Arkea Ultim Challenge: Erster Sturm überstanden – Warum Banque Populaire zurückgefallen ist

Verfahren

Die Flotte der Einhand-100-Fußer hat bei ihrer Weltumseglung die erste Wetter-Herausforderung gut gemeistert. Zwei Skipper hatten andere Probleme. So hat sich ein Duo an der Spitze etwas absetzen können.

Armel Le Cleac’h dreht auf Gegenkurs. Was steckt dahinter?

Was macht der da? Als Armel Le Cleac’h die Bugspitzen seines Trimarans bei der Anfahrt auf Madeira im Süden plötzlich nach Norden drehte schien es ein Problem zu geben. Muss der große Favorit jetzt schon umdrehen? So früh im Rennen um die Welt?

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Eben noch kämpfte er Seite an Seite mit Tom Laperche um die Führung, drei Stunden später liegt er 40 Meilen achteraus. In der Folge vergrößert sich der Rückstand zur Spitze  nach einem Tag sogar auf 60 Meilen, weil das voraus segelnde Duo bessere Bedingungen im Sturm vorfindet. Wie ist das zu erklären?

Der führende Maxi Edmond de Rothschild im Flugmodus. © polaRYSE

Offenbar nicht mit einem Schaden. Le Cleac’h ist längst wieder in der Lage die Geschwindigkeit von Charles Caudrelier und Tom Laperche auf den vorderen beiden Plätzen zu halten. Tatsächlich handelt es sich um einen strategischen Fehler, für das wohl sein Router-Team an Land verantwortlich ist.

So stellte sich die Situation bei der Anfahrt von Madeira dar:

Banque Populaire hat eine Luvposition zu den Konkurrenten eingenommen und platziert seine Halse so, dass er die Verbotszone um Madeira knapp passieren könnte…

…Aber die Situation entwickelt sich nicht, wie erhofft. BP wie auch Lazartigue knapp in Lee muss mit dem nach links drehenden und leichter werdenden Wind anluven. So kommt BP nicht mehr auf einem Bug am Hindernis vorbei…
…Umso ärgerlicher ist es für Le Cleac’h, dass der Wind dann doch wieder zurückdreht und zunimmt. Laperche (hellblau) kann abfallen und an der Sperrzone vorbeisegeln. Le Cleac’h ist ist zu schnell – und früher an der Grenze. Er muss ausweichen…
…Diese Halse tut weh. Sie bringt BP nahezu auf Gegenkurs. Die Konkurrenz kommt dagegen problemlos vorbei. Lazartigue schiebt sich mit zunehmendem Wind und Speed sogar mit einem tieferen Kurs vor die westlicher segelnde Konkurrenz…
…Fast parallel zur Halse dreht der Wind noch weiter nach rechts – gut zu sehen am Winkel der anderen vier Ultim. Deshalb muss BP fast auf Gegenkurs gehen, bis er die nächste Halse auf der neuen Vorwind-Anliegelinie platzieren kann…

Eine ärgerliche Situation für Armel Le Cleac’h. Ungünstiger hätte es kaum laufen können. Wäre er ein wenig vom Gas gegangen, hätte er sich die kostspielige Halse wohl sparen können. Ob ihm die Router an Land nicht darauf aufmerksam gemacht haben?

Solche Strategie-Fehler sind rar gesät bei den Ultims. Schließlich werden die Skipper rund um die Uhr von den Wetterspezialisten beraten. Man kann sich eigentlich nicht verfahren. So ein Fauxpas sollte eigentlich nicht vorkommen. Aber diese Episode mag auch zeigen, dass man eben auch heute noch nicht alles genau berechnen kann. Insbesondere diese Trimarane reagieren so extrem mit Speed- und Kurswinkeländerungen auf die kleinste Veränderung des Windsystems.

Offenbar haben Skipper und Routing-Team zu sehr auf die erwartete Winddrehung spekuliert, die sie schließlich nur um Minuten verpassten. Das Risiko beim Einschätzen der knappen Anliegelinie vorbei am Sperrgebiet war offenbar zu groß.

Ist es so wie bei der Entwicklung der Navigationsgeräte für Sportboote? Sie sollen erstaunlicherweise nicht zu weniger Strandungen oder Grundberührungen geführt haben – eben weil man sich mit Blick auf den Bildschirm sicher fühlt und einfach näher an Land segelt.

