Olympia Tag 9: 470er mit Glück – Kitesurfer stark – Nacra17 mit Problemen – Buhl verpasst Medalrace

Die Flaute ist zurück

Nach dem fantastischen Segeltag am Sonntag ist die Flaute zurück in Marseille. Rennen fallen aus, werden abgebrochen und die ILCA7 durften gar nicht mehr aufs Wasser. Damit hat Philipp Buhl keine Chance mehr bekommen, sich für das Medalrace am morgigen Finaltag zu qualifizieren. Er beendet seine dritten Olympischen Spiele auf Platz 13.

„Ich bin sehr enttäuscht. Das wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen“, sagt Buhl. Eine Entscheidung über die Fortsetzung seiner Leistungssportkarriere hat der 34-Jährige noch nicht gefällt.

Philipp Buhl beendet seine dritten Olympischen Spiele auf Platz 13. © sailingenergy

Der australische Top-Favorit und Titelverteidiger Matt Wearn liegt im ILCA7 deutlich auf Goldkurs mit 14 Punkten Vorsprung. Auf dem Silberrang folgt der Zypriote Pavolos Kontides, der vor 12 Jahren in London mit Silber die erste olympische Medaille überhaupt für sein Land gewonnen hat. Insgesamt nimmt der 34-Jährige nun schon an seinen vierten Olympischen Spielen teil. 2021 wurde er einen Platz vor Buhl Vierter. 2017 und 18 holte er WM-Gold.

Auf Platz drei liegt im ILCA7 überraschend der Peruaner Stefano Peschiera, der die Regatta seines Lebens fährt. Der 29-Jährige segelt seit 11 Jahren im ILCA7 und absolviert seine dritten Olympischen Spiele. In der Weltrangliste wird er nur auf Rang 36 geführt, aber das mag über sein Leistungsvermögen hinwegtäuschen. Bei der vergangenen WM wurde er immerhin 10. Nur fünf Punkte hinter ihm lauert allerdings mit Michael Beckett ein Top-Favorit, der ihm im Medalrace noch die Medaille abjagen kann.

Julia Büsselberg in Marseille.

Julia Büsselberg in Marseille. © sailingenergy

Die ILCA6 Frauen haben am Montag immerhin ein Rennen absolviert und Julia Büsselberg durfte noch segeln. Sie konnte sich allerdings mit Platz 27 im 43-Boote-Feld nicht mehr von Gesamtplatz 25 verbessern. Das Fazit der Berlinerin: „Ich habe im Ergebnis überhaupt nicht gezeigt, was ich kann. Aber immer wieder in Momenten gezeigt, dass ich da bin. Das kann ich für mich mitnehmen, auch wenn es kein anderer sehen kann.“

Gold ist schon vor dem Medalrace an Superstar Marit Bouwmeester vergeben. Die 36-jährige Niederländerin gewinnt damit ihre vierte Olympische Medaille. 2012 holte sie Silber, 2016 Gold und 2021 Bronze. Viermal wurde sie Weltmeisterin.

Neues Setup für Segel-Star Bouwmeester: Mit Mann, Hund und Baby bei Regatten.

Die ehemalige Freundin von Ben Ainslie machte nach den Olympischen Spielen in Japan eine Pause um im Mai 2022 Mutter einer Tochter zu werden. Schon fünf Monate danach wurde sie schon wieder 9. bei der WM. Nun gewinnt sie vor dem Finale Gold. Ihr Vorsprung von 21 Punkten ist von Titelverteidigerin Anne-Marie Rindom nicht mehr einzuholen. Und auch die Dänin hat mit 20 Punkte Vorsprung auf Bronze schon Silber sicher. Nur um Bronze wird morgen noch hart gekämpft.

So weit sind die 470er-Mixed Crews noch nicht. Ihr Medalrace-Abschluss ist erst für den Mittwoch geplant. Dabei fehlen noch drei Rennen, um das Programm zu komplettieren. Heute ist keines dazugekommen. Und das dürfte Simon Diesch und Anna Markfort ziemlich freuen.

Denn ein Lauf wurde zwar angeschossen, aber schließlich nach etwa einer Runde beendet. Zu diesem Zeitpunkt lag die deutsche Crew fast schon aussichtslos zurück. Sie war beim Start volles Risiko gegangen. Schließlich fehlen 17 Punkte zur angepeilten Medaille.

Deshalb kämpfen sie beim Start vehement um das Pinend, die Poleposition am linken Ende der Linie. Gerade bei leichtem Wind verspricht ein guter Start dort einen frühen Vorsprung. Die Japaner hatten zu Beginn dreimal auf diese Strategie gesetzt, hatten ihre Serie mit 1/2/2 eröffnet, dann aber davon abgelassen. Inzwischen sind sie auf Platz drei zurückgefallen.

