Stephan Bodens Kolumne: Online Törnplanung ohne Navionics – zum Glück gibt es gute Alternativen

Tschüss, Garmin

Irgendwann im vergangenen Jahr wurde die Navionics Webapp von Garmin übernommen und abgestellt. Ergebnis: Ich verabschiede mich nun auch an Bord auf dem Mobilgerät von Navionics/Garmin.

Screenshot der Garmin Marine Maps Seite: https://maps.garmin.com/marine/?maps=another-brand&overlay=false

Mal kurz eben eine Strecke messen? Schnell rausfinden, wie viele Meilen Rund Mallorca sind? Das war bis um vergangenen Jahr denkbar einfach. In der Navionics Weppapp gab es eine kostenlose Routingfunktion. Zwar konnte man damit auf See nicht navigieren, aber zur Törnplanung oder journalistischen Recherche war das Tool wirklich praktisch. Da ich oft Revierbeschreibungen verfasse, brauche ich diese Funktion ziemlich häufig. Dann stellte Garmin, dass bereits 2017 Navionics übernommen hatte, diese Webapp ein, veröffentlichte sie unter Garmin Marine Maps neu – aber ohne Routenfunktion, Entfernungsmesser oder dergleichen. Möchte man in den weiterhin online einsehbaren Seekarten irgendwas anderes machen als sie zu betrachten, ploppen am unteren Bildrand sofort Preise für Abos und Seegebiete auf. 

Bereits 2010 begann ich, an Bord mit Mobilgeräten und Navionics Abo zu navigieren. Das klappte ganz hervorragend, auch wenn damals noch viele meinten, das sei “Mäusekino”. Im Laufe der Zeit veränderte Navionics dann immer mal wieder seine Abo-Modelle, was den Nutzern den ein oder anderen Taler mehr kostete, weil die alte App nicht mehr funktionierte oder bei einem Systemwechsel zum Beispiel von Apple zu Android die Abos nicht übernommen wurden. ich habe diese ganzen Späßchen stets mitgemacht und auch immer brav bezahlt. Jetzt ist damit allerdings Schluss. Und der Grund sind nicht etwa die Kosten, sondern die Nutzerfreundlichkeit. 

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6 Antworten zu „Stephan Bodens Kolumne: Online Törnplanung ohne Navionics – zum Glück gibt es gute Alternativen“

  1. christian1968

    sagt:

    Ja, schwieriges Thema.

    Fangen wir mal mit einer Funktion an, die m.E. ABSOLUT notwenig und grundsätzlich ist, der AIS Einbindung ins Bordnetz und nicht übers Internet.

    Wenn ich auf der Ostsee etwas weiter draußen bin, nutzt ein (oft auch zeitverzögertes AIS Signal übers Internet gar nichts, wenn ich keinen Internet Empfang habe.
    Wenn die AIS Daten ins Bordnetz integriert sind, sehe ich sie live auf meiner Seekarte (Navionics oder NV-Charts). Und zwar live die Schiffe, die gerade jetzt um mich herum und damit relevant sind. Das ist gerade beim Queren von VTGs sehr hilfreich, bei schlechter Sicht sowieso.
    Und die Integration ins Bordnetz bieten m.W. nur Navionics, NV-Charts und noch einer an, der mir gerade nicht einfällt.

    Damit fallen für mich schon mal alle raus, die das nicht bieten (auch Orca, denn das geht nur mit dem Hub und der ist mit meinem nke-System nicht kompatibel)

    Feste Plotter haben sicherlich ihre Vorteile, aber ich nutze keinen, sondern mein iPad Pro am Navitisch. Das funzt schon seit Jahren perfekt.

    Und deswegen ist auch die Planung abends, auf dem Sofa wunderbar einfach und ich mache das wirklich oft.

    Da ist Navionics die Referenz beim schnellen Routing, um die Strecken und Entfernungen schnell herauszufinden. Die Hafeninfos und sind grottig und nicht nutzbar.

