Gedanken eines Medaillengewinners: Wie kann Segeln attraktiver werden?

„Es braucht radikale Änderungen!“

Wolfgang Mayrhofer, Silbermedaillen-Gewinner von 1980 und seit Jahren im Österreichischen Segel-Verband und bei World Sailing tätig, denkt laut über aktuelle und zukünftige Entwicklungen im olympischen Segelsport nach. Geführt hat das Interview seine Schwester, Segelreporterin Judith

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3 Kommentare zu „Gedanken eines Medaillengewinners: Wie kann Segeln attraktiver werden?“

  1. PL_berthneutze sagt:

    Bei der Olympia-Diskussion wedelt der Schwanz mal wieder mit dem Hund. Meine Meinung: in der Halle segeln oder gleich ganz weglassen. Dann braucht’s auch keine idiotischen medal races.

  2. RVK sagt:

    Zu meinen der Weg gehe nur durch die Olympischen Spiele, ist glaube ich einfach der falsche Ansatz. Die Frage muss allgemeiner werden und wie Manfred auch richtig sagt, losgelöst vom Medium (TV).

    Segeln ist erstmal ein komplexer und komplizierter Sport. Aber das sind Baseball, Cricket, Golf, Voleyball, Synchronschwimmen und selbst die Leichtathletik auch. Die haben aber einfach so schon mal mehr mediale Präsenz ausserhalb der Spiele und sind daher beim Publikum gewöhnter und gewinnen dann eben auch zun den Olympischen Spielen mehr Zuschauer, weil die Leute sofort die Regeln verstehen (weil gelernt oder vorher schon mal irgendwo gesehen). Erinnert euch einmal an dieses lustige Moderatorenvideo, bei dem ein nichts ahnender TV Moderator den Start eines Laserrennens moderiert? Da wird schnell klar, warum niemand, der einmal kurz zuschltet beim Segeln bleibt.

    Aus meiner Sicht sollte man sich also weniger Fragen, wie man das Produkt ändert, sondern wie man er präsentiert und verkauft. Der SailGP macht mittels moderner Technik schon ein gutes Beispiel. Sobald mittels Overlay klar wird, wer aktuell führt, wo die Grenzen sind, etc. wird es transparenter und es kann schneller mitgefiebert werden. Den Leuten sind dann die Feinheiten auch eher egal (warum ZickZack zur Tonne und zurück, warum 5 min Start, etc.) Die Mehrheit kapiert doch auch beim Biathlon nicht die Strafrunden, Techniken etc. oder wieviele kapieren die Feinheiten eines Abseits im Fussball? Das wird halt als gegeben hingenommen und wenn es leicht bekömmlich präsentiert wird, entscheidet nur wie spannend und spektakulär ein Rennen ist. Und das kann auch das aktuelle Segeln mit 49ern, Kitern, Foiling Cats, und selbst 470er und Laser bieten. Word Sailing sollte also mehr in die Ausbildung von guter Präsentation und der Entwicklung von guten Moderatoren und Moderatorinnen investieren, als zum gefühlt 500 mal das Produkt auszutauschen. Das wird einfach von mal zu mal für die Aussenstehenden unglaubhafter. Vor allem wenn sich dadurch nichts ändert.

    Und wenn wir mal zur Frage Nachwuchs und so kommen. Als jemand aus dem Marketing glaube ich da ganz dem Pull-Konzept. Wenn Segeln in den Medien geil aussieht und viel Aufmerksamkeit bekommt, dann werden auch die Kids bei der Stange bleiben. Also Word Sailing denkt mal über die Mediendarstellung nach und redet mit Leuten, die verstehen, wie man guten Sport präsentiert und platziert. Ist ja kein Hexenwerk. Denn ehrlich gesagt ist das Produkt „Autos fahren im Kreis“ oder „Menschen springen auf Skiern von Schanze“ oder „Ballern und Langlauf“ auch nicht aufregender, als Segeln. Es wird nur deutlich besser vermarktet und dargestellt.

  3. Manfred sagt:

    Hui, da hat der Wolfi aber einen Haufen an unterschiedlichen Themen in den Topf geworfen. Zunächst geht es wohl um den olympischen Segelsport, der für das TV weiter aufbereitet werden soll. Man macht sich Gedanken im WS. Hängt ja auch ne Menge Geld vom IOC dran um den Laden (WS) zu unterhalten. Dann stellt sich auch die Frage, ob das TV in seiner aktuellen Form nicht langsam untergeht und LIVE nicht mehr wichtig wird sondern schauen auf „demand“. Dafür kann oder soll es natürlich trotzdem spektakulär sein. Wasser muss spritzen, vielleicht ein paar „Stöhngeräusche“ vom anstrengenden ausreiten…wie beim Tennis oder so. Die eingeschalteten onBoard Mikrofone bei der diesjährigen OL Übertragung gaben bereits einen Eindruck davon, was zu hören sein soll. Nicht immer schön.

    Schau ich in die Clubs in denen ich Mitglied war oder noch bin, so läuft dort eine hervorragende Jugendarbeit (MSC, HSC, beide Hamburg, als Beispiel) Opti Felder überall, das größte am Gardasee zu Ostern. Nur bleibt von denen nur ein klitzekleiner Prozentsatz übrig für eine Olympia Kampagne. Der weit größere Teil bleibt hoffentlich Segler und bedient den Markt oder wird selbst Bestandteil des „Marine“ Marktes.

    Was nach meiner Information fast weltweit erkannt wurde ist die Lücke zwischen Kinder-und Jugendsegeln, ggfs mit Club eigenen Booten und dem abwandern der Jugendlichen in das Arbeitsleben, in Studium und Karriere, vielleicht Familie, wo dann wirklich weder Mittel noch Zeit für den Segelsport als „Leistungssport“ zur Verfügung stehen. Olympia steht dann nicht mehr im Vordergrund. In meiner Betrachtung lasse ich bewußt die „rich kids“ weg und schiebe die Gedanken zur Seite, ob die sich wirklich, nachdem sie verwöhnt aufwachsen, sich den Entbehrungen und Anstrengungen einer OL Kampagne aussetzen möchten.

    Es bedarf eines bestimmten Triggers um Jugendliche (m/w/d) in die OL Spur zu bekommen. Um sich immer wieder bei Wind und Wetter zu motivieren, zu quälen, an seine eigenen Grenzen zu gehen. Das kann m.E. aber nur von der Person selbst kommen. Der Segel Club mit den offenen Türen wird, wenn er denn gefragt wird, sicherlich das seinige dazu beitragen. Hier darf aber nicht vergessen werden, dass der klassische Segel Club e.V. bestimmten Regularien unterliegt (steuerlich) und mit den Liegenschaften selbst schon häufig an seine finanziellen Grenzen kommt, wenn Stege erneuert, am Haus renoviert und vieles andere mehr gemacht werden muss. Dazu der Druck von außen. Investoren wollen das Gelände kaufen etc. Segelschulen sind auch nicht gerade billig. Ferien Clubs gewinnen evtl. am Segelsport Interessierte aber das hat ja auch nichts mit OL zu tun. (Foilen oder nicht) Wer davon träumt eines Tages auf dem Podest zu stehen der findet seinen Weg, der räumt eventuelle Hindernisse aus dem Weg. Wichtig ist erstmal auf dem Wasser zu sein. Viel, viel Wasserarbeit um Wind und Wellen zu lernen. Denn das braucht man auch in den geplanten 5 Minuten Rennen in einer noch zu erfindenden Boots-oder Boardklasse, die das erfüllt, was die Strategen sich ausdenken werden. Interessante Zeiten.

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