Spannender hätte die 39. Meisterschaft der Meister auf der Alster nicht sein können: Das Finale der besten von 32 Mannschaften spitzte sich nach einem Sieg aller drei Crews zum finalen Showdown zu. Zugvogelmeister Alexander Morgenstern setzte auf die Mitte und triumphierte.
Die Kultregatta SC auf der Alster ist seit nunmehr fast 40 Jahren der große Saisonabschluss und -höhepunkt für die erfolgreichsten Mannschaften des Jahres. Welt-, Europa- und Deutsche Meister tummelten sich auf dem Areal des gastgebenden Hamburger SC und sorgten für ein Zusammentreffen aller Facetten des deutschen Regatta-Segelsports. Gesegelt wurde auf J/70 im liga-ähnlichen Format mit acht Booten und schnellen Wechseln. Auf den Einsatz des Gennakers wurde verzichtet, um auch den Crews eine Chance zu geben, die mit dem leichten Tuch keine Erfahrung haben. Bei stark drehenden Winden mit heftigen Böen mit bis zu sieben Beaufort eine sehr gute Entscheidung, denn auch so gab es in Sichtweite des HSC-Stegs manchen Sonnenschuss zu beobachten.
Die Jüngstensegler aus dem Teeny um den Deutschen Meister Mats Ole Krüss (Crew: Oke Nommensen, Tjelle Genz, Tom Struve) trafen bei diesem Spektakel nicht nur auf die gleichaltrigen Kollegen aus dem O’pen Skiff (Frederic Schüle mit Mia-Sophie Aldag, Lenja Burchard, Yannic-Tim Noack) und Laser 4.7 (Ole Schweckendiek mit Noah Le Piotraschke und Tobias Hollenbach), sondern auch auf gestandene Seesegler wie die ORC-Europameister um Gordon Nickel (mit Bendix Hügelmann und Till Krüger) und die Deutschen Meister um Jens Kuphal (mit Heiner Wilkens und Philipp Bruhns).
Kuphal bekam es allerdings nicht nur mit der üblichen Konkurrenz von der Seebahn zu tun, er musste auch noch gegen seinen eigenen Trimmer antreten. Denn Max Gurgel hatte eine weitere Chance zum Start mit einer eigenen Crew (Karl Gurgel und Thorben-Hendryk Strube) genutzt. Noch enger war der interne Konkurrenzkampf bei einigen anderen Crews: Contender-Weltmeister Max Billerbeck, der seinen Klassen-Konkurrenten Markus Maisenbacher und den Contender-Neueinsteiger Eike Martens an Bord hatte, musste seinen Bruder Frieder im Auge behalten, der mit seinem etatmäßigen Vorschoter Julius Raithel und Daniel Laphart segelte. Reiner Brockerhoff (WM-Zweiter in der J/22 mit Henrike Pepin und Jens Thiele) bekam es auf der Bahn mit seinem Sohn Felix zu tun. Der segelte mit seinem etatmäßigen Steuermann Jan-Philipp Hofmann (die deutschen 505er-Champions) – ergänzt durch Nils-Henning Hofmann. Aber das Event bot auch Gelegenheit zur Familienzusammenführung. So hatte Silja Braun gerade erst die Deutsche Korsarmeisterschaft mit Gerd Linnemann gewonnen und dabei ihren Vater Dirk Braun auf Platz zwei verwiesen. Jetzt saß Dirk Braun gemeinsam mit Linnemann bei seiner Tochter an Bord. Finn-Ass Max Kohlhoff nutzte die Chance, um nach dem Gewinn des Deutschen Titels mal mit seiner Freundin Frederike Loewe (470er-Olympia-Aspirantin) und ihrem Bruder und Laser-Segler Philipp Loewe auf die Bahn zu gehen.
Stark vertreten war die Fraktion der Shorthanded-Segler. So hatte sich L30-Europameister Rasmus Töpsch mit den Mini-6.50-Seglern Andreas Deubel und Oliver Korte verstärkt. Und bei Europe-Meister und Mini-Segler Sverre Reinke zog neben Felix Lenz auch noch Hasso Hoffmeister an den Strippen. Gute Gelegenheit für den frisch gekürten Koordinator für die künftige Olympiadisziplin Offshore Mixed Doublehanded, Tim Kröger, um bei seinem Besuch beim HSC Input für seine Aufgabe zu bekommen.
Aber neben all dem „Familientreffen“ bot das Spektakel auch spannende Rennen. Nach neun Flights in der Vorrunde qualifizierten sich die besten acht für das Halbfinale. Und hier ging es in einer Flotte und zwei Rennen um die Qualifikation des Dreier-Finals. Nach Frühstart, Protest und engem Fight mussten schließlich Max Kohlhoff, Max Billerbeck, Sverre Reinke, Max Gurgel und Jan-Philipp Hofmann die Segel streichen. Gordon Nickel, der bereits die Vorrunde als Sieger abgeschlossen hatte, setzte seine gute Serie fort und zog mit zwei Siegen in das Finale ein, gefolgt von „Hausherrin“ Silke Basedow. Die Match-Race-Expertin hatte in diesem Sommer die Chance genutzt, um ihre alte Mannschaft zusammenzutrommeln und gewann prompt den Vize-Europameistertitel in der Duell-Segelvariant. Bei ihrem Heimatverein knüpfte sie mit Schwester Maren Hahlbrock, Juliane Zepp und Marion Rommel daran an. Dritte Crew im Bunde waren die Zugvogel-Meister Alexander Morgenstern und Tanja Seegelke. Morgenstern hatte auf der Suche nach einem dritten Mann an Bord seinen ehemaligen Opti-Konkurrenten Carsten Kemmling angemorst, ob der jemanden kennen würde. J/70-Experte Kemmling sprang gern selbst ein, und so kam es nach fast 40 Jahren zu einem Wiedersehen. Einem sehr erfolgreichen!
Denn im Finale drehte sich das Bild der Vorrunde und das Halbfinals noch einmal komplett. Nachdem Basedow das erste Finalrennen und Nickel das zweite gewonnen hatten, erzwang Morgenstern mit einem „Sekt-oder-Selters“-Start auf Steuerbordbug und dem anschließenden Sieg in der dritten Wettfahrt das alles entscheidende Rennen. Hier setzte Morgenstern beim Start auf das Pin-End, dann aber auf den Kurs durch die Mitte. Als Erster kam er an der Luvtonne an, verteidigte den knappen Vorsprung bis zum Gate. Während die beiden Konkurrenten einen Split nach links und rechts segelten, entschied sich der Zugvogel-Meister wieder für die Mitte – und behielt Recht. Mit deutlichem Vorsprung ging er ums Luvfass und hatte dann keine Probleme mehr, gemeinsam mit Tanja Seegelke und Carsten Kemmling den Sieg ins Ziel zu bringen.
Mit einem Riesenpokal und einer Magnum-Flasche Sekt, überreicht durch DSV-Vizepräsident Torsten Haverland und Robert Kühnen von Sponsor Dimension Polyant, feierte das Trio den erfolgreichen Ausklang der Saison.
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