Eine bessere Kulisse für ihre Wettfahrten im Rahmen der Kieler Woche hätten sich die Landsegler der Blokart-Klasse kaum vorstellen können. Während die Blokarts auf dem Gelände des Marinefliegergeschwaders 5 (MFG 5) in Kiel-Holtenau in schnellem Tempo ihre Runden drehen, zieht direkt neben ihnen auf der Förde die Windjammerparade vorbei. Die German Open Blokart Championship ist der zweite Auftritt der Landsegler bei der Kieler Woche nach 2020.
„‚Schneller als der Wind‘ lautet die Devise im Blokart-Sport“, sagt Alexander Bruhn, Organisator der Rennen und selbst erfolgreicher Pilot, „in der zweiminütigen Vorstartphase versuchen die Piloten, möglichst viel Geschwindigkeit aufzubauen, um zu Beginn des Rennens möglichst schnell in die Startbox einzufahren, circa mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 Kilometern pro Stunde.“ Bei der Kieler Woche besteht der Rennkurs auf der Asphaltfläche direkt an der Förde aus einem Up-and-Down-Kurs, einem Schlenker beziehungsweise einer so genannten Schikane und einer engen Gasse, die durchfahren werden muss. Gewertet wird in den vier Gewichtsklassen Light, Middle, Heavy und Super Heavy. In Kiel starten die vier Gruppen gleichzeitig, da pandemiebedingt nur zehn Aktive gemeldet haben.
Unterschieden werden im Blokart-Sport die Kategorien Performance und Production. Unter letztere fallen alle Blokart-Grundmodelle ohne individuelle Anpassungen. Gefährte mit zusätzlichen Upgrades, wie Karbonmasten oder aerodynamischen Verkleidungen werden in der Kategorie Performance gewertet. Gefahren wird mit Segelgrößen zwischen zwei bis fünfeinhalb Quadratmetern Fläche. Generell gilt: Wer schnell ist, fährt ein kleineres Segel, um den Widerstand klein zu halten.
Segelboot auf Rädern im Kofferraumformat
Entwickelt wurde das Blokart 1999 von dem Neuseeländer Paul Beckett, inspiriert vom Drachenfliegen und Landsegeln. In seiner Garage baute er ein windangetriebenes Fahrzeug, das Spaß macht sowie schnell und sehr kompakt ist. „Der große Vorteil des Blokarts ist die Kompaktheit. Auseinandergebaut passt es in eine Packtasche in Kofferraumgröße. Drei Räder, ein Mast mit Baum, Segel, Schot und der Rahmen, der komplett ohne Werkzeug zusammengebaut wird – fertig ist das Blokart“, erklärt Klassen-Boss Alexander Bruhn.
Für Groß und Klein, Alt und Jung
Einen weiteren Vorteil sehe er darin, dass Blokart-Fahren schnell erlernbar und sehr sicher sei. „Blokart ist eine Klasse für Aktive jeden Alters und Leistungsniveaus und zudem inklusiv. Bei uns fahren Kinder gegen ältere Erwachsene und Menschen mit und ohne Handicap gegeneinander. Nicht ohne Grund nennen wird uns Blokart-Familie. In den Rennen kämpfen wir, besonders an der Spitze, ehrgeizig um den Sieg, aber trotzdem steht der Spaßfaktor bei uns immer auch ganz obenan“, so der erfolgreiche Landsegler.
Alexander Bruhn hat das Blokart-Fahren vor über zehn Jahren bei einem Aufenthalt mit seiner Familie in Belgien für sich entdeckt. „Wir waren alle direkt begeistert. Da war mir klar, wenn ich ein Blokart kaufe, reicht das nicht für mich und meine vier Kinder. So wurde ich spontan Blokart-Händler und ‚Botschafter‘ für die Klasse“, erinnert sich Bruhn lachend. Seine Begeisterung für das Landsegeln schlägt sich auch in seiner Leistung als Blokart-Pilot nieder. Regelmäßig steht er bei nationalen und internationalen Wettbewerben mit auf dem Siegerpodest.
Mehr als 100 km/h schnell
Seine größten Erfolge sind der Sieg bei der Europameisterschaft auf der dänischen Nordseeinsel Rømø im Jahr 2015 und der Vize-Weltmeister-Titel im Eissegeln in Litauen 2010. Seinen persönlichen Geschwindigkeitsrekord hat er bei einem Langstreckenrennen über 100 Kilometer in Frankreich aufgestellt, wo er mit 73,9 Kilometern pro Stunde über die Strecke rauschte. „Schwerere Piloten erreichen mehr als 100 km/h“, so der passionierte Blokarter. Grundsätzlich sei das Gewinnen nicht sein Hauptmotiv, aber „einmal bei der Weltmeisterschaft ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen“, das wäre schon klasse, so Alexander Bruhn, der sich nach dem Debüt im Vorjahr über den erneuten Auftritt seiner Klasse bei der Kieler Woche freut. „Das Areal mit gutem Untergrund und der Lage direkt am Wasser ist perfekt für die Rennen.“ (khe)
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