Kieler Woche: GER 49FX-Frauen-Trio mit Europameisterinnen in Führung – Starker Tag für Buhl

Deutsche Skiff-Frauen dominieren

Subtropische Segelbedingungen mit leichter, aber ausreichender Brise begeisterten die Aktiven am Sonntag (22. Juni) am zweiten Regattatag der Kieler Woche. Die olympischen Skiffs sortierten sich nach vier Tagesrennen in Gold- und Silberflotte mit drei deutschen FX-Teams bei den Frauen an der Spitze.

Übertragung 2. Tag:

Die weiteren Gesamtführungen beim dritten Sailing Grand Slam Event haben Uruguay (49er), Frankreich und Polen (iQFOiL Frauen und Männer) sowie Australien und Italien (ILCA 6 und 7) inne.

Katharina Schwachhofer und Elena Stoltze tauschen das gelbe Jersey der Spitzenreiterinnen im 49erFX bei Kieler Woche ins blaue für Platz zwei, wenn es in die Goldflotte geht. Foto: Sascha Klahn/Kieler Woche

Dem zögerlichen Auftakt in die Kieler Woche mit langer Wartezeit am Sonnabend folgte der Traum-Sonntag. Und „der vermeintlich beste Tag der Woche“, wie ihn Diplom-Meteorologe Meeno Schrader in der Morgenbesprechung tituliert hatte, lieferte viel Sonne und eine leichte Südbrise, die im Tagesverlauf noch weiteren Schub durch die Thermik bekam. So hatte der Oberste Wettfahrtleiter Fabian Bach zwischen zwei und vier Wettfahrten für die sechs olympischen und drei internationalen Klassen sowie die Seesegler in den Büchern. „Tolles Segeln wenn auch nicht auf allen Bahnen ganz einfach durch den drehenden Wind“, resümierte Bach.

Im Fokus der TV-Kameras standen die Skiff-Klassen, die dicht vor dem Olympiazentrum ihre Gennaker zogen – mit starken Ergebnissen für die deutschen Crews. Die U21-Weltmeister des vergangenen Jahres, Simon Heindl/Conrad Jacobs aus Kiel, arbeiteten sich mit beständig guten Ergebnissen – darunter einem Tagessieg – als beste Deutsche auf Platz drei vor. Es führen die Uruguayer Hernan Umpierre/Fernando Diz vor dem australischen Team Otto Henry/Shaun Connor.

Top-Bedingungen genossen die 49er-Segler am zweiten Tag der Kieler Woche im Sailing Grand Slam. Foto: Sascha Klahn/Kieler Woche

„Der Wind passte für uns sehr gut. Da kommen wir durch den Trimm und unser Gewicht super in Fahrt“, berichtete Simon Heindl. Den frischen bis Starken Winden der kommenden Tage blickt der Steuermann gelassen entgegen: „Westwind-Ballern! Da haben wir richtig Lust drauf und viel dafür trainiert in den vergangenen Wochen.“ Als Kieler Woche-Ziel ist das Erreichen des Medal Races ausgegeben, nachdem es 2024 knapp nicht geklappt hatte.

Punktgleich im Nacken haben Heindl/Jacobs ihre deutschen Kollegen Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger (München). Die Olympia-Elften von 2024 fanden nach einem schwierigen ersten Tag ebenfalls gut in die Spur. „Der Auftakt war schwer. Bei den drehenden Winden wird jeder Fehler hart bestraft“, so Jakob Meggendorfer. Das deutsche Top-Team des vergangenen Olympia-Zyklus freut sich über den harten Konkurrenzkampf. „Wir haben eine der stärksten Trainingsgruppen, das bringt uns alle voran.“ Die Olympia-Teilnahme für 2028 ist das klare Ziel der beiden Bayern: „Nach den Spielen 2024 sind wir richtig angefixt von dem Drumherum und der Medaillenzeremonie. 2028 wollen wir um Edelmetall mitsegeln.“

Wollen noch an die Spitze im 49erFX der Kieler Woche heranrücken und das Medal Race erreichen: Anna Barth und Emma Kohlhoff. Foto: Sascha Klahn/Kieler Woche