    Da ist NV-Charts deutlich besser, dafür funktioniert die Autorouting Funktion bei mir ganz oft nicht und auch das Aufzeichnen von Fahrten ist deutlich weniger intuitiv als bei Navionics.

    Skippo habe ich mir vor kurzem gegönnt. Tatsächlich auch wegen des wunderschönen Kartenbilds (ähnlich wie bei Orca), aber das wird beim Segeln sicherlich nicht benutzt werden, denn AIS Integration funktioniert nicht. Aber zum Planen eine sehr nette Anwendung. Die Autorouting Funktion macht oft abenteuerliche Vorschläge, das ist kein Vergleich zur Referenz von Navionics

    Orca hatte ich getestet. Definitiv die schönsten Karten und toll, dass sich sehr einfach die Polardaten hinterlegen lassen. Aber aus den o.g. Gründen für mich nicht interessant, weil keine Anbindung zu meinem nke-Bordnetz möglich ist.

    Ich nutze eben das oben erwähnte iPad Pro und als Backup mein Android Handy.
    Sowohl bei Navionics, als auch bei NV. Und ich finde das auch in Ordnung, dass die Anzahl der Geräte limitiert ist.Mehr Geräte sind bei mir als Ostseesegler nicht nötig, aber das ist sicherlich Ansichtssache.
    Schließlich gibts ja auch noch die Papier-Seekarte, die ich aber zugegebenermaßen nur selten benutze, aber darauf zu verzichten wäre keine Option 🙂

    Schöne Grüße

    Ch.

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  2. hoffy

    sagt:

    Mir gefällt die eher weicher/rundere NV-Rastergrafik schon seit meinem Erstkontakt mit Seekarten, ich finde noch heute Navionics und Cmap „komisch“ und besonders das aufgringliche Landmassengelb. Die dezente Grafik und die Grautöne von Orca kommen viel besser bei mir an, wobei ich in Orca mit den Seezeichensymbolen fremdle…und es bisher nur damit auf dem Sofa gespielt habe… das dürfte auch an meinem Faible für NV liegen. NV Classic App habe ich schon genutzt als es nur Raster gab @NV und die App noch sehr holprig war.
    Cmap aufm Plotter und NV-Papier+mobile device is mein Angang heut. Cmap nur weil Ray-plotter NV nicht mehr unterstützen. Aus dem Mittelmeer höre ich von befreundeten Seglern dass Navionics bzgl. küstenahe Tiefenlinein deutlich detailierter ist als Cmap.

    1. hoffy

      sagt:

      Bezieht sich auf Cmap 4D der Vergkeich ausm Mittelmeer, nehm ich an.

  3. matthias

    sagt:

    Es gibt noch mehr Gründe, die mittlerweile gegen Navionics sprechen.

    Limit auf zwei Geräte
    Das Abo lässt sich nur noch auf zwei Geräten nutzen. Das schränkt die Möglichkeit Redundanzen zu schaffen unnötig ein. Ich halte es außerdem für sinnvoll, dass jedes Crewmitglied die App auf seinem Smartphone hat. Das ist nun nicht mehr möglich.

    Zugriff auf abgelaufene Kartenabos
    Bis vor einiger Zeit war es möglich, die Kartensätze aus abgelaufenen Abos herunterzuladen. Natürlich mit dem alten Stand des Abozeitraums. Da ich nicht jede Saison im gleichen Revier unterwegs bin, erneuere ich natürlich nicht jedes Abo neu. Für die Törnplanung vorab und das Abschätzen von Entfernungen etc. habe ich die alten Kartenbestände gerne genutzt. Das geht nun nicht mehr. Der Download bricht ab und zeigt mir die Aufforderung, ein Abo abzuschließen.
    Das ist besonders bitter, wenn man auf ein neues Smartphone wechselt. Denn die zuvor heruntergeladenen Karten kann man wenigstens noch nutzen, wenn sie noch auf dem Gerät liegen (natürlich mit dauernden Aufforderungen, ein Abo abzuschließen und eingeschränktem Funktionsumfang).
    Das gleiche Verhalten legt übrigens die Garmin ActiveCaptain App an den Tag. Das ist die App, die sich mit Garmin-Kartenplottern verbindet und in jeder Hinsicht miserabel ist. Das einzige, was dort gut funktioniert, ist das Bezahlen von Kartenabos. Dass man die in beiden Apps beim gleichen Laden lizenziert, ändert natürlich nichts am jeweiligen Preis.

