Die 2.4mR Inklusiv-Weltmeisterschaft (28. Juli bis 3. August) ging mit einem windstillen Tag und keinen weiteren Wettfahrten zu Ende. Nach neun abgeschlossenen Wettfahrten war klar, was sich während der gesamten Regatta abgezeichnet hatte: Heiko Kröger verteidigte erfolgreich seinen WM-Titel und gewann die Offene Klasse zum dritten Mal und zum 14. Mal bei einer Para-WM.
Seine Dauerrivalin Megan Pascoe aus Großbritannien musste sich mit dem dritten Platz begnügen. Der zweite Platz ging an Christoph Trömer aus Stade. Die Italiener Antonio Squizzato und Davide di Maria komplettierten das Podium der 2,4mR Para-Weltmeisterschaft. Insgesamt nahmen 85 Athleten aus 18 Nationen teil, 21 davon starteten auch in der Para-Klasse.
Die 2.4mR Inclusive World Championship 2024 war geprägt von einer tollen Stimmung unter den Athleten, spannenden Rennen auf dem Wasser, aber auch von nicht ganz einfachen Segelbedingungen mit schwachen, oft drehenden Winden. Die Angst, dass der Wind die Segler völlig im Stich lassen könnte, schwebte über allem. Zum Glück geschah dies erst am letzten Wettfahrttag, als bereits genügend Wettfahrten für eine WM-Wertung in der Ergebnisliste standen. Allerdings hätten vor allem die Aktiven der Goldflotte den Tag gerne genutzt, um ihre Leistung eventuell zu verbessern.
Dies gilt insbesondere für die Paraseglerin Megan Pascoe, die es gewohnt ist, bei 2.4mR-Weltmeisterschaften mindestens die Silbermedaille zu gewinnen. Bis zum vorletzten Rennen schien sie sich dessen in Kiel sicher zu sein, doch ein 15. Platz im letzten Rennen der Weltmeisterschaft ließ sie auf Bronze zurückfallen. „Natürlich wäre ich froh gewesen, wenn wir am Samstag noch zwei Rennen gesegelt wären, denn dann hätten wir einen zweiten Streicher gehabt, aber so ist es okay. So ist das manchmal im Segeln. Ich bin froh, dass ich seit 2018 bei der WM immer auf dem Podium war und auch in Kiel. Das ist die Hauptsache“, sagt Pascoe sportlich und betont, dass es gutes Racing und faires Segeln war.
„Die Weltmeisterschaft war ein schönes Zusammentreffen der Klasse. Wir haben Kiel von einer anderen Seite kennengelernt, normalerweise kennen wir es nass und mit hohen Wellen“, sagt der Brite mit einem Schmunzeln. Außerdem sei die Weltmeisterschaft immer eine gute Ausrede, um sich mit 2.4mR-Freunden zu treffen. „Es ist immer toll, wenn so viele 2.4mR-Segler aus der ganzen Welt zusammenkommen. Man trifft viele alte Freunde und neue, jüngere Segler. Die Mischung und die gute Atmosphäre unter den Seglern machen die Klasse aus. Es macht immer Spaß“, sagt Pascoe.
Einer, der froh war, dass am Finaltag keine Wettfahrten mehr gesegelt werden konnten, ist Christoph Trömer (Plauer Hai-Live e.V.), der sich den Gewinn der Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft vor Megan Pascoe nicht träumen ließ. „Es läuft in diesem Jahr extrem gut für mich, erst auf der Kieler Woche mit Platz sechs und jetzt hier, wo die ganze Weltelite segelt. Ich bin überglücklich, dass ich Zweiter geworden bin“, freute sich Trömer, der gemeinsam mit seiner Frau Sabine (16.) und seinem Sohn Tim (43.) bei der WM antrat.
