Roland Gäbler skippert seit sechs Jahren einen der schnellsten europäischen Langstrecken-Katamarane für das ungarische Black-Jack-Team. Nun gelang ihm das bestes Ergebnis.
Wer kennt das nicht. Das Ziel erscheint sich immer klarer vor Augen, das Training läuft optimal, das Material ist in bestem Zustand, das Team hochmotiviert und gut eingespielt. Dem großen Erfolg steht eigentlich nichts mehr im Wege, das Podium ist greifbar nahe…
Aber irgendwie kommt dann doch immer wieder etwas dazwischen. So war es in den vergangenen Jahren für unser Black-Jack-Team bei den ungarischen Langstrecken. Immer wieder diese 4. Plätze. Nichts Ganzes oder Halbes. So dicht dran, aber trotzdem etwas daneben. Nach all dem Aufwand und einer professionellen Vorbereitung will man das große Rennen auch mal gewinnen. Das Team hat es mehr als verdient.
Auch 2020 scheint sich das Muster beim „Kekszalag“, der größten Binnensee-Rennen der Welt mit über 500 Booten, fortzusetzen. Erst geht gut los. Freie Bahn nach einem guten Start. Doch dann…. erste Wende vermasselt. Die Schot verklemmt. Ausgerechnet jetzt, wenn es so drauf ankommt. Da sind wir auf einmal nicht mehr so locker drauf.
Die Konkurrenz erwischt auch noch den ersten Winddreher etwas besser. Prompt sind wir wieder vierter. Nun gut, es zählt ja nicht der Anfang des Rennens, sondern die Platzierung im Ziel. Und bis dahin kann es auf dem Balaton ziemlich lange dauern.
Die Stimmung sinkt
Auch diesmal schläft der schöne mittelstarke Wind aus Osten nach 4 Stunden komplett ein. Wir parken in der Mitte des Sees. Die Verfolger bekommen eine leichte Böe und segeln in einem einen kilometerlangen Bogen um uns herum. Plötzlich sind wir nur noch 8.
Auch diesmal schläft der schöne mittelstarke Wind aus Osten nach 4 Stunden komplett ein. Wir parken in der Mitte des Sees. Die Verfolger bekommen eine leichte Böe und segeln in einem einen kilometerlangen Bogen um uns herum. Plötzlich sind wir nur noch 8.
Bis dahin hatten wir uns Meter um Meter nach vorne gekämpft. Wenn man so stehen gelassen wird, sinkt die Stimmung an Bord doch etwas ab. Doch warum sollten wir als Verfolger nicht auch irgendwann mal den Spieß umdrehen können? Es kann doch nicht sein, dass uns in letzter Zeit immer wieder das Quäntchen Glück fehlt. Da muss mal ein knackiger Motivationsspruch raus. „Bloß nicht den Fokus verlieren“. Das Ziel ist noch weit.
Aber eines ist klar. Wir müssen etwas riskieren. Das kann gut gehen, muss aber nicht: Zum Beispiel bei der ersten Attacke, als die Spitzengruppe nach großer Führung auch mal ein einem Flautenloch stecken bleibt. Wir setzen mit einem guten Winddreher unter dem Südufer an und den Führenden immer näher. Aber eben nur „näher“ und nicht „vorbei“.
Neue Chance in der Nacht
Also warten wir weiter auf unsere nächste Chance. Die kommt allerdings erst, als es stockdunkel ist. In der Nacht bei der Rückfahrt aus Westen steuern wir Richtung Nordufer des Sees, wo sich nachts eine gute Land-Thermik entwickeln kann. Damit machen wir erneut viele Meter gut und liegen 10km vor dem Ziel wieder dicht hinter den führenden Teams.
Dann endlich kommt die Chance zum Überholen. Bei Mondschein und leichter Strömung finden einen guten taktischen Weg durch die Enge bei der Halbinsel Tihany. Wir erwischen im ersten Hauch nach der Rundung einen optimalen Winddreher und überholen kurz vorm Ziel noch 4 Schiffe.
