Champions League: Interview mit Sensationssiegern – Wettfahrleiter testet Robo-Tonnen

„Überwältigt“

Conrad Rebholz ballt die Faust, klatscht seinen Taktiker Yannick Hafner ab, fällt ihm in die Arme, herzt Trimmer Thomas Stemmer und Vorschiffsmann Jakob Gruber und schreit seine Freude über den Starnberger See

Er kann es kaum fassen. Seine erste Regatta am Steuer eine Liga-Regatta für den Württembergischen Yacht-Club, und gleich besiegt er im Zweikampf den haushoch favorisierten australischen Segelprofi David Chapman, Champions-League-Sieger 2019 für Sydney, neuerdings in Diensten des NRV.

Chapman war nach zehn Rennen als Sieger der Vorrunde in das Finale der besten Vier eingezogen und mit einem Punkt Vorsprung belohnt worden. Er musst gegen die beiden schweizer Vereine Bordée de Tribord–La Neuveville, Regattaclub Oberhofen und den viertplatzierten Württembergischen Yacht-Club nur noch ein Rennen gewinnen. Dann hätte er mit seinem Team Miklas Meyer, Luisa Krüger und Juliane Andelssen auf dem Regatta-Treppchen für den NRV ganz oben gestanden. Das Final-Format: Wer zwei Siegpunkte erreicht, gewinnt die Serie. Aber das klappt nicht.

Das WYC-Team v.l.: Conrad Rebholz, Yannick Hafner, Jakob Gruber, Thomas Stemmer. © Lars Wehrmann SCL

Denn Rebholz zeigte einen starken Start beim ersten Finalrennen (Tracking) in Lee des Australiers, zwang ihn nach einem langen Amwind-Duell schließlich zur Wende, schien beim ersten Cross klar vorne zu liegen, musste sich nach einem harten Dreher kurz kurz vor der Luvtonne dann aber doch knapp dahinter einreihen. Am Leetor fiel die Entscheidung. Champman wählte die linke Kreuzseite, der WYC die rechte und die Männer vom Bodensee siegten deutlich. Auch die beiden Schweizer Teams waren geschlagen.

Jakob Gruber reißt den Gennaker nach oben, dass es nur so raucht.© Lars Wehrmann SCL

Im zweiten Finallauf (Tracking) geriet der Profi aus Downunder, der im europäischen Sommer normalerweise auf der britischen Insel lebt und segelt, im Vorstart früh unter Druck. Er drehte einen kreativen Kreis um das Startschiff, kam doch noch gut über die Linie und wendete nach rechts, wo der WYC zuletzt gewonnen hatte.

Aber diesmal lief dort wenig. Die Württemberger schienen das Rennen auf der linken Seite nach einem Leestart früh entscheiden zu können. Sie lagen klar voraus. Aber das heißt an diesem Tag auf dem Starnberger See wenig. Wenige Meter vor der Luvtonne wendet ein 30 Grad Rechtsdreher das Blatt. Der NRV liegt plötzlich knapp in Führung.

Split am Leetor

Dann wieder der Split am Leetor. WYC-Taktiker Hafner schickt sein Team erneut auf die linke Seite. Und auch diesmal klappt der Wind kurz vor der Luvmarke extrem – aber diesmal nach links. Chapman fasst sich frustriert an die Cap. Ein schwerer Schlag. Damit konnte man nicht rechnen. Auch die beiden Schweizer Crews ziehen noch vorbei. Die Crew aus dem Süden gewinnt den Champions-League-Qualifier beim Deutschen Touring Yacht-Club.

„Wir sind total überwältigt“, jubelt Conrad Rebholz. „Wir wollten uns nur auf uns konzentrieren und nicht ablenken lassen. Dass es am Ende so gut klappt, damit haben wir nicht gerechnet, aber es freut uns umso mehr.“

Im SegelReporter-Interview erklärt der Steuermann unter anderem, dass er eigentlich nur ein wenig für die Liga-Saison trainieren wollte, bei der er erstmals eingesetzt wird. Den ersten Spieltag hatte der WYC mit Steuermann Simon Diesch auf einen starkem fünften Platz beendet. In dieser Form ist das breit aufgestellte Team erneut ein echter Titelanwärter:

Einen großartigen Job hat wieder auch einmal Wettfahrtleiter Wolfi Stückl abgeliefert. Es ist eine große Aufgabe, 32 Rennen trotz extremer Leichtwind-Bedingungen an vier Tagen überwiegend ohne große Windschweinereien über die Bühne zu bringen.

Dabei erklärt der Mann vom Deutschen Touring Yacht-Club, der unter anderem auch das Champions-League-Finale in St. Moritz geleitet hat, im SR-Interview, dass der Starnberger See nicht nur wettertechnisch eine große Herausforderung ist. Die Wassertiefe beträgt maximal fast 130 Meter, und dabei haben die Tonnenleger Schwerstarbeit abzuliefern. Sie arbeiten mit einer Highspeed-Winde und mit gleich vier Luvtonnen, die optional angefahren werden können. Kein Wunder, dass sich Stückl intensiv mit den neuartigen Roboter-Bojen beschäftigt, die weltweit immer öfter zum Einsatz kommen. Er testet drei verschiedene Modelle.

Der 505er-Segler spricht außerdem darüber, welche Herausforderung diese Champions-League-Regatta unter Corona-Bedingungen für seinen Verein bedeutete:

Livestream Samstag:

Livestream Sonntag:

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