Der Champagner spritzte noch auf dem Wasser: Überglücklich feierte der VSaW Berlin in der siebten Bundesliga-Saison erstmals die Deutsche Meisterschaft. Doch auch wenn der Titel frühzeitig vergeben war, so wurde zum Saisonfinale der Segel-Bundesliga vor Glücksburg doch heftig gerechnet und gezittert, gezweifelt und gefeiert.
Enge Duelle lieferten sich die Clubs auf dem Wasser, dichte Trauben bildeten sich vor den Bildschirmen mit der Live-Übertragung und der Ergebnisliste an Land. Im Kampf um das Podium, die Champions-League-Plätze sowie Auf- und Abstieg war bis zum letzten Rennen noch jede Menge Bewegung.
Ganz entspannt durfte der VSaW das Finale angehen. Und doch schien es, als sei ein Stein vom Herzen der Berliner gefallen, als sie in ihrer letzten Wettfahrt als Zweite durch das Ziel gingen und dann noch an Bord die Schaumwein-Flasche köpften, die ihnen vom vollbesetztn Begleitboot herübergereicht wurde. „Wir haben über viele Saisons hart daran gearbeitet. Dass es jetzt endlich geklappt hat, ist unglaublich“, sagte Steuermann Tim Elsner.
Diesen Triumph ließ sich auch die Vereinsführung nicht entgehen. VSaW-Geschäftsführer Frank Butzmann war mit nach Flensburg gereist und freute sich mit seiner Mannschaft: „Das ist für uns als Verein ein ganz wichtiger Erfolg. Denn über die Liga lässt sich eine sehr gute Identifikation mit dem Club realisieren. Wir haben ein Public-Viewing im Verein, unsere Unterstützer sind begeistert, und die Jugend lässt sich so gut an den Verein binden.“ Dass der VSaW nach vielen guten Jahren, aber auch einer schwächeren Saison in 2017 nun ganz oben steht, sieht Butzmann an einem veränderten Kader-Konzept: „In den vergangenen Jahren hatten wir 13, 14 Segler im Liga-Kader, jetzt nur noch sieben. Die Junioren, die sonst auch mit dazu gehörten, haben jetzt ihre eigene Liga. Und das ist sehr gut so. Unsere Mannschaften sind gut eingespielt, und Jan Jasper Wagner, der drei Siege im Jahresverlauf eingefahren hat, ist ein wichtiger Ruhepol an der Pinne. Klasse, wenn man solche Kaliber im Team hat.“ Dass es zum Abschluss „nur“ zum achten Platz gereicht hatte, war dabei egal: „Das Team wollte sich eigentlich auf den Bayerischen YC als letztem verbliebenen Titelgegner konzentrieren. Als die aber gar nicht in Fahrt kamen, war der Druck raus“, so Butzmann. Jetzt haben die Berliner ganz neue Ziele im Visier. Champions League und das Nordstream Race werden in der VSaW-Saison 2020 echte Höhepunkte sein.
Hinter dem VsaW landete der WV Hemelingen auf dem Vizemeister-Platz – noch vor dem Titelverteidiger und Rekordmeister NRV Hamburg, der gerade noch rechtzeitig am letzten Tag des Finals in die Spur zurückfand, um nicht den Platz auf dem Podium zu verspielen. Auf Platz vier rettete der Bayerische YC die Champions-League-Qualifikation. Der BYC war als Zweiter in das Finale gegangen, hatte aufgrund terminlicher Probleme seiner etatmäßigen Steuerleute Veit Hemmeter und Julian Autenrieth nur ein Juniorenteam an den Start gebracht. Mit Felix Kaiser am Ruder reichte es schließlich zum vorletzten Platz von Glücksburg.
Gerade genug, um den Düsseldorfer YC in der Gesamttabelle auf Distanz zu halten. Der DYC mit Jan-Philipp Hofmann an der Pinne legte eine starke Performance auf der Flensburger Förde hin und feierte den Sieg bei diesem Event. „Wir konnten endlich mal ohne Druck segeln, hatten den Klassenerhalt schon in Kiel gesichert. Das ist unser erster Sieg in der Bundesliga“, sagte Hofmann. „Dass es für die Champions League nicht gereicht hat, ist nicht so wichtig. Wir wollen jetzt nur sehen, dass wir diese Leistung für die nächste Saison konservieren können. Vielleicht machen wir noch ein Training extra im Herbst oder Winter/Frühjahr.“ Erfolgsfaktor von Glücksburg sei ein gut funktionierendes Team und ein hohes Speedpotenzial gewesen. Die Winde waren dagegen schwer zu lesen. Das galt auch für den Flensburger SC, der mit Platz drei aber ein gutes Heimevent hinlegte. „Es ist schon ein gewisser Heimvorteil, auch wenn der Wind aus Süd sehr ungewöhnlich war. Aber es ist eben ein bekanntes Umfeld mit kurzen Wegen“, so FSC-Steuermann Jan Hauke Erichsen, der in der Saisontabelle auf Platz acht landete.
Hart umkämpft war der Abstiegskampf. Der Klub am Rupenhorn und die SG Lohheider See standen bereits als Absteiger fest. Zum Abschluss zog es noch den Mühlenberger SC und den Münchner YC in den Abstiegssog.
In der Zweiten Liga knüpfte One Kiel an die bisher fast makellose Saison an. Zum vierten Mal in den fünf Events war die junge Mannschaft um Magnus Simon Spitze, ist damit souveräner Zweitligameister und Aufsteiger – und das in der ersten Liga-Saison überhaupt. Aber die Mannschaft ist trainingsfleißig, gut eingespielt – und Steuermann Simon verfügt zudem über Ligaerfahrung mit dem Mühlenberger SC. Am letzten Tag verbuchte One Kiel zwar nur mittlere Ergebnisse – am überlegenen Event- und Saisonsieg änderte das aber nichts mehr. „Wir waren heute ein bisschen nervöser als sonst, da unser Förderer mit dem Motorboot auf dem Wasser war. Aber insgesamt ist das eine tolle Belohnung für unserer intensive Arbeit in dieser Saison“, sagte Crew-Mitglied Peer Heuer.
Als Zweiter von Glücksburg schob sich der Lübecker YC auch in der Gesamttabelle auf Platz zwei. „Eigentlich sollte die Saison jetzt erst losgehen. Wir sind jetzt richtig in Fahrt“, sagte LYC-Steuermann Johannes Babendererde. „Wir haben etwas gebraucht, um uns zu finden, da bei uns alle berufstätig sind und nur wenig Zeit haben. Inzwischen trainieren wir auf der Alster, da viele aus dem Team in Hamburg tätig sind oder schnell hinkommen können.“
Mit One Kiel und dem LYC haben noch der Potsdamer YC und der Blankeneser SC den Sprung in die Erste Liga geschafft. Dagegen müssen sich der Röbeler SV Müritz, der SC Eckernförde, die SV Wuppertal und die SV Altona Övelgönne noch im Deutschen Liga-Pokal beweisen, der in den kommenden beiden Tagen vor Glücksburg ausgetragen wird.
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