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Hat sich physisch und mental von den Strapazen des Southern Ocean erholt: Thomas Coville auf Sodebo © coville
Bei der bisher schnellsten Einhand-Weltumseglung aller Zeiten erreicht Coville einen Fabel-Rekord nach dem anderen. Von Euphorie ist er aber noch weit entfernt.
41 Tage nach dem Start vor Brest/Frankreich am 6. November (zeitgleich mit dem Start der Vendée Globe) überquerte Thomas Coville gestern auf seinem Ultim-Trimaran „Sodebo“ zum zweiten Mal den Äquator. Mit einem höchst zufriedenen Gesichtsausdruck vermeldete er nach 35:21:38 Tagen einen Vorsprung von 6:11:23 Tagen auf seinen virtuellen Gegner Francis Joyon, den bisherigen Rekordhalter für Einhand-Weltumseglungen.
Zur Feier der Rückkehr in die nördliche Hemisphäre habe er sich unter einer spärlichen Dusche endlich mal wieder gewaschen, berichtet Coville weiter augenzwinkernd. „Die letzten Tage haben mich wieder mit der südlichen Seite unseres Planeten versöhnt,“ sagt Coville weiter. “Denn der Southern Ocean hatte mir schon arg zugesetzt – wenn ich auch von Schäden am Boot verschont geblieben bin. Vor allem der Sturm mit 50 Knoten Wind auf der Höhe von Uruguay wird mir wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Das war bis jetzt jedenfalls der härteste Törn meiner Karriere!“
Fantastische Reachkurse auf langer Welle entlang der brasilianischen Küste und „endlich wieder Hochgeschwindigkeitsfahrten über 30 Knoten“ hätten seine Laune nach einigen Tage mit eher schwachen Winden und aufgewühlter See zuletzt deutlich gebessert, meldet Coville weiter.
Die letzte Halse vor dem Äquator habe er dann regelrecht zelebriert. „Das Manöver war wichtig, hatte etwas Symbolisches. Ab jetzt zeigt „Sodebos“ Bug hoffentlich nur noch in Richtung Norden – es geht heimwärts!“
Voll konzentriert bleiben
In der Nacht vor der Äquator-Querung sah Coville mit einer gewissen Wehmut zum letzten Mal das Kreuz des Südens am Horizont untergehen. „In diesem Moment kam so etwas wie Euphorie bei mir auf. Doch da muss ich aufpassen: Ich darf mich jetzt von nichts ablenken lassen, muss weiterhin voll konzentriert im Hier und Jetzt bleiben!“
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Wie alle Hochseeskipper ist Coville leicht abergläubisch. „Es kann noch so viel passieren! Der Atlantik steckt voller Gefahren, auch wenn ich mich hier fast schon heimisch fühle!“ Zu oft hat es ihn hier mit Kenterungen, Kollisionen und Bruch schon erwischt… „Vor mir liegt ein Tief mit Windstärken um die 45 Knoten, wahrscheinlich von vorne,“ erklärt der Einhandsegler weiter. „Das muss erstmal abgeritten werden!“
Zwischen Weihnachten und Silvester
Auch das Sodebo-Shore-Team hält sich mit euphorischen Bekundungen zurück. Zwar feiert es verbal auf Covilles Facebook-Seite die Äquator-Querung, doch von einer voreiligen Weltumseglungs-Rekordvermeldung wollen sie nichts wissen.
„Zunächst sind wir froh, dass sich Thomas seit seiner Rückkehr in den Atlantik ganz offensichtlich physisch und mental erholt hat, obwohl manche Passagen nicht gerade einfach für ihn waren. Der Mann lächelt wieder ehrlich und offen in die Kameras, man sieht, dass er aufblüht,“ ist aus dem Sodebo-Team zu vernehmen. So sei das Risiko, dass Fehler aufgrund von Unkonzentriertheit oder Müdigkeit passieren, deutlich reduziert.
Sollten also die Vorhersagen diverser Meteorologen eintreten und Coville weiter seinen Ultim-Trimaran auf Hochleistungsbetrieb trimmen können, dann müsste der Einhandsegler die Ziellinie vor Brest zwischen dem 26. und 28. Dezember überqueren. Um „nur“ den Rekord von Francis Joyon zu brechen (57:13:34 Tage) könnte er sich bis zum 3. Januar 2017 Zeit lassen.
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