Damit ist uns der zweite Platz sicher. Nur hinter dem größeren AC45-Cupper. Es ist kein Gesamtsieg, aber wir fühlen uns wie die Gewinner!
Durchhalten und Ausdauer beweisen
Das Team, der Eigner und der Trainer hatten es sich so gewünscht, mal wieder auf das Podium zu kommen. Wir waren oft so dicht dran. Jetzt hat es endlich alles gepasst. Gefühlter Sieger nach turbulenten Zeiten, in denen nicht immer alles glatt lief.
Aber wer kennt das nicht. Es gibt keine Garantie für den Erfolg. Man muss durchhalten und Ausdauer beweisen. Vor allem muss man in schwierigen Zeiten zusammen stehen. In einem gewissen Zeitfenster gleichen sich auch Glück und Pech aus. Wer daran glaubt, der wird seine Chance bekommen. Wir haben diese gefunden und sind über diesen hart erarbeiteten Erfolg überglücklich 🙂
Folgend ein kurzes Video wo man das taktische Wirrwarr kurz vorm Ziel (nach 150km Strecke und 18 Stunden segeln) anhand der Tracking Daten noch mal sehen kann:
Unser Boot namens „New Black Jack“ liegt am Anfang noch auf Platz 7. Doch durch den Wechsel vom 130qm großen Gennaker auf den etwas kleineren CodeZero konnten wir den Winddreher auf dem neuen Amwind Kurs ins Ziel etwas höher aussegeln. Da es eine sehr dunkle Nacht war, konnte die Konkurrenz es erst später entdecken. Da waren wir schon vorbei…….
Das sind alles sehr aufregende Momente zum Schluß eines sehr langen Rennens. Wie oft der Puls dabei auf 180 hochgeht, können wir nicht mehr zählen. Aber so ein tolles Finale ist einfach fantastisch. Darauf haben wir lange gewartet. Jetzt freuen wir uns um so mehr und genießen ein paar Wochen Ruhe.
Ende August geht es hier dann mit einem Grand Prix Event der Décision35-Klasse weiter. Danach zurück an den herrlichen Strand von Sankt Peter-Ording, wo für mich vom 5.-6. September die Deutschen Meisterschaft im Strandsegeln stattfinden.
Das „Blaue Band“ vom Balaton
„Kekszalag“ ist das größte Binnensee-Rennen der Welt. Mit über 500 Yachten aller Klassen und Typen auch der bedeutendste Segel-Event in Ungarn.
Die schnellste Kategorie mit den Multihulls (Katamarane + Trimarane) ist eine „Open Group“ wo es keine Limits gibt. Alles ist erlaubt. Jedes Jahr kommen neue Boote und Design-Konzepte dazu. Da gibt es viele technische Innovationen und Experimente. Auch Boote vom America´s Cup sind dabei. Sehr spektakulär und spannend.
Unser Katamaran gehört zur „Décision 35“ Klasse, die Anfang der 2000 in der Schweiz entworfen wurde. Es ist nicht mehr das modernste Design, aber eines der besten für Allround Bedingungen zwischen 1 und 28 Knoten Wind.
Das „Team Black Jack“ ist ein Projekt, in dem junge und erfahrene Segler zusammen an Bord segeln und bei Regatten Ihr bestes geben. Es besteht seit rund 6 Jahren.
Dazu gehört außerdem eine Segelschule, die es Kindern ermöglicht, das Katamaran-Segeln zu erlernen. Es geht bei uns um mehr als nur Regattasegeln und Pokale. Auch wenn diese hier am Balaton besonders schön aussehen.
Wir wollen der Jugend mit unserem wunderbaren Sport eine Chance und Perspektive geben. Dabei Teamplayer formen, die mit Hightech und Natur verantwortungsvoll in Zukunft umgehen und später auch mal die großen Trophäen gewinnen können…….
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