Die erste Saison ist für Erik Heil und das von Sebastian Vettel und Thomas Riedel finanzierte Germany SailGP Team vollbracht. Der ehemalige 49er Olympia-Star erklärt, wie die Entwicklung einzuschätzen ist.
Grandioses Finale in San Francisco
War das ein Fest für den internationalen Segelrennsport! Wirklich spektakulär! Wir sind auch Tage nach dem großen Finale von San Francisco sehr beeindruckt davon, was die Liga ihren Teams und den Fans geboten hat, wie weit sie am Ende ihrer vierten Saison gekommen ist und welche spannenden Pläne sie bereits für die kommenden Saisons hat. Wir sind sehr gerne Teil dieses SailGP-Erfolgsmodells für die Zukunft.
Ein Wow für unsere spanischen Liga-Freunde. Sie waren nach Tag eins im Finale eigentlich schon fast raus aus dem Rennen. Doch dann haben sich die Franzosen durch ein für mich viel zu gefährliches Manöver selbst rausgeschossen. Danach haben Diego Botin und seine Los Gallos ihre Chance gesucht –und mit beiden Händen ergriffen. Die hochfavorisierten Australier und Neuseeländer haben diese Spanier unterschätzt.
Dazu kam im Finale das Pech der dreimaligen Rekordsieger aus Down Under, bei denen sich das Foil ausgerechnet im entscheidenden Finale nicht eingelockt hat. Normalerweise und in fast 100 Prozent der Fälle geht es runter und klickt sich hinter einem Titanbolzen ein. Das hat es im Finale um 2 Millionen US-Dollar nicht getan. Dann musst Du dich in den Wind stellen, bis es wieder sitzt – womit die Träume vom vierten Titel in Folge für Tom Slingsby und die Australier geplatzt waren, auch wenn sie im alles entscheidenden Rennen am Ende den Spaniern noch einmal sehr nahekamen.
4. Saison Ergebnisse (13 Events)
1. Spain (Diego Botin), 5-1-3-6-6-10-2-5-4-1-4-7-6-(1)
2. Australia (Tom Slingsby), 2-3-2-2-3-2-7-1-10-3-7-4-1-(2)
3. New Zealand (Peter Burling), 1-7-8-DNC/6-4-1-1-3-1-2-5-1-4-(3)
4. Denmark (Nicolai Sehested), 4-2-4-7-2-6-9-2-9-5-3-8-2
5. Great Britain (Ben Ainslie/Giles Scott), 7-6-1-1-8-5-8-7-7-8-1-3-3
6. Canada (Phil Robertson), 3-4-10-5-5-3-6-10-3-4-6-2-5
7. France (Quintin Delapierre), 6-8-6-4-7-4-4-4-2-9-2-5-7
8. United States (Jimmy Spithill/Taylor Canfield), 9-5-5-3-1-8-3-9-8-10-10-10-9
9. Germany (Erik Heil), 10-10-7-8-9-10-9-5-6-5-6-8-9-8
10. Switzerland (Sebastien Schneiter/Nathan Outteridge), 8-9-9-9-7-10-8-6-7-9-6-10
Für uns selbst bleibt auch das letzte der fünf Fleetraces bis zum großen Finale zwischen Alcatraz und Golden Gate Bridge als Riesenherausforderung in den Köpfen. Wir haben im Rennen nicht verstanden, warum wir plötzlich am Wind nicht mehr über die 50 Stundenkilometer kamen, obwohl wir vorher so schnell unterwegs waren. Dass es nicht an uns lag, konnten wir zu unserer Erleichterung beim Rauskranen des Bootes dann sehen: Das Foil war gebrochen!
Alles ist möglich im SailGP
Für die Spanier habe ich mich sehr gefreut und gerne mit ihnen gefeiert! Ihr Triumph in San Francisco zeigt vor allem zwei Dinge: Der Liga-Aufstieg ist binnen kurzer Zeit möglich. Die Spanier waren in der dritten SailGP-Saison noch Letzte. Jetzt sitzen sie auf dem SailGP-Thron. Und: Die Teams liegen im SailGP zunehmend eng beeinander. Das zeigt nicht nur die guten Aufstiegsschancen für hungrige Neueinsteiger wie uns, sondern sorgt auch für beständige Spannung in den Rennen, weil immer alles möglich ist.
Mit dieser Einstellung gehen wir als Germany SailGP Team gestärkt in Saison fünf, die für uns erst die zweite sein wird. Mit unseren Leistungen und unseren Ergebnisse im Premierenjahr haben wir unsere eigenen realistischen Erwartungen beim Einstieg sogar leicht übertroffen. Wir haben bei den 13 Events der Saison 2024/2025 zwei fünfte, zwei sechste und einen siebten Platz erreichen können. Wir haben die schon länger im SailGP segelnden Schweizer überholt und hatten die während der Saison ausgetauschte US-Crew in Halbzeit zwei oft im Griff. Als ich in San Francisco nach dem letzten Rennen die anderen Fahrer in der Mixed Zone traf, schlug uns viel ehrlicher Respekt entgegen.