    Eine alte Weisheit aus dem Vertrieb lautet, dass man den Kunden so schnell über den Tisch ziehen muss, dass die dabei entstehende Reibungswärme als Nestwärme empfunden wird. Ich weiß nicht, ob man sich daran bei Garmin orientiert. Wir wird es aber etwas zu heiß.

    Alternativen
    Ich bin ebenfalls Nutzer seit erster Stunde und war vom Bedienkonzept und der Stabilität von Navionics immer überzeugt. Entsprechend schwer fällt mir der Wechsel. Aber Garmin hat mich jetzt endlich so weit – ich habe mich nach Alternativen umgesehen. Rasterkarten mag ich nicht. Ich habe mich also auf Apps konzentriert, die Vektorkarten bieten.

    C-MAP
    Eigentlich ganz nett, aber für manche Kartenabschnitte (z.B. Dänemark) muss das Gerät online sein. Es wird auch von Nutzern berichtet, dass sich Kartenabos sperren, wenn das Gerät eine Zeit nicht online war. Das schreckt mich ab.

    Savvy Navvy
    Die App macht einen ordentlichen Eindruck und lässt sich gut bedienen. Das Preismodell ist etwas merkwürdig (warum zwei verschiedene Tarife zu je €95 und €99 p.a.?) und es fehlt noch an der einen oder anderen Einstellmöglichkeit. NMEA-Quellen lassen sich nicht verbinden. Für das Routing lässt sich ein Polar-Diagramm hinterlegen.

    Orca Copilot
    Der erste Eindruck ist ebenfalls sehr positiv. Viele nützliche Features (inkl. Polar). Die Routenplanung macht einen sehr guten Eindruck. Es gibt nur einen Abopreis (50€ p.a.) bei dem alles inklusive ist. Einziger Wehmutstropfen: NMEA-Quellen lassen sich nur über einen Orca Core anbinden. Dann allerdings auch inklusive Autopilotbedienung und Radar (MARPA). Das ist zwar ein stimmiges Gesamtangebot, passt aber nicht zu meiner „Systemlandschaft“.

    OpenCPN
    OpenCPN bietet einen großen Funktionsumfang und lässt sich problemlos mit NMEA-Quellen verbinden. Die Darstellung von AIS-Targets inklusive Kollisionslinien ist die beste, die ich kenne. Die Bedienung empfinde ich aber als etwas „fummelig“ – es ist eben eine PC-Anwendung, die auch auf Mobilgeräten läuft.
    Die Lizenzierung von Kartenmaterial muss man selbst organisieren. oCharts bietet hier seit einigen Jahren Vektorkarten zu angenehmen Preisen an. Ein Hardwarewechsel führt allerdings zum unwiederbringlichen Erlöschen der Lizenz.

    i-Boating
    Der erste Eindruck ist nicht so gut. Das Userinterface wirkt sehr altbacken. Die Bedienung ist etwas hakelig. Der Funktionsumfang ist aber gut und Kartenabos stehen zu vertretbaren Preisen zur Verfügung.

    Skippo
    Wenn man in Skandinavien unterwegs ist, ist die Skippo-App durchaus empfehlenswert. Das volle Abo kostet 49€ p.a.. Für 15€ extra kann die Integration des sehr empfehlenswerten Hamnguiden (Revierführer) dazugekauft werden. Der Funktionsumfang ist mit der Ausnahme einer fehlenden NMEA-Anbindung ganz ordentlich.

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    1. Wow! Danke für den sehr fundierten Kommentar und Deine Tipps

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  4. PL_menno.de.wolf

    sagt:

    Danke für den Tipp. Habe mich auch schon darüber aufgeregt.
    Mit freundlichen Grüssen
    Menno

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