Während das britische INEOS Team UK ein heftiges Splash-Video in den Äther schickt, hat das America’s Cup Management das lange erwartet Rennformat für die erste AC World Series bekannt gegeben. Spektakuläre Fleetraces wird es nicht geben.
Knapp drei Monate vor dem Start der ersten Regatta für die neuen AC75 des 36. America’s Cups scheinen die America’s Cup Teams Aufmerksamkeit generieren zu wollen. Erst die ungewohnt offene Berichterstattung von Luna Rossa zum Riggverlust, nun legen die Briten mit dem Video eines krachenden Absturzes nach:
Nach dem Abfallen auf einen Vorwindkurs scheint es ein Problem mit dem Foil-Winkel oder einer stärkeren Böe gegeben zu haben. Erst hebt sich der Cupper zu hoch über die Oberfläche, dann reißt die Strömung ab, und er kracht mit dem Bug voraus ins Wasser.
Er stoppt in einer Gischtwolke. Allerdings hat die Crew ihr Schiff relativ schnell wieder im Griff. Ein Katamaran wäre wohl heftig über seinen Leeschwimmer gestolpert. Die Briten öffnen schnell die Fock und drehen sofort in den Wind. Dieses Manöver ist nicht schnell in einem Rennen, aber die Einrumpf-Konstruktion zeigt, dass sie vielleicht sicherer zu kontrollieren ist, als zuvor gedacht.
Kein Fleetrace
Dennoch hat man aber wohl Angst, die Boliden zu viert bei einem Fleetrace auf die Bahn zu lassen. Das ist jedenfalls aus der aktuellen Ankündigung zum Rennformat für die America’s Cup World Series (ACWS) vom 23. bis 26. April in Cagliari zu entnehmen.
Die Veranstalter haben nur Match Races angekündigt. Bei den vergangenen America’s Cup Auflagen waren die Cup-Teams beim ACWS noch in Flotten auf die Bahn geschickt worden. Allerdings wurden vor dem Bermuda-Event nur die AC45 Onedesign-Foiler eingesetzt.
Die Regatten waren aber mehr als nur eine Show-Regatta wie die ACWS 2019. Denn damals hatten die Ergebnisse direkten Einfluss auf ein Ranking für die späteren Cup-Duelle. Das soll diesmal nicht der Fall sein.
An den vier Tagen der Veranstaltung stehen jeweils von 14 bis 16Uhr nur Match Races auf dem Programm – je vier Rennen pro Tag . Alle vier Teams treten bei einem doppelten Round-Robin-System zweimal gegeneinander an. Die Richtzeit für einen Lauf beträgt 20 Minuten.
Am letzten Tag treten die auf Platz drei und vier in der Tabelle liegenden Teams in einem einzigen Playoff-Rennen gegeneinander an, um den dritten Rang auszusegeln. Die beiden besten Teams segeln ein Two-Wins-First-Finale.
Gefährlicher Dial Up
Bestätigt ist nun die Absicht, einen klassischen Start gegen den Wind auszuschreiben. Ob es aber zu den klassischen Vorstart-Duellen kommt, ist längst nicht klar. Die genauen Regeln sind noch nicht veröffentlicht. Aber es ist schwer zu glauben, dass die Yachten tatsächlich gleichzeitig von Luv hinter die Startlinie eintauchen dürfen. Die Risiken wären wohl zu groß, wenn es zum typischen Dial Up (Video Erklärung) käme, bei dem das Schiff mit Wind von Backbord dem Gegner mit einem scharfen Wendemanöver ausweichen muss.
Nicht auszudenken, wenn es den AC75-Crews erlaubt wäre, beim Eintauchen hinter die Startlinie mit 50 Knoten aufeinander zuzuschießen. Luna-Rossa-Coach Philippe Presti sagt gegenüber SR, dass der genaue Ablauf des Vorstarts noch nicht exakt definiert sei. Aber er gehe davon aus, dass es keinen Dial Up gibt.
Wie bei den Raumschots-Starts beim vergangenen America’s Cup in Bermuda werde wohl das von links eintauchende Team einige Sekunden früher eintauchen dürfen und deshalb zu Beginn den vorfahrtsberechtigten Gegner vor dem Bug passieren können.
Kreiseln nicht zu erwarten
Der Coach übe bisher am Simulator mit seinen Steuerleuten eine zweiminütige Vorstart-Phase ein. Dabei erwarte er auch kein klassisches Umeinander-Kreisen sondern eine perfekt getimte Anfahrt zur Startlinie. Es werde entscheidend sein, wann man sich auf die Foils hebt, und man dürfe nicht kurz vor den Schuss ins Wasser klatschen. „Ähnlich wie bei einem Start mit der Foiling Moth“, sagt Presti.
Interessant werde noch die Technik sein, mit der die Schiedsrichter die Regeln überprüfen wollen. So werde versucht, eine virtuelle Zone um die Schiffe herum zu installieren, die quasi wie ein echter Kontakt reagiert. Dadurch werden die Teams gezwungen, einen gewissen Sicherheitsabstand einzunehmen, bevor es zum Vollkontakt kommt.
Mit der Veröffentlichung des Cagliari-Programms ist auch endgültig klar, dass das zweite US-Team Stars&Stripes nicht, wie eigentlich zuvor gefordert, am Start sein wird. Andererseits hat es seine längst erwartete Abmeldung vom Cup bisher nicht verkündet.
Nach der ACWS auf Sardinien folgt die Regatten in Portsmouth, England vom 4. bis 7. Juni bevor der Tross nach Auckland umzieht, um dort vom 17. bis 20. Dezember das dritte ACWS-Rennen auf dem Cup Revier auszusegeln.
Im Anschluss daran werden die Herausforderer im Januar und Februar 2021 um den Prada-Cup fahren, um zu entscheiden, wer von ihnen es mit dem Emirates Team New Zealand aufnehmen wird. Der 36. America’s Cup presented by Prada findet vom 6. bis 21. März statt.
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