing Series: On Board bei Oman Air – Stumpf in die Spundwand geknallt

Harter Aufprall

Eigentlich wollte ich ja gar nicht aufs Boot heute. Der Wetterbericht für ein Mitsegeln an Bord bei der Extreme Sailing Series versprach kein Foiling, und das ist ja die eigentliche Attraktion mit diesen GC32.

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Begutachtung des Schadens am Bugspriet. © A.Kling

Stattdessen drohte eine lange Wartezeit in voller schwarzer Ölzeug-Montur inklusive Handschuhe und Helm bei brennender Sonne. Klar, dass die Sicherheitsvorkehrungen nötig sind, aber bei Flaute und Hitze ist es hart.

Aber egal. Der Wind auf der Elbe sieht schließlich doch besser aus, als gedacht, und ein Spot auf dem Kat vom Tabellenführer Morgan Larson von Oman Air verspricht interessante Einsichten. Vielleicht würde es eine Chance geben, hinter  das Erfolgsgeheimnis des Haudegens zu kommen, der schon für Alinghi die Serie gewann, nun vom Oman eingekauft wurde und auch mit dem neuen Foiler vorneweg segelt.

Ständiger Redefluss

Die Bedingungen sind ersteinmal unterirdisch. Schlagende Segel, Böen aus dem Nirgendwo wabern über die Hafenflächen. Der Normalo-Regattasegler würde die Wettrennen als reines Glücksspiel verfluchen. Nicht so die Omani-Crew. Vor dem Start gibt es einen ständigen Redefluss zwischen Larson und Taktiker Pete Greenhalgh.

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Oman Air hebt das Bein vor der Elbphilharmonie. © Lloyd Images

Der Brite erzählt, was er auf dem Wasser sieht, Larson hört zu, sieht sich selber um, nickt immer mal wieder, sagt seine Meinung zum vermuteten schnellsten Weg über den mit Flautenlöchern gespickten Rennkurs. Ganz klar, für Larson geht es hier nicht ums Topfschlagen, er liest den Kurs. Und das klappt auch in Hamburg gut. Die ersten beiden Rennen hat er schon gewonnen.

Nun also mit mir an Bord. Schwarze Handschuhe, meine Güte. Langsam kocht es auch unter dem Helm und der schwarzen Ölhose. Aber es ist spannend, was sich die Jungs zu erzählen haben. Sie sind so entspannt, wie man nur sein kann nach zwei Rennsiegen. Und es geht nur um ein Thema: Wie kommt man am schnellsten über den Kurs?

Der Countdown läuft

Noch drei Minuten. Der Countdown läuft. Die Gennaker-Schot schubbert an meiner Gurgel, und ich erinnere mich schlagartig daran, dass ich mit dieser Unterschrift vor dem Hot-Seat-Erlebnis bestimmt alle Rechte an ein langes Leben abgetreten habe. Bloß kein Fingerchen in irgendeine Rolle stecken.

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Flautenspiele nahe vor dem Ufer der HAfen City. © Lloyd Images

Aber bei diesem Wind kann ja nix passieren. Hmm… Noch eine Minute, die Dänen vom SAP-Team kleben am Heck, Larson hält auf die Spundwand zu, stellt immer wieder die Ruder quer, um abzubremsen und SAP abzublocken. Er kämpft um die Pole-Position in Luv am Startschiff.

Sieht eigentlich ziemlich kontrolliert aus. Doch die dunkle, hässliche, rostige Wand kommt immer näher. Soll das so? Die Crew sprintet zum Abhalten nach vorne. Das soll nicht so!! Der Bugspriet knallt gegen die Wand.

Harter Aufprall

James Wierzbowski (24) , der Nacra 17 und 49er-Segler aus dem australischen Olympia-Team, versucht das Schiff auf dem Steuerbord-Schwimmer liegend abzuhalten.  Der Aufprall ist stärker als erwartet. Er fliegt nach vorne, bleibt mit dem Fuß am Draht-Hahnepot hängen, verliert den Schuh, fischt ihn aus dem Wasser und versucht dann mit aller Kraft, den Bug herumzudrücken.

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SegelReporter beim Schwitzen mit den Omanis. © A.Kling

Er hat eine Menge Kraft als Cross-Fit-Spezialist, aber das Schiff klebt lange an der Wand. Für einen Moment sieht es so aus, als könnte es doch noch der perfekte Start in Luv werden. Aber dann kratzt das Ruder nahe an der Wand über den Boden und der Kat kommt einfach nicht los.

Eigentlich eine überaus hektische Situation. Aber es gibt kein lautes Wort von hinten. Konzentriertes Trouble Shooting. Und ganz schnell kommt das „Sorry Guys“ von der Lenker-Position. Dieser Crash ist dem Skipper peinlich. Die Strömung hat gedrückt, und der unberechenbare Wind wirbelte an der Kursgrenze plötzlich unvorhersehbar um die Ecke.

Haarige Fast-Kollisionen

Aber dieses Rennen ist längst nicht vorbei. Selbst eine Minute nach dem Start, als auch Oman Air in Fahrt kommt, liegt das Feld noch eng beisammen. Und nach einigen haarigen Fast-Kollisionen, einem lauten Hagara, der einen Penalty für die Omanis herbeiführen will, liegt Larson wieder vorne.

Eine beeindruckende Leistung. Zwei Halsen im richtigen Moment, eine haarscharfe Tonnenrundung und zack ist das Rennen wieder offen. Aber dann wird es auf dem Kurs doch zu mühsam. Der Wettfahrtleiter hat ein Einsehen. Ärgerlich für das Oman-Team, als die Tonsignale den Abbruch verkünden. Aber die Crew zeigt kaum eine Regung. Die Entscheidung ist richtig.

An den nächsten drei Tagen soll deutlich besserer Wind herrschen. Die Kats werden sich aus dem Wasser heben. Vielleicht versuche ich es dann noch einmal. Hoffentlich bekommt auch der Omani-Kollege eine neue Chance, der den Hot-Seat von mir übernimmt. Genau zwei Minuten sitzt er auf dem Kat, dann wird der Abbruch des Renntages verkündet.

Morgen starten die nächsten Rennen wieder zwischen 14 und 17 Uhr in der Hafen City.  Die Regatta kann von Land aus beim Cruise-Terminal gut beobachtet werden. Auf dem Eventgelände wird zudem spannende, vielfältige Unterhaltung geboten.

Morgan Larson erklärt den Crash an der Kaimauer an Bord kurz nach dem Vorfall und dem Abbruch des Rennens:

Die Aufholjagd nach dem Crash an der Kaimauer:

 

Ein Omani schleift unter Wasser das Ruderblatt nach dem Crash. Es hat beim Wegfahren von der Wand auf dem Boden geschleift:

 

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