Der Corona-Shutdown hat unter den deutschen Olympia-Aspiranten einen ersten Rücktritt erzwungen. Phillip Kasüske, neben Max Kohlhoff einer der beiden Hoffnungen für einen Olympia-Start im Finn, hat sein Engagement beendet. Der 25-Jährige zog die Konsequenz aus der Verlegung der Spiele ins Jahr 2021, das von ihm ein zu großes Investment erfordert hätte.
In einem Schreiben an seine Unterstützer machte der Junioren-Weltmeister von 2016 klar, dass Tokio 2021 für ihn nicht mehr realistisch ist: „Wenn ich Erfolg bei den Olympischen Spielen haben will, muss ich meinen Fokus zu 100 Prozent auf dieses Ziel richten. Diesen Weg habe ich immer, so gut ich konnte, verfolgt. Aufgrund der aktuellen Situation und der Verschiebung der Olympischen Spiele sowie sämtlicher Qualifikationsregatten sind meine Ziele jetzt nicht mehr greifbar. Andere Dinge in meinem Leben rücken nun in den Vordergrund, die ich in den letzten Jahren konsequent hintenangestellt habe.“
Gegenüber SR erklärte Kasüske, dass er in seinem Studium des Logistikmanagements an der Fern-Uni in Bad Honnef (IUBH) wegen des Leistungssports bisher nur wenige Credits sammeln konnte. „Aber die Zeit läuft weiter, und ich will mit dem Studium endlich mal vorankommen.“ Ein weiteres Jahr mit dem vagen Ziel Olympia (die Deutschen haben nur noch eine Minimal-Chance auf einen Nationenplatz) würde weiterhin viel Zeit und Geld verschlingen. „Mein Platz in der Sportfördergruppe der Bundeswehr wurde trotz Verschiebung der Spiele nicht weiter verlängert, weshalb für mich ein Großteil der Finanzierung sowohl des Sports als auch meines Lebensunterhalts wegfällt. Der nun weitere Weg nach Tokio 2021 wäre somit nur mit zusätzlichem finanziellem Aufwand möglich gewesen. Ich möchte keine Aufwendungen von Sponsoren in ein Projekt investieren, für das ich nicht mein volles Commitment geben kann“, erklärte Kasüske.
In den vergangenen sechs Jahren hat Phillip Kasüske alles dem Ziel Olympia untergeordnet, gehörte mit seinen Erfolgen im Junioren-Bereich zu den hoffnungsvollsten Talenten im deutschen Segelsport. Der Anschluss an die Weltspitze im Elitebereich des Finns gelang in kleinen Schritten, noch aber waren die Platzierungen bei den Top-Events zu inkonstant, um den ganz großen Coup zu landen. Seine Segel-Erfahrung wird der Berliner indes nicht ganz liegen lassen: „Ich werde einen meiner beiden Finns verkaufen, aber den anderen behalten. Ich werde Max (Kohlhoff, d. Red.), so gut es geht, in seiner Olympia-Kampagne unterstützen. Außerdem will ich noch die Deutsche Meisterschaft mitsegeln. Ich denke, das bin ich der Finn-Klasse schuldig, dass ich mein Wissen weitergebe. Und wenn die Zeit es zulässt, würde ich auch international noch starten – vielleicht bei der letzten Qualifikationsregatta für Olympia. Aber wenn man nicht mehr trainiert, darf man da nicht viel erwarten.“
Daneben rücken auch andere segelsportliche Möglichkeiten in den Vordergrund: „Es gibt viele interessante Projekte wie Bundesliga-Segeln für meinen Club, den VSaW, oder auch Motten-Segeln. Und natürlich bleibt das Engagement beim Offshore Team Germany ein wichtiger Aspekt, sobald nach der Lockerungen der Corona-Maßnahmen wieder mehr möglich ist.“ Kasüskes Schritt zeigt einmal mehr, dass es in Deutschland mehr als schwer ist, Spitzensegler über mehrere Olympiaden im Spitzensport zu halten. Kasüske: Mein Dank gilt allen, die mich auf meinem Weg begleitet und unterstützt haben. Nur durch eine große Anzahl an Förderern und Unterstützern ist es in Deutschland möglich, überhaupt den olympischen Traum zu verfolgen.“
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