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Ben Ainslie ist beim Übungsrennen in das Heck vom Team New Zealand gekracht. Eine Attacke, die Kiwi-Teamchef Grant Dalton immer befürchtet hatte: „Sie werden uns versenken wollen.“
„Das ist wirklich unnötig eine Woche vor dem America’s Cup“, schnaubt Team-New-Zealand-Steuermann Peter Burling. „Wir sind alle hier, um zu lernen. Und nun ist es etwas ärgerlich, dass wir eine tiefe Delle im Rumpf haben.“
Der 49er Olympiasieger spricht über einen Vorfall im letzten Practice Race des Tages, als er gegen das Land Rover BAR Team von Ben Ainslie antritt. Die Briten hatten mit ihrem zurzeit eher langsamen Katamaran schon wieder gegen Japan und Neuseeland verloren und allein gegen die schwächelnden Franzosen gewinnen können. Nun will der ehemalige Match-Race-Weltmeister Ainslie es seinem jungen Widersacher beim Start mal so richtig zeigen.
Mehrfach greift er vor der Linie von hinten an, luvt, fällt ab, luvt, fällt ab – es geht um das sogenannte Fishtailing, der Kurs entspricht einer Schlangenlinie. Das hintere Boot versucht, eine Überlappung in Lee anzubringen, den sogenannten „Hook“. Wenn das gelingt, müsste der Gegner auf ein Luvmanöver reagieren und könnte in den Wind gestellt werden. Die weitere Gefahren: Er wird zu früh zur Startlinie gedrängt, oder gerät beim Verteidigen unter die Anliegelinie der Starttonne. Das wäre der Supergau. Er müsste wenden.
Ainslie macht Druck von hinten
Mit den neuen Foiling-Katamaranen ist es extrem schwierig, den Speed zu antizipieren. Sobald sie sich auf die Tragflächen heben, beschleunigen sie extrem. Genauso abrupt stoppen sie beim Eindrehen in den Wind ab.
Ainslie macht im Vorstart mächtig Druck von hinten. Burling verteidigt aber gut und hält die Führungsposition. Dann öffnet sich eine Lücke zwischen ihm und der Starttonne. Ainslie fällt aus der Luvposition ab, um hinter den Kiwis hinein zu stechen. Aber er ist zu schnell. Der Bug passt nicht mehr am Heck vorbei. Er kracht gegen der Innenseite des gegnerischen Leerumpfes. Ein klarer Fehler der Briten.
Ainslie kommentiert später ein wenig flapsig: „Ein keiner Schubser heute als wir hart mit dem Emirates Team New Zealand kämpften. Sorry Jungs. Wir hoffen, ihr seid bald wieder auf dem Wasser.“
„Ben hat Rot gesehen“
Die Kiwis nehmen das gar nicht so locker. Burling sagt: „Der Bug ist an unserem Leerumpf eingeschlagen. Es gibt nun eine heftige Delle im Cockpit im Bereich meines Steuerrades.“ Und Skipper Glen Ashby fügt hinzu: „Bis zu diesem Vorfall hatten wir wirklich einen guten Tag, aber nun haben wir ein Loch im Boot. Ich glaube, Ben wird sich gerade nicht besonders gut fühlen.“
Schärfer reagierte CEO Grant Dalton. „Wir kennen Ben sehr gut. Er ist ein guter Typ, aber es scheint sich bei ihm offenbar immer mehr Frust aufzubauen und er sieht nun Rot. Das ist ein großer Schaden zu einer Zeit in der wir uns das nicht erlauben können.“ Dalton spielt damit auf die aktuelle Form der Briten an, die es immer noch nicht schaffen, genügend Speed aus ihrem Kat zu pressen.
Tatsächlich passt die Vorstart-Agressivität von Ainslie zum Segelstil eines Skippers, der auf dem Kurs langsam ist. Er muss beim Start größere Risiken eingehen, um Rennen zu gewinnen. Aber ein Crash sollte sicher nicht passieren. Er muss den Briten wirklich peinlich sein. Und Daltons Einschätzung könnte richtig sein. Ein selbstsicheres, entspanntes Team, das sich auf seinen Speed verlassen kann, agiert anders.
Die Gefahr, der „einsame Wolf“ zu sein
Noch mehr Brisanz kommt in die Sache, weil Team New Zealand Boss Grant Dalton im Vorfeld der Regatta gemutmaßt hat, dass irgendwer sich dazu verleiten lassen könnte, den Kiwi Kat zu versenken.
Es geht darum, dass die Neuseeländer als einziges von sechs Teams dem sogenannten „Framework-Agreement“ nicht zugestimmt haben, in dem die nächsten Ausgaben des Cups skizziert werden. Diese Rahmenvereinbarung gerät nur dann in Gefahr, wenn die Kiwis den America’s Cup gewinnen.
Deshalb sagte Dalton vor einigen Wochen: „Es ist eine Gefahr, der einsame Wolf zu sein. Diesmal gibt es viele Menschen – nicht nur bei Oracle – die nicht wollen, dass wir diesmal gewinnen. Es gibt nun fünf Teams, die uns tot sehen wollen nur weil wir ihre kleine Parade verdorben haben.“ Er befürchtet offen, dass es einen Crash geben könnte durch ein Team, das selber keine Chance mehr auf den Sieg hat.
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