Jugend Laser WM Kiel: Niederländerin Savelon und Grieche Papadimitriou siegen im Laser 4.7 – Deutsche Büsselberg Rang 8

Dramatisches Finale

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Am letzten Tag der Laser 4.7-Jugend-Weltmeisterschaft zeigte sich noch einmal die enorme Leistungsdichte der Klasse. Schnelle Führungswechsel prägten das Geschehen auf den Bahnen.

Es war ein enger und dramatischer Kampf an der Spitze der Gold-Fleet der Jungen am Finaltag der Laser 4.7-Jugend-WM – mit dem Führungswechsel im letzten Rennen: Mit einer gigantischen Führung von annähernd 200 Metern vor dem Feld schien zunächst der Italiener Guido Gallinaro klar auf Titelkurs zu steuern. Er gewann den ersten Lauf des Tages und konnte den Punkteabstand auf seinen Erzrivalen, den Griechen Dimitrios Papadimitriou, der nur als Elfter ins Ziel kam, deutlich vergrößern. Dann aber wendete sich das Blatt. Im zweiten und entscheidenden Rennen riss Papadimitriou früh die Führung an sich und dominierte das Feld. Gallinaro kam dagegen nicht in Fahrt, verlor dieses Rennen als 40. und damit auch den Titel: Mit nur einem Punkt Vorsprung triumphierte der Grieche! Schnell hisste sein Trainer eine Nationalflagge am Laser-Mast, und der griechische Triumphator machte sich, bejubelt von seinen Teamkollegen, auf den Weg in den Hafen.

Jugend WM, Laser 4.7, Kiel
Neuer Laser-4.7-Weltmeister: Dimitrios-PAPADIMITRIOU © marina könitzer

Traum dahin

Versteinerte Mienen hingegen beim italienischen Team: Guido Gallinaro, dem der Sieg schon so gut wie sicher schien, konnte sich im letzten Rennen von einem schlechten Start nicht erholen und kam abgeschlagen ins Ziel. Der Traum von der Goldmedaille war dahin. Für Gallinaro wiederholte sich damit die Geschichte der diesjährigen Europameisterschaft in Frankreich: Sicher in Führung liegend, musste er den Platz ganz oben auf dem Treppchen am Finaltag noch an den Griechen Papadimitriou abgeben. Er musste sich mit Silber trösten. Die Bronzemedaille ging an den Spanier Pere Ponseti.

„Guido und ich haben uns das ganze Jahr einen harten Kampf geliefert“, sagte der überglückliche Weltmeister Dimitrios Papadimitriou. „Vor dem letzten Rennen dachte ich, er wäre nicht mehr zu schlagen. Doch mein Trainer hat mir vorgerechnet, dass ich theoretisch noch die Chance auf den Sieg habe. Das hat mir den letzten Motivationskick gegeben.“ Sein Trainer, Vagelis Chimonas, bescheinigt dem 16-Jährigen eine außergewöhnliche Nervenstärke. „Ich kenne Dimitrios schon aus dem Opti, und nun werde ich ihn beim Umstieg in den Laser Radial begleiten. Von ihm können wir noch viel erwarten!“

Die Zukunft im Laser 4.7 ist aus griechischer Sicht Emilios Monos, der in der U16-Wertung Fin O’ Dea (Australien) und Pep Cazador (Spanien) auf die Plätze verwies.

Jugend WM, Laser 4.7, Kiel
Erschöpft, aber glücklich: Die Weltmeisterin Savelon aus den Niederlanden © marina koenitzer

Völlig erschöpft, aber überglücklich kam die Niederländerin Emma Savelon vom Wasser. „Ich kann es selbst noch gar nicht fassen“, sagte die neue Jugend-Weltmeisterin im Laser 4.7. Und auch hier war es knapp: Die Russin Mariia Kislukhina gewann die erste Wettfahrt des Finaltages, rückte an Savelon heran, die als Siebte einen soliden, aber keinen überragenden Rang einfuhr. Eine schlechte Platzierung im zweiten Lauf hätte für Emma Savelon gar das Ende der Medaillenhoffnung bedeutet. Doch die 16-Jährige vom Ijsselmeer behielt die Nerven, fuhr erneut auf den siebten Platz. „Vor allem das zweite Rennen war brutal anstrengend“, sagte Emma Savelon, „mein Start war nicht optimal, und auf der ersten Kreuz wählte ich die falsche Seite. Auf dem Downwind-Gang musste ich kämpfen, um das letzte bisschen Speed aus dem Boot herauszuholen, und auf der zweiten Kreuz taktisch noch einmal alles geben.“ Der Russin Kislukhina reichte damit ein weiterer Sieg im zweiten Lauf des Tages nicht mehr, um noch auf den Goldplatz zu springen. Rang drei ging an die Italienerin Elisa Navoni.

Marina Koenitzers Impressionen von den Regattabahnen

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Mehr drin gewesen

Die deutsche Mitfavoritin Julia Büsselberg (Berlin) segelte heute zwei 14. Plätze und rangiert auf Gesamtplatz acht. Es sei mehr drin gewesen, sagte Büsselberg, die 2015 und 2016 im Laser 4.7 bei allen wichtigsten Events auf dem Siegertreppchen stand. „Alle Mädchen, die im Klassement vor mir sind, habe ich schon geschlagen.“ Es seien für sie einfach zu viele Tage mit relativ viel Wind gewesen, sagte die zierliche 16-Jährige. „Aber ich bin auch nicht komplett unglücklich, denn es ist immer noch ein Top-Ten-Ergebnis.“ Für Emma Savelon freut sie sich: „Seglerisch habe ich Emma den Sieg schon zugetraut, ich war mir aber nicht sicher, ob sie die Nerven behält.“ Für Julia Büsselberg war es das letzte große Laser 4.7-Event; sie plant den Umstieg in den Laser Radial, wird bei der Deutschen Meisterschaft in Wismar das erste Mal in der neuen Bootsklasse antreten.

