Olympia Tag 11: ILCA-Stars sind gekrönt – Deutsche Kiter mit je einem Siegpunkt im Halbfinale

Kampflos zum letzten Kampf

Die deutschen Kitesurfer haben einen weiteren Tag untätig an Land gesessen, profitieren nun aber von ihrer starken Vorleistung und rasen morgen um Medaillen. Durch ihre jeweiligen fünften Plätze nehmen sie je einen Siegpunkt mit in die Halbfinals.

An dem weiteren Flautentag in Marseille haben die beiden deutschen Kitesurfer kampflos ihren Platz in ihren Halbfinals gesichert. Dabei ist Jannis Maus sogar einen Rang vorgerückt. Es bringt ihm aber wenig.

Jannis Maus

Jannis Maus geht auf Platz 5 in das Finale.
© Sailing Energy

Der Italiener Riccardo Pianosi hatte im 6. von 7 Rennen gegen den starken Österreicher Valentin Bontus protestiert und dieser wurde wegen einer Berührung seines Drachens mit den Leinen des Gegners disqualifiziert. Dadurch rutschte Maus in diesem Lauf von Platz 8 auf 7 vor und überholte in der Gesamtwertung den punktgleichen Franzosen.

Bontus stellte am heutigen Tag einen Antrag auf eine Wiedereröffnung des Verfahrens und dabei wurde festgestellt, dass die Jury „einen erheblichen Fehler“ gemacht hat und „unrichtig festgestellte Tatsachen zu einer falschen Schlussfolgerung“ geführt hätten. Offenbar wurden die Positionen der Fahrer zueinander nicht richtig ermittelt.

Aber da an dem heutigen Tag keine Wettbewerbe mehr stattgefunden haben und der Protest für das Ergebnis dann doch nicht mehr relevant ist, hat Bontus seinen Antrag schließlich zurückgezogen.

Er wird trotz der Disqualifikation auf Platz vier der Gesamtrangliste geführt und nimmt damit zwei Siegpunkte in das Halbfinale B mit. Er muss dann nur noch einmal gewinnen, um in das Finale einzuziehen.

Im Halbfinale B trifft er direkt auf Jannis Maus, der einen Siegpunkt mitnimmt und noch zwei Siege benötigt, um weiterzukommen. Die anderen beiden Fahrer aus England und den USA müssen je dreimal gewinnen. Es wird so lange gesegelt, bis ein Athlet drei Punkte erreicht.

Leonie Meyer hat es ins Olympische Halbfinale der Formula-Kites geschafft. © Sailing Energy

„Wir haben uns auf dieses Szenario intensiv vorbereitet“, sagt Jannis Maus. Er arbeitet seit Jahren mit dem Jan-Hauke Erichsen zusammen, der sein Können beim Liga-Segeln gezeigt hat, aber auch schon selbst Erfahrungen mit Olympiakampagnen im Nacra17 und Kitesurfen hat.
Maus beteuert: „Ich glaube fest an mich. Und an Leonie glaube ich auch“. Seine Teamkollegin sagt: „Es ist lustig, dass wir mit der gleichen Platzierung ins Halbfinale gehen. Jetzt gilt: alles oder nichts.“

Die Rennen der Formula-Kite-Männer sollen am Donnerstag ab 13:03 starten. Die Frauen sind ab 13:33 dran. Das Finale ist noch nicht terminiert. Zuvor wird das Finale der 470er nachgeholt, wo die Österreicher Vadlau/Mähr ihre Goldposition verteidigen wollen (ab 11:43 Uhr). Kohlhoff/Stuhlemmer sind ab 12:18 bei den Nacra17 dran. Sie können sich aber nur noch maximal auf Platz 6 verbessern. Die Windbedingungen sollen anders als an den bisherigen Tagen stabil sein.

Marit Bouwmeester ist nun die erfolgreichste Seglerin aller Zeiten. © Sailing Energy

So waren die Medalraces der ILCA heute eine Quälerei. Die Frauen hatten noch guten Wind. Aber es fehlte die Spannung, weil sich die Niederländerin Marit Bouwmeester mit ihrer zweiten Goldmedaille und vierten insgesamt schon vorab zur erfolgreichsten Seglerin aller Zeiten gekrönt hatte – und auch der Dänin Anne-Marie Rindom nach Gold in Peking, Silber nicht mehr zu nehmen war.

Die drei Medaillen-Gewinnerinnen im ILCA6 © Sailing Energy

Aber die ILCA6 kreierten einen der emotionalsten Momente der bisherigen Segelregatten, als die Norwegerin Line Flem Hoest auf dem letzten Schlag ins Ziel lange auf Sendung war. Sie konnte den Gewinn von Bronze kaum fassen und schluchzte hemmungslos vor Glück.

Die Norwegerin Line Flea Hoest schreit ihr Glück über Bronze heraus. © Sailing Energy

Auch bei den ILCA7 fehlte die sportliche Spannung im Medalrace, weil die Punkteabstände zu groß waren. Allerdings spielte der britische Mitfavorit Michael Beckett eine Rolle als tragische Figur.

Er segelte auf Kurs Bronzemedaille, als der erste Rennversuch spät wegen des abnehmenden Windes abgebrochen wurde. Auch im Stunden später nachgeholten Medalrace hatte er seine Chancen, wurde aber insgesamt dreimal von der Jury zu Strafkreisen wegen unerlaubten Vortriebs (Rocking) verdonnert. Als Letzter im Medalrace fiel er sogar von Platz vier auf 6 zurück.

Dafür sicherte der Peruaner Stefano Peschiera höchst überraschend die Bronzemedaille. Kein Geringerer als Robert Scheidt hatte ihm vor Ort die Daumen gedrückt.

Der 29-Jährige segelt auch schon seit 12 Jahren Laser, nahm an den beiden vergangenen Olympischen Spielen teil (Platz 31 und 25), war bei den vergangenen Weltmeisterschaften aber schon auf den Plätzen 10 und 14 gelistet.

Von vielen Emotionen war auch die Silbermedaille Pavlos Kontides begleitet. Der Zypriote hatte 2012 in London die erste olympische Medaille (Silber) überhaupt für sein Land gewonnen. Nun ist es die Zweite für Zypern. Der 34-Jährige schien zuletzt nicht mehr ganz so stark zu sein, zeigte seinen Zweiflern aber nun, dass er längst nicht zum alten Eisen gehört.

Matt Wearn, der Dominator im ILCA7. © Sailing Energy

Ganz oben steht aber nun zum zweiten Mal hintereinander der Australier Matt Wearn, der auch diese Olympischen Spiele dominierte. Dabei ist um so bemerkenswerter, dass der schnellste Mann bei Starkwind auch bei leichtem Wind auf höchstem Niveau sein Können zeigt. Der Vorsprung von 16 Punkten zu Rang zwei und 40 zu Bronze ist beeindruckend.

How to follow

Hier hat die ARD den Livestream verlinkt, hier fasst das ZDF die Übertragungen zusammen. Die Rennen können dann später auch im Rückblick in den jeweiligen Mediatheken gesehen werden.

Olympia Zeitplan

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Carsten Kemmling

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