Vendée Globe: Yoann Richomme auf Platz zwei – Wie der Neuling so viel Druck machen konnte

„In diesem Moment hätte alles vorbei sein können“

Yoann Richomme hat die Vendée Globe auf Platz zwei beendet. Er segelte 22 Stunden und 47 Minuten hinter Charlie Dalin ins Ziel. Dabei erreichte er sogar den schnelleren Schnitt. Ein besonderes Erlebnis ließ in den Schreck in die Glieder fahren.

Yoann Richomme (41) gab sich großmütig, als er vor fünf Tagen zu seinen Siegchancen bei der Vendée Globe befragt wurde. „Ich würde mich für ihn freuen, wenn er gewinnt.“ Wie ernst war das gemeint? Resigniert oder überheblich? Sein Rückstand auf Charlie Dalin (40) näherte sich 200 Meilen. Hatte er das Duell um den Sieg schon aufgegeben? Es wäre so gar nicht seine Art. Prompt schob er hinterher: „Ich werde ihm den Sieg nicht schenken.“ Dann gab er Gas, kam noch einmal auf 130 Meilen heran und war bereit, jede mögliche Schwäche des Gegners auszunutzen. Wollte er Dalin aufs Glatteis führen? Ihn nur in Sicherheit wiegen?

Yoann Richomme
Yoann Richomme mit den typischen Sieger-Fackeln. © Jean-Louis Carli VG

Sicher nicht. Beide kennen sich zu gut. Ihr Weg verläuft außerordentlich parallel. Das Lob war ehrlich und respektvoll gemeint. Wenn ihn jemand schlägt, dann dieser Dalin, mit dem er sich seit zehn Jahren auf den Offshore-Regattabahnen misst. In der Profi-Schmiede der Figaro-Szene mit einheitlichen 9,80-Meter-Yachten vom Typ Figaro Beneteau II gehörten beide jeweils dem seit 2008 bestehenden Förderprogramm des Versicherers Macif an – bis heute werden jeweils zwei Talente 2 bis 3 Jahre gefördert.

Dalin stand beim Höhepunkt der Solitaire de Figaro fünfmal in Folge auf dem Podium (2014 bis 18), Richomme gewann zweimal. Einmal (2016) nach der Addition der drei Etappen nur 5 Minuten und 5 Sekunden vor Dalin und einmal 2019 zum 50. Jubiläum der Regatta. Dabei besiegte er die aktuelle Elite der Einhand-Szene und zahlreiche Legenden, die durch die Einführung des von Richomme mitentwickelten neuen Semi-Foilers Figaro Beneteau III in die Klasse eingestiegen waren.

Beide Skipper studierten Schiffbau an der renommierten Southampton Solent University und wohnten zeitweise zusammen. Mit vermeintlichen Psychospielen können sie einander nicht aus der Balance bringen. Dafür kennen sie sich zu gut. Umso hochwertiger war ihr Duell an der Spitze der Vendée-Globe-Flotte.

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