In der U16-Wertung der Mädchen siegte die Polin Wiktoria Lehmann, die am Samstag mit einem Start-Ziel-Sieg die Konkurrenz beeindruckt hatte. Auf den Plätzen folgten Ana Moncada (Spanien) und Matilda Nicholls.

Von Julia Büsselbergs Top Ten-Platzierung abgesehen fällt die Bilanz des deutschen Teams eher ernüchternd aus: Hanne Goericke (Hamburg) wurde 40., Ellen Wittenberg (Berlin) 63. Sie waren neben Julia Büsselberg die einzigen deutschen Starterinnen in der Gold Fleet, ihre männlichen Teamkollegen erreichten maximal die Silver Fleet. Bei den über 30 gemeldeten Jungen beendete Felix Laukhardt (Offenbach) die WM als bester Deutscher auf Platz 69. Julian Hoffmann, der U16-Sieger der IDJM in Travemünde, landete im Gesamtklassement auf einem für ihn enttäuschenden 99. und in der U16-Wertung auf dem 33. Platz. Bester Deutscher in der U16-Wertung wurde Justin Barth (Berlin) auf Platz 27.

Für Bernd Buchert, Vorsitzender der Deutschen Laser-Klassenvereinigung, kommt das schwache Abschneiden des deutschen Teams bei der Heim-WM im Laser 4.7 nicht überraschend. „Julian Hoffmann hätte ich schon den Einzug in die Gold Fleet zugetraut“, sagt der Berliner, „doch die Bedingungen waren einfach noch zu schwer für ihn.“ Mit 13 Jahren gehörte Hoffmann zu den jüngsten und kleinsten Teilnehmern dieser WM. „Im Laser 4.7 liegt der Fehler im System“, sagt Buchert: „viele Jugendliche in Deutschland segeln sehr lange in der Jüngstenklasse Optimist, bevor sie in den Laser 4.7 umsteigen.“ Dieser erfordere jedoch ganz andere athletische und koordinative Fähigkeiten sowie eine gewisse mentale Reife von den jungen Seglerinnen und Seglern, so Buchert. Der Umstieg erfolge oft zu spät, sodass sich die Defizite gegenüber der Konkurrenz nicht mehr aufholen ließen.

Traumbedingungen auf Kieler Förde

Die meisten Seglerinnen und Segler in der Gold Fleet stellte das spanische Team, davon fünf Top 20-Platzierungen bei den Mädchen und vier bei den Jungen. „Unsere Mädchen und Jungen haben durch das gute Wetter die Chance, 365 Tage im Jahr zu trainieren“, begründet Gregorio Toribio, einer der vom spanischen Seglerverband entsandten Trainer, den Erfolg seiner Schützlinge. Ähnlich argumentiert auch Vangelis Chimonas, Trainer des Weltmeisters Dimitrios Papadimitriou: Das starke Auftreten des griechischen Teams sei kein Geheimnis, sondern das Resultat unzähliger Wasserstunden – und natürlich der Freude am Segeln.

Jugend WM, Laser 4.7, Kiel
Ideale Bedingungen auf der Kieler Förde © marina könitzer

Die Kieler Förde bot heute noch einmal Traumbedingungen mit 19 bis 20 Knoten aus südlicher Richtung. Gegen Nachmittag nahm der Wind zu, erreichte in Spitzen über 25 Knoten, sodass die Bronze- und die Emerald-Fleet der Jungen nur ein Rennen segelten. Das Wettfahrtleiterduo bestehend aus Stephan Giesen auf Bahn Echo und Mandus Freese auf Bahn Juliett erntete viel Lob von Teilnehmern und Trainern. „Als wir uns heute per Funk verabschiedeten, haben uns viele Trainer applaudiert“, sagte Giesen; „das ist für uns natürlich eine tolle Bestätigung, dass wir einiges richtig gemacht haben.“ Den Teilnehmern der Laser 4.7-Jugend-WM dankt er für „absolut tollen Sport“.

Ergebnisse Mädchen:
1. Emma Savelon (Niederlande, 33 Punkte), 2. Mariia Kislukhina (Russland, 40), 3. Elisa Navoni (Italien, 40), 4. Federica Cattarozzi (52), 5. Juli Baruch (Israel, 59), 6. Annabelle Westerhof (Niederlande, 71), … 8. Julia Büsselberg (Berlin, 74)

Ergebnisse Jungen:
1. Dimitrios Papadimitriou (Griechenland, 25 Punkte), 2. Guido Gallinaro (Italien, 26 Punkte), 3. Pere Ponseti (Spanien, 50 Punkte), 4. Uffe Tomasgaard (Norwegen, 57 Punkte), 5. Andrey De Oliveira Godoy (Brasilien, 68 Punkte), 6. Marcelo Cairo (Spanien, 70 Punkte)

U16-Wertung Mädchen:
1. Wiktoria Lehmann (Polen, 107 Punkte), 2. Ana Moncada (Spanien, 121), 3. Matilda Nicholls (Großbritannien, 127), 4. Alex Schonrock (Großbritannien, 146, 5. Julia Rogalska (Polen, 172), 6. Eleanor Poole (Großbritannien, 198), …16. Ellen Wittenberg (Berlin, 327)

U16-Wertung Jungen:
1. Emilios Monos (Griechenland, 109), 2. Finn O’dea (Australien, 121), 3. Pep Cazador (Spanien, 121), 4. Cesare Barabino (Italien, 123), 5. Michal Krasodomski (Polen, 124), 6. Roberto Bermúdez De Castro (Spanien, 137)

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