Nun haben Simon Diesch und Anna Markfort nichts mehr zu verlieren und den Risiko-Start als Möglichkeit für ein Comeback erkannt. Beim Gerangel um diese Position ist es aber offenbar zu einer Regelverletzung gekommen. Jedenfalls drehen sie unmittelbar nach dem Start zwei Strafkreise.

Harter Kampf ums Pinend im siebten Rennen. Es scheint für GER zu klappen…

…Aber dann drehen sie zwei Strafkreise…

…Danach kommen sie an der Luvtonne fast als letztes Boot an.

Die daraus folgende Position an der Luvtonne wäre das Ende aller Medaillenträume gewesen. Aber manchmal muss man auch Glück haben. Der Wind wird immer schwächer und das Rennen abgebrochen. Danach starten die 470er nicht mehr. Am Dienstag soll das Programm nachgeholt werden. Aber die Wind-Vorhersage sieht nicht besser aus.

Es kommt aber wohl darauf an, auf welchem der vier Kursgebiete man sich befindet und für wann die Rennen geplant sind. Die Nacra17 haben jedenfalls tatsächlich drei Rennen absolviert. Dabei ist es für Kohlhoff/Stuhlemmer so gekommen wie befürchtet. Nach dem gestrigen starken Tag bei mehr Wind mussten sie heute Federn lassen. Mit den Plätzen 13/8/5 fielen sie auf Rang sechs zurück. Bronze und Silber ist nun schon 21 Punkte entfernt. Aber es stehen noch drei Rennen auf dem Programm.

So obliegt es nun fast nur noch den beiden Kitesurfern, die Fahne der deutschen Segler hochzuhalten. Sie gingen heute jeweils nur einmal an den Start und sammelten beide starke Ergebnisse ein.

Die Rangliste der Kite-Männer nach zwei Tagen.

Besonders Jannis Maus zeigte wie schon bei seinem 4. WM-Platz, dass er seinen starken Formanstieg offenbar bei Olympia fortsetzen kann. Während er bei seinem 2. Platz gestern etwas Glück nötig hatte, als das Feld die erste Layline deutlich verpasste, gewann er heute sogar den Zweikampf gegen den erst 17-jährigen Überflieger Max Maeder aus Singapur, der als haushoher Gold-Favorit im Formula Kite gilt…

Starker Amwind-Start von Maus in Lee. Maeder rast in der Mitte los…

…Nach der Wende liegt Maus gut positioniert. Maeder ist aber bis zu einen Knoten schneller…

…Die Wende auf die Layline gelingt Maus gut. Er ist Dritter hinter ITA und AUT…

…Nach einer Runde hat Maeder aber knapp überholt. Maus ist Vierter auf dem zweiten Vowindkurs…

…GER halst früher und überholt SGP und AUT nach der zweiten Halse. Es ist eine echte Machtdemonstration gegen die ersten drei der vergangenen WM

Jannis Maus: „Das war heute da draußen in den leichten Winden schwerer als es von außen aussah. Man muss auf jeden Fall die Augen offen haben und mit Köpfchen fahren. Ich konnte auf dem letzten Downwind noch vom Vierten auf den Zweiten vorfahren, und das auch halten. Max und ich haben uns in den leichten Winden auf dem Weg zur Luvtonne die Seele aus dem Leib gepumpt.“

Leonie Meyer gelingt ein ähnlich starkes Rennen bei den Frauen. Sie zehrt allerdings von einem perfekten Starttiming und brillanter Positionierung. Mit Vollgas geht sie in Luv über die Linie und kontrolliert dann das Feld…

Leonie Meyers Start im Vergleich zur Laufsiegerin aus der Schweiz…

…Meyer muss die Höhe halten und ist deutlich langsamer als die Schweizerin in Lee. USA muss aus vermeintlich aussichtsloser Position wegwenden…

…SUI ist nicht zu halten und dauerhaft gut zwei Knoten schneller. Auch USA hat sich aus der brenzligen Situation befreit…

…GER ist Dritte an der Luvtonne hinter SUI und USA. So lautet auch die Platzierung im Ziel.

Die Favoritinnen sind deutlich schneller als Meyer unterwegs. Aber vielleicht kann die Deutsche weiterhin mit taktischem und strategischem Geschick ihr Speedmanko ausgleichen. Es sind bei den Kitern erst 5 von 15 Rennen absolviert.

Die Rangliste der Kite Frauen nach zwei Tagen

How to follow

Hier hat die ARD den Livestream verlinkt, hier fasst das ZDF die Übertragungen zusammen. Die Rennen können dann später auch im Rückblick in den jeweiligen Mediatheken gesehen werden.

Olympia Zeitplan

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