Zweiter schwerer Schlag für die deutsche Finn-Szene. Nach dem Ausstieg von Phillip Kasüske aus der Olympia-Kampagne muss der DSV sein Engagement in dieser Klasse beenden. Für Max Kohlhoff geht damit eine wichtige Unterstützung durch einen Bundestrainer verloren.
„Ich bin traurig, überrascht und habe kein Verständnis“, berichtet Kohlhoff gegenüber SR. Er habe am Dienstag einen Anruf von Sportdirektorin Nadine Stegenwalner erhalten, in dem sie ihm erklärte, dass durch den Ausstieg von Phillip Kasüske die Grundlage für die Beschäftigung eines Trainers durch den DSV weggefallen sei. Der Grund sei, dass Kasüske den Kaderstatus inne hatte, der Kohlhoff fehlt. „Phillip hat den Kader bei der WM in Aarhus 2018 (Platz 15, d. Red.) eingefahren, mir ist das leider nicht gelungen“, so Kohlhoff. Bei den Regatten im vergangenen Jahr agierten beide indes auf ähnlichem Niveau, mit Vorteilen für Kohlhoff.
Jetzt steht der Modell-Athlet aus Kiel vor einem Scherbenhaufen: „In den vergangenen sieben Jahren haben wir unglaublich viel in dieses Projekt investiert. Und es sind auch Hundertausende an öffentlichen Mitteln in das Projekt Olympia 2024 geflossen. Und jetzt nimmt sich der Verband kurz vor der Zielgeraden die Chance, überhaupt jemanden zu schicken. Das soll jetzt alles umsonst gewesen sein?“, ist Kohlhoff konsterniert. Nicht einmal die 20 Trainingstage, deren Finanzierung vom Verband freigegeben worden sind, sollen noch geleistet werden. „Mir bleibt letztlich ein Spint und der Zugang zur Rampe“, so Kohlhoff, der gestern trotzdem auf dem Wasser war, um in Bewegung zu bleiben und Spaß zu haben.
Ein Aufgeben in der eigenen Kampagne kommt für den 26-Jährigen allerdings nicht in Frage: „Ich hatte gestern noch ein Meeting mit meinen Eltern. Und wir sind uns einig, dass es dumm wäre, die Arbeit und die Energie, die in das Projekt geflossen sind, jetzt fallen zu lassen, weil der Verband ausgestiegen ist.“ Als Stützpunktsportler kann Max Kohlhoff auch in der derzeitigen Situation auf das Wasser. Die Suche nach einen Trainingspartner beginnt jetzt, auch wenn es für alle schwierig ist, das Material nach Kiel zu bringen. Als Trainer kann sich der Kieler weiterhin Steve Lovegrove vorstellen, mit dem er gemeinsam mit Phillip Kasüske zusammengearbeitet hat.
„Wir hatten zuletzt sehr gute Fortschritte gemacht. Auch Marcus Lynch war davon überrascht. Es ist sehr traurig, dass das nun so beendet werden sollte. Phillips Vertrag in der Sportfördergrupp wurde nicht verlängert, mir fehlt jetzt die Unterstützung des Verbandes. Jetzt gilt es, alles selbst zu organisieren.“ Zu Simon Gorgels hat Max Kohlhoff bereits Kontakt aufgenommen. Der Bayer ist schnell und die dritte Kraft unter den deutschen Finnseglern. Bis zur letzten Olympia-Qualifikations-Chance will Kohlhoff weiter Vollgas geben. Er hofft darauf, dass vom Weltseglerverband die WM auf Mallorca als Kriterium für Tokio gesetzt wird. Denn dort hat der Kieler zuletzt viel Zeit verbracht, dort fühlt er sich wohl, und das Revier liegt ihm.
Sportdirektorin Nadine Stegenwalner bestätigte, dass es durch die Bindung der Bundesmittel an einen Kaderstatus der Athleten keine Handlungsoptionen zu einer Einstellung der Finn-Ambitionen durch den DSV gegeben hat: „Leider hat nur Phillip bei der WM 2018 die Kaderleistung gebracht, Max konnte diese Leistung in 2018 und 2019 nicht vorlegen. Und obwohl die Entwicklungsschritte in 2019 nicht so waren, wie sie hätten sein müssen, hatten wir uns mit dem DOSB geeinigt, die letzte Olympiachance nutzen zu wollen. Von dieser Förderung hat auch Max profitiert. Durch den Ausstieg von Phillip als verbliebenem Kadersportler im Finn ist aber die letzte Grundlage für die Förderung verloren gegangen. Wir konnten daher keine andere Entscheidung treffen, da wir die Bundesmittel nicht einsetzen dürfen und dahingehend auch geprüft werden.“
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