„Ich bin 2008 in Schwerin Deutscher Meister in der Klasse geworden, war sofort infiziert und segle seitdem 2.4mR. Mein Sohn Tim hat sich nach einem Schnuppersegeln in der Klasse angesteckt, und meine Frau hat sich die WM 2019 in Genua angeschaut, war begeistert und ist seitdem im 2.4mR-Kielboot dabei. Mit einem eigens für drei Boote gebauten Trailer sind wir jetzt meist zu dritt auf den Regatten“, erklärt der Segler, wie seine Familie zum Segeln in der 2.4mR-Klasse kam. „Es ist möglich, gegen Heiko zu gewinnen, aber das ist eher die Ausnahme als die Regel. Jeder kocht mit Wasser, nur Heiko nicht“, sagt Trömer am Ende lachend über den Sieg von Heiko Kröger.
Kröger (Segeberger Segel-Club) selbst hatte natürlich gehofft, auf seinem Heimrevier den WM-Titel erfolgreich zu verteidigen, was ihm mit deutlichem Vorsprung auch gelang. „Ich war sehr zufrieden mit meinem Speed. Ich habe in diesem Jahr noch keine Regatta bei Leichtwind gesegelt, wir hatten überall Starkwind und jetzt wenig Wind. Ich fand es toll, dass es ad hoc noch so gut lief. Am vorletzten Tag machten die Bedingungen die Rennen extrem schwierig und knifflig und waren harte Arbeit für das Gehirn. Eine Erkältung hat mich etwas gebremst, aber das konnte ich beim Segeln vergessen“, resümierte der erfolgreiche Para-Segler. Für die nächsten Regatten der Saison steht für Kröger ein Klassenwechsel an. Unter anderem für die Deutschen Meisterschaften wird er in die OK-Jolle wechseln, in der er seit einem Vierteljahr parallel aktiv ist.
Angesichts seines deutlichen Vorsprungs vor dem Rest der WM-Flotte hatte sich Kröger entschieden, am Finaltag nicht aufs Wasser zu gehen, sondern sich zurückzuziehen. Er fasst kurz zusammen, warum er diese Entscheidung getroffen hat: „Man weiß nie, was passieren wird. Vielleicht gibt es einen Wuling an der Boje, vielleicht treffe ich ein fremdes Boot und die Jury wirft mich mit einer DNE (nicht rückgängig zu machende Disqualifikation, Anm. d. Red.) raus. Hinterher ärgert man sich über den knapp verlorenen Titel. Es ist klüger, sich aus dem letzten Rennen zurückzuziehen, wenn man schon sicher ist, dass man gewinnt. Das hat nichts mit Arroganz zu tun.“
Als Präsident der Internationalen 2.4mR Klassenvereinigung zieht Kröger ein positives Fazit der Weltmeisterschaft: „Es war eine rundum gelungene Veranstaltung. Wir hatten leichte Winde, aber auch das gehört zum Segeln dazu. Wir hatten neun gute Wettfahrten. Die Stimmung war super und das Abendprogramm ist gut angekommen.“
Bei der 2.4mR Para Weltmeisterschaft folgen zwei Italiener Heiko Kröger auf das Podium: Antonio Squizzato mit Silber und sein Teamkollege Davide di Maria mit Bronze. „Ich genieße es jedes Mal, in Kiel zu segeln, und es ist immer anders. Diesmal war es wegen des Windes schwierig und ich bin nicht so glücklich, weil ich ein paar Fehler gemacht habe. Trotzdem war es eine tolle Veranstaltung mit so vielen Konkurrenten“, sagt der Gardaseefahrer. Das Podium ist für ihn immer in Reichweite, auch in der Open Class, und er würde es gerne endlich erreichen. In Kiel hat es zumindest in der Para-Wertung geklappt. Und wenn im nächsten Jahr die Weltmeisterschaften an seinem Heimatrevier, dem Gardasee, ausgetragen werden, stehen die Chancen auf einen weiteren Podiumsplatz dort sicher gut für ihn.
