Vendée Globe-Porträt: Der Japaner Kojiro Shiraishi segelt im Zen-Modus – zu Ehren eines Taxifahrers

Der segelnde Samurai

Eigentlich sollte hier „nur“ die Geschichte eines Japaners stehen, der von einem Taxifahrer das Segeln lernte und mit dessen Boot als jüngster Mensch nonstop um die Welt segelte. Wir haben uns mit Kojiro Shiraishi (57) und seinem Weg zur zweiten Vendee Globe beschäftigt. Nun gibt es aber für ihn ein aktuelles Problem.

Kojiro Shiraishi (57) vermeldet auf der Höhe von Kapstadt große Probleme mit seinem Großsegel. Nach zwei unbeabsichtigten Halsen brach er fünf Latten des Großsegels und einige Mastrutscher sind aus der Schiene des Großsegels gesprungen. Das Boot und der Mast blieben unbeschädigt und auch der Skipper blieb bei den plötzlichen Manövern unverletzt. Er segelt nun in Richtung Nordosten, um bessere Wetterbedingungen für die Reparatur des Schadens zu erhalten. 

So sieht das Großsegel von Kojiro Shiraishi  aus auf der Höhe von Kapstadt. Fünf Latten sich gebrochen. © Shiraishi 

So lautet die aktuelle Meldung zum Abenteuer des Japaners, der nun einmal mehr seine handwerklichen Fähigkeiten auf See beweisen muss. Hoffentlich geht alles gut. Aber Shiraishi hat in solchen Situationen schon größte Expertise gezeigt. Bei seiner Geschichte geht es um Treue zum Meister, langen Atem, die Lust am Anderssein und die immer wiederkehrende Frage, was eigentlich hinter dem Horizont los sein könnte. 

Neulich bei der Vendée Globe. Stunden vor dem Start jubelten Zehntausende ihren Helden und Heldinnen während ihrem „Auszug der Gladiatoren“ im Chenal von Les Sables d’Olonnes lautstark und frenetisch zu.

Als der Japaner Kojiro Shiraishi in seinem traditionellen Hakama gekleidet, das hölzerne Bokuto (Schwert) seitlich gehalftert auf das Vordeck seines IMOCA trat und den Menschenmassen mit den würdevollen Verbeugungen, wie sie nur Japaner beherrschen, für ihre Großzügigkeit dankte … da wurde es plötzlich still auf den Molen des Chenals. Ganz so, also wollte man diesem „Samurai der Ozeane“ mit einer gewissen Ruhe den mehr als verdienten Respekt erweisen. Um dann zehn Sekunden später erneut loszubrüllen, zu jubeln und dem exotischen Helden ein Farewell oder „Bon Vent“ zuzurufen. Ein japanischer Skipper bei der Vendée Globe! Das ist etwa so, als würde ein französischer Sumo-Ringer in der Makuuchi-Division, der höchsten Profi-Sumo-Liga, mitmischen. Unvorstellbar? Eben!

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6 Antworten zu „Vendée Globe-Porträt: Der Japaner Kojiro Shiraishi segelt im Zen-Modus – zu Ehren eines Taxifahrers“

  1. Halbneun

    sagt:

    Danke für diesen interessanten Artikel über Kojiro Shiraishi.
    Hab ihn schon bei der letzten Vendee gern verfolgt.

  2. MM

    sagt:

    2 unbeabsichtigte Halsen …. ich dachte nur Anfänger wie ich schaffen das

    Aber auch klar ist, dass die VG einen nicht ausgeschlafen sein lässt und die Aufmerksamkeit nicht permanent 24 Stunden auf höchstem Niveau sein kann

    1. Johannes Bahnsen

      sagt:

      Die Boote fahren zu 98% unter Autopilot. Diese „unbeabsichtigten Halsen“ werden nicht vom Segler gefahren, sondern meit durch den Seegang verursacht.

  3. Andreas Reichmann

    sagt:

    Wie werden die fantastischen segelvideos gedreht bei der vender globe,wenn niemand in der Nähe ist,mit Drohnen?
    Andreas

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    1. Johannes Bahnsen

      sagt:

      Ja

    2. Die meisten werden im Vorfeld der Vendee gedreht. Und ja, mit Drohnen oder in Nähe der Küsten auch per Heli

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