Es ist beeindruckend, was wir an Feedback für unsere Leistungen, unsere Teamdynamik und die Teamstruktur bekommen! Die anderen Teams sind vielleicht nicht verunsichert, aber doch massiv beeindruckt von unserer Entwicklung. Wir waren schon echte Gegner auf dem Kurs. Den anderen ist glasklar, dass wir unsere Chancen nutzen, wenn wir sie bekommen. Natürlich haben wir als Start-Up immer noch viele Herausforderungen zu lösen, aber wir sind auf sehr gutem Kurs. Deswegen sehe ich für das Germany SailGP Team eine starke Zukunft in der weiterwachsenden Liga.
Das Germany SailGP Team im Aufwind
Ich sehe unser aufsteigendes Team als stark und homogen. Aktuell befinden wir uns in der Phase, die Verträge mit den Teammitgliedern für die neue Saison abzuschließen. Ich sehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir mit dem gleichen Team weitermachen wie in Saison eins. Wir haben eine gute Entwicklung hingelegt. Crew-Konstanz ist ein hohes Gut im SailGP. Alle sind ‚on fire‘. Der Montag in dieser Woche, der Tag nach dem großen Finale, hat für uns bereits den Startschuss zur neuen Saison markiert. Wir sind direkt in die Vorbereitungen eingestiegen.
Wir haben in unserem ersten Jahr mit dafür gekämpft, dass es für die neuen Teams mehr Trainingsmöglichkeiten gibt, um den Vorsprung der etablierten Teams aufholen zu können. Es ist sehr gut, dass wir mit den USA, Dänemark und Brasilien im August vor Bermuda ein mehrwöchiges Intensiv-Training auf den F50-Foilern absolvieren können. Ein weiteres Trainingscamp mit allen SailGP-Teams ist für den Herbst in Dubai geplant. Für uns sind das wertvolle Chancen zum Aufholen.
Im Gespräch mit dem Boss
Ich hatte in San Francisco ein langes, gutes und vielversprechendes Gespräch mit SailGP-CEO Russell Coutts. Ich sehe weitere hochinteressante Entwicklungen im Visier der SailGP-Macher. Und ich sehe auch, dass sie uns zuhören, unsere Anregungen aufnehmen. Ich kann noch nicht alles bekanntgeben, was geplant ist. Aber so viel: Die Boote werden durch massive Refits gehen und im Verlauf der kommenden Jahre inklusive neuer Foils noch besser, noch gleicher, noch schneller, noch attraktiver werden.
Ich sehe für den SailGP eine starke Zukunft. Ich glaube an die Entwicklung der Liga, so wie sie momentan wächst. Sie ist ein Win-Win-Win-Model für Macher, Teams und Fans. Gerade wurde ich gefragt, was ich jungen deutschen Talenten raten würde, die von einer Profi-Karriere im SailGP träumen. Aus heutiger Sicht sind immer noch die Olympischen Spiele die stärkste und beste Bühne zur Vorbereitung. Hier lernst Du alles über Taktik, Strategie und die Bewährung im Feld der Besten. Andere Skills, die wichtig sind für den Weg nach oben, kommen im Erfahrungssport Segeln mit den Jahren des Engagements. Zunehmend zu Olympia werden auch Talente aus den nicht-olympischen, schnell wachsenden Foiling-Disziplinen kommen. Diese Disziplinen werden entweder noch olympisch oder bilden professionelle Parallelserien.
Mit großen Herzen in die neue Saison
Wir stellen jetzt die Weichen für die kommenden Jahre in der spektakulärsten Liga unseres Sports! Wir freuen uns mit Euch auf eine packende Saison 2024/2025, zu der am 23. November der erste Startschuss vor Dubai fällt, bevor es im neuen Jahr in Auckland (18./19. Januar), Sydney (8./9. Februar) und Los Angeles (15./16. März) weitergeht. Insgesamt bietet die neue Saison mit 14 Events eines mehr als in diesem Jahr. Wir werden diese neue Saison mit großen Herzen, wachsendem Erfahrungshorizont und viel Hunger bestreiten.
Noch schöner aus unserer Sicht: Am 16. und 17. August ist der SailGP in Deutschland zu Gast. Das neue Revier können wir bald bekanntgeben. Wir freuen uns riesig auf den Einsatz in unseren Gewässern und vor unseren Fans, doch dazu bald viel mehr…
Quelle: Germany SailGP Team
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