Das gilt auch für Davide di Maria, der ebenfalls am Gardasee trainiert. „Ich bin glücklich über Para-Bronze. Bei der WM 2023 in Finnland bin ich zwar Zweiter geworden, aber das Leistungsniveau war hier viel höher. Das Segeln in Kiel war knifflig, es gab viele Winddreher und weniger Wind als sonst. Ich habe auch ein paar Fehler gemacht, aber nur so lernt man“, sagt er und sieht das Positive daran. Auch das Abendprogramm mit einem Abendessen für alle Teilnehmer und einer Tombola hat ihm gefallen. „Bei der Tombola habe ich deutsches Bier gewonnen. Wenn ich nach Hause komme, zeige ich meiner Mutter erst das gewonnene Bier und dann den WM-Pokal“, sagt er lachend.
Zufrieden mit der Weltmeisterschaft sind nicht nur die Athleten, sondern auch die Rennleiter. „Gott sei Dank hat die Windvorhersage nicht gestimmt, so dass wir neun gute Wettfahrten durchführen konnten, was im Vorfeld niemand gedacht hätte. Am ersten Tag der Gold- und Silberflotte mussten wir aufgrund der Windverhältnisse teilweise den Kurs ändern, aber am Ende hatten wir drei gute Rennen bei sieben bis acht Knoten, teilweise sogar über zehn Knoten. Am letzten Tag wurde draußen auf der Regattastrecke schnell klar, dass ein faires Rennen nicht mehr möglich gewesen wäre. Wir haben viel positives Feedback von den Seglern bekommen, dass wir die Wettfahrten zügig und ohne große Verzögerungen zu Ende gebracht haben. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung“, sagte Wettfahrtleiter Stephan Giesen.
Neben den Medaillen und Preisen für die Plätze eins bis drei in der Offenen Klasse und der Para-WM wurden bei der Siegerehrung auch eine Reihe von Sonderpreisen vergeben. Die Youth Trophy der Para-WM für den besten Segler unter 30 Jahren ging an den Italiener Davide di Maria (6. Gesamtplatz und 3. in der Para-Wertung), während der Preis für das beste NOD-Boot (Norlin One Design) an Heiko Kröger ging.
In der offenen Klasse ging die „Woman’s Trophy“ an die Drittplatzierte Megan Pascoe. Die „Master’s Trophy“ für den ersten Teilnehmer ab 55 Jahren und der „Queen Silvia’s Cup“ für den besten Parasegler gingen an Heiko Kröger, der als Gesamtsieger auch den „World Cup Trophy“, einen Wanderpokal aus dem Jahr 1989, überreicht bekam.
Die „Grand Master’s Trophy“ für den besten Segler ab 65 Jahren ging an Hans Asklund aus Schweden (Jahrgang 1943), der den achten Platz belegte. Die „Rookie Trophy“ ging an den 14-jährigen Maxi Grupe aus Bayern.
Hauke Berndt, 1. Vorsitzender des ausrichtenden Kieler Yacht-Clubs (KYC), bedankte sich bei allen, die an der Organisation der Weltmeisterschaft beteiligt sind. Anschließend ergriff Alke Voss, Stadträtin für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität, das Wort. „Wir sind stolz darauf, dass wir in Kiel so tolle Vereine wie den Kieler Yacht-Club haben, die Veranstaltungen dieser Qualität organisieren“, lobte Voss den KYC.
Sie betonte den inklusiven Charakter der Weltmeisterschaft und die gute Atmosphäre in der 2.4mR-Klasse. „Wir hatten eine tolle Woche, ein tolles Organisationsteam, eine tolle Wettfahrtleitung und schöne Wettkampfbedingungen, auch wenn es nur ein leichter Wind war, aber das ist Natursport“, sagte Heiko Kröger in seiner Funktion als Präsident der Internationalen 2.4mR Klasse. Als Überraschung überreichte der kanadische Parasegler Bruce Millar als Vertreter der Internationalen Klasse eine von den WM-Teilnehmern signierte 2.4er-Flagge an Hauke Berndt. Die 2.4mR Inklusiv-Weltmeisterschaft endete mit einem gemeinsamen Abendessen.
Quelle: Katrin Heidemann
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