America’s Cup: INEOS Britannia gegen Team New Zealand – Erster Schlagabtausch bei 20 Kn

Sie jagen sich

Eigentlich dürfen die America’s Cup Teams nicht miteinander trainieren. Nun hat aber ein erster Schlagabtausch zwischen Neuseeland und England stattgefunden. Was dahinter steckt. Wie die Leistungen bewertet werden können.

Emirates Team New Zealand, INEOS Britannia und American Magic vor Barcelona © James Somerset/ Emirates Team NZ

Seit das offizielle von den America’s Cup Veranstaltern organisierte „Spionage-Programm“ (Joint Recon) beendet wurde, durch das die Fans einen Eindruck von der Vorbereitung der Teams bekamen, sickern nur noch spärlich Informationen aus Barcelona an die Öffentlichkeit.

Aber nun ist es zu einem ersten Test des Challenger of Record INEOS Britannia gegen den Verteidiger Emirates Team New Zealand gekommen. Der Schlagabtausch wurde von einem Hochhausdach aufgenommen. Das entsprechende Video dauert länger als eine halbe Stunde.

Emirates Team New Zealand und INEOS Britannia

Emirates Team New Zealand und INEOS Britannia vor Barcelona.

Bei gut 20 Knoten Wind jagen sich die beiden Topteams vor Barcelona. Wie dieses Aufeinandertreffen zustande kommt, ist wenig transparent. Traditionell sieht es die Gruppe der Herausforderer überhaupt nicht gerne, wenn ein Team gegen den Verteidiger antritt. Es ist einer ihrer Vorteile, dass sie sich im Verlauf der Challenger Series Louis Vuitton Cup verbessern, um dann eine Chance gegen den Defender zu haben.

Außerdem ist es allen Teams verboten, innerhalb eines Abstandes von 400 Metern länger als 20 Sekunden auf demselben Bug zu segeln. Ein effektives sogenanntes „Anpassen“ ist damit ausgeschlossen und wird sanktioniert.

Aber bei diesem Duell soll es sich um eine offizielle Trainingseinheit handeln, die laut Protokoll definiert ist. Der Wettfahrtleiter kann sie ansetzten, wenn die Technik für die TV-Übertragungen getestet wird. Wettfahrtleiter Iain Murray hat etwa für den 1. August sechs 30-Minuten-Slots für das Offizielle Training in diesem Rahmen vorgesehen. Dabei sollen sogar Schiedsrichter per Software von ihrer Schaltstelle an Land eingebunden gewesen sein, um diese Technik zu testen.

Auf den festgehaltenen Rennen ist zu erkennen, dass beide Teams offenbar auf Augenhöhe segeln. Es gibt zahlreiche Überholmanöver. Speed-Unterschiede sind kaum festzustellen. Allerdings ist es auch schwer vorstellbar, dass beide Crews ihre maximale Leistungsfähigkeit zeigen.

Aber gerade für die Briten ist es wohl ein gutes Zeichen, dass sie gegen die wieder stark einzuschätzenden Neuseeländer auf Augenhöhe segeln können. Beim America’s Cup in Bermuda etwa, war schon früh bei ersten Vergleichen der damals eingesetzten AC50 absehbar, dass Ben Ainslie eine in vielen Belangen unterlegene Konstruktion zur Verfügung hatte.

Erstaunlich ist das unterschiedliche sogenannte Moding der beiden AC75. Während die Neuseeländer beim vergangenen Cup noch eher mit einem nach unten geneigten Bug unterwegs waren, ist diese Einstellung nun eher bei den Briten zu sehen. Über die Effektivität kann noch keine objektive Aussage gemacht werden. Ein weiterer Unterschied ist das kleinere Großsegel der Briten. Es liefert weniger Power beim Beschleunigen erzeugt aber im Speedmodus einen geringeren Widerstand.

Erst bei den Wettkämpfen müssen die Teams einige Karten aufdecken. Erste Eindrücke wird man schon ab dem 22. August gewinnen können bei der „Preliminary Regatta Barcelona“. Vier Tage lang werden alle sechs Boote zu sehen sein und je einmal im Match Race gegeneinander antreten. Die zwei besten Crews segeln dann ein Finale.

Dieser Regatta hat keine Bedeutung für den America’s Cup und wohl nur den Sinn, dass auch der Cup-Verteidiger ein wenig Rennpraxis bekommt. Ernst wird es erst beim Louis Vuitton Cup, der am 29. August startet – natürlich ohne das Team New Zealand.

Die frisch veröffentlichen Segelanweisungen besagen, dass die fünf Herausforderer eine sogenannte Double Round Robin segeln, also je zweimal gegeneinander antreten. Danach scheidet nur das fünftplatzierte Team aus. Die übrigen segeln Halbfinale und Finale.

Die Duelle sollen im Schnitt 23 Minuten dauern. Wenn die Startkreuz allerdings länger als 12 Minuten dauert oder das gesamte Rennen länger als 45 Minuten, wird es abgebrochen.

America’s Cup Zeitplan

Seit dem America’s Cup 2021, als Neuseeland den Titel erfolgreich gegen Italien verteidigte, befinden sich alle sechs Teams erneut im Endspurt zum 37. Match. Viele Beobachter glauben, dass es zum vielleicht spannendsten und engsten Wettkampf in der 173-jährigen Geschichte des Wettbewerbs kommen könnte. Das aktuelle Video scheint diesen Eindruck zu bestätigen.

Regatta-Programm des 37. America’s Cups

Verteidiger:
Emirates Team New Zealand (NZL)

Herausforderer:
• INEOS Britannia (GBR)
• Alinghi Red Bull Racing (SUI)
• Luna Rossa Prada Pirelli Team (ITA)
• NYYC American Magic (USA)
• Orient Express Racing Team (FRA)

Preliminary Regatta
August 22-25, 2024

2024 Challenger Selection Series
August 29-September 8: Double Round Robin
September 14-19: Semi Finals (Best of 9)
September 26-Oktober 7: Finals (Best of 13)

2024 America’s Cup
Oktober 12-21: 37th Match (Best of 13)

Zusätzlich treten 12 Teams beim Youth & Women’s America’s Cup an – darunter das deutsche Team

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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