Sicher durch den Sturm

So früh im Rennen sollte diese Episode aber noch nicht entscheidend sein. Le Cleac’h musste zwar nach den 40 verlorenen Meilen näher am Tief mit einer deutlich konfuseren See kämpfen und verlor weitere 20 Meilen. Aber er kam sicher durch den Sturm, der bis zu 45 Knoten erreichte.

Sodebo in voller Fahrt. An Thomas Coville sind die Dimensionen zu erkennen. © Vincent Curutchet

Der Wind drehte immer weiter nach rechts, bis er über Süd auf Nordwest schwenkte. So weit, dass die Trimarane mit hartem Gegenwind zu kämpfen hatten. Charles Caudrelier erreichte am Mittwochabend gegen 22.00 Uhr zuerst die Nordwestdrehung und wendete damit. Die anderen folgten nahezu zeitgleich. Dabei ist so ein Manöver allein auf einem 100-Fußer in schwerer See nicht einfach.

Armel Le Cléac’h war sehr vorsichtig. Er fiel auf dem neuen Bug noch einmal deutlich vor den Wind ab bevor er auf dem neuen Bug Gas gab. Danach wuchs der Rückstand zum Führungsduo auf über 60 Meilen. Aber Seite an Seite mit Thomas Coville hält er nun die Position. Es wird erwartet, dass die beiden Spitzenboote langsamer werden, wenn sie sich einer Flautenzone nähern, die sich bis zu 600 Seemeilen westlich der Kapverden erstreckt und den direkten Weg nach Süden versperrt.

Es geht nun darum, den Übergang zum Ostpassat möglich schnell zu erreichen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird schon der Äquator überquert.

Plötzlich abgestoppt

Bis dahin muss insbesondere Anthony Marchand versuchen, nicht zu viel Boden zu verlieren. Er war mit der ex Macif zu Beginn überraschend schnell unterwegs und konnte gut mit den deutlich jüngeren Konstruktionen mithalten. Aber dann verlor er den Anschluss und segelt jetzt schon 170 Meilen achteraus.

Dabei gibt er preis, dass der Rückstand nicht allein durch fehlende Leistungsfähigkeit seines Bootes zustande kommt. In kürzester Zeit verlor er 20 Meilen auf die Führenden und erklärt: „Die Geschwindigkeit in der Nacht passte plötzlich nicht mehr. Ich konnte die vorhergesagte Bootsgeschwindigkeit (Polare) nicht mehr erreichen und wusste nicht warum. Nachdem ich alle Daten ausgewertet hatte, überprüfte ich alles und stellte schließlich fest, dass am Schwer eine weiße Plastikfolie hing. Die war zwar schwer zu sehen, aber doch recht groß. Am Ende musste ich rückwärtsfahren, um sie zu entfernen. Aber danach segelte ich 10 Knoten schneller als vorher.“

Tom Laperche (SVR Lazartigue) unter seiner Piloten-Kuppel. © Guillaume Gatefait

Francois Gabart, der seinen Schützling Tom Laperche intensiv von Land aus verfolgt, glaubt, dass sein 42-Tage-Rekord um die Welt schwierig zu unterbieten sein wird. Für einen Rekordversuch hätte man das aktuelle Wetterfenster nicht genutzt. Aber nun sehen die Routings für den Südatlantik „gar nicht so schlecht aus“. Der Übergang zum Indischen Ozean entwickle sich „interessant“. Es könne alles Mögliche passieren.

Doch er weist darauf hin: „Wir sehen nicht auf die Stoppuhr, das ist absolut nicht unsere Priorität. Wir befinden uns in einem Rennen, also versuchen wir, den richtigen Kurs zu finden, um vor den anderen Konkurrenten zu bleiben.“

Arkea Ultim Challenge Tracker

2 Antworten zu „Arkea Ultim Challenge: Erster Sturm überstanden – Warum Banque Populaire zurückgefallen ist“

  1. Wilfried

    sagt:

    Schatu mal auf den Tracker. Da wurde das Wetter gehackt würde ich sagen

    1. Wilfried

      sagt:

      und wieder weg

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