In diesen Wettstreit wollen bei den Skiff-Frauen auch Anna Barth/Emma Kohlhoff eingreifen. Aktuell haben die Kielerinnen aber noch Mehrfachbelastungen zu stemmen. Während die 17-jährige Vorschoterin Emma Kohhoff zwei Jahre am Gymnasium vor sich hat, ist Anna Barth neben dem 49erFX auch noch im Profi-Circuit des SailGP engagiert. „Aktuell klappt es ganz gut. Ich werde von der Schulleitung unterstützt, bekomme frei, wenn es nötig ist. Nach dem Abi 2027 wollen wir uns dann voll auf die Olympia-Qualifikation konzentrieren“, so Emma Kohlhoff, die durch ihren Bruder Paul, den Olympia-Dritten von Tokio, vorbelastet ist. „Ich möchte gern in seine Fußstapfen treten.“
Anna Barth sieht das Engagement im SailGP als starke Ergänzung zur Olympiakampagne: „Ich lerne viel beim SailGP, das ich anwenden kann im FX. Und die zeitliche Belastung dort ist überschaubar, so dass es kaum zu Überschneidungen kommt.“ Zur Kieler Woche startet das Duo mit einem neuen 49erFX, der durch die Unterstützung des Kieler YC, des Landesseglerverbands (SVSH) und den Landessportverband finanziert werden konnte. „Das Boot ist super, setzt die Kraft des Windes schneller in Speed um“, so Anna Barth.

Die Highlights auf der Bahn setzte an den ersten Tagen indes die deutsche Konkurrenz mit einem Trio in Schwarz-Rot-Gold an der Spitze. Die Olympia-Fünften und frisch gekürten Europameisterinnen, Marla Bergmann/Hanna Wille (Hamburg) sahen sich nach der späten Ankunft an Land auf Platz eins vor ihren Landsfrauen Katharina Schwachhofer/Elena Stoltze vom Bodensee und den Bayerinnen Sophie Steinlein/Catherine Bartelheimer.

Fünf packende Sprintslaloms sah das Publikum bei den iQFOiL Games der „fliegenden“ Windsurferinnen und -surfer auf dem Ostufer der Kieler Förde vor Stein. Nach dem Ausfalltag zum Auftakt mangels genug Briseder kamen die Aktiven bei leichten Winden und rund 30 Grad Lufttemperatur ordentlich in Schweiß. „Wir mussten vom Start weg Volldampf pumpen, um die ganze Zeit auf den Foils zu bleiben“, berichtete der Kieler Fabian Wolf, der mit zwei Tagessiegen auf Rang zwei vier Punkte hinter Tomasz Romanowski landete. „Bei Starkwind ab Montag hole ich mir den Polen“, versprach der Olympiaaspirant für 2028. Junior Max Körner ist als bester U23-Fahrer Vierter hinter dem Koreaner Gunhak Choi. Das Frauenfeld wird von Französinnen dominiert, in deren Phalanx nur die Nachwuchshoffnung Sophia Meyer einbrechen konnte. Die Berlinerin ist Dritte hinter Spitzenreiterin Lucie Belbeoch und Marion Couturier.

Der zum Auftakt der Kieler Woche ungeschlagene Australier Lawson McAullay rutschte bei den ILCA 7 vom Podium auf Rang sechs. Foto: Felix Diemer/Kieler Woche

Wechselhaft ist das Geschehen an der Spitze der Männer im ILCA 7. In dem engen Feld kommt kaum ein Starter ohne Streichresultat aus. Und der einbrechende Wind am Sonntagabend machte den Flotten dann auch noch einen Strich durch das fünfte Rennen. So beendeten die 148 Starter die Qualifikationsphase mit vier Wettfahrten. Mit einer italienischen Doppelspitze geht es in die Finalrunde. Dimitri Peroni führt vor Lorenzo Brando Chiavarini und dem US-Amerikaner Robby Meek. Bester Deutscher auf Rang vier ist der junge Lokalmatador Ole Schweckendiek. Ex-Weltmeister Philipp Buhl (Sonthofen) folgt auf Platz acht, nachdem er sich im 148-Boote-Feld mit dem Plätzen 2/3 deutlich nach verbessern schieben konnte.

Bei den ILCA-6-Frauen bestimmt vorn ein bunter Nationenmix das Geschehen. Es führt nach vier Wettfahrten Zoe Thomson (Australien) vor Maria Erdi (Ungarn) und Anna Munch (Dänemark). Die ganz süßen Trauben hängen für die Deutschen derzeit zu hoch. Als Beste ist Mirja Dohle (Steinhuder Meer) auf Platz 17 gelistet.

Bei der Weltmeisterschaft der ILCA-6-Männer wurde auch am zweiten Tag der Kieler Woche an den Wendemarken um jeden Zentimeter gekämpft. Foto: Felix Diemer/Kieler Woche

In den nicht-olympischen Disziplinen der ersten Kieler-Woche-Hälfte geht es dennoch um höchste Ehren. Der männliche Nachwuchs im ILCA 6 kämpft um den WM-Titel. Und das Ranking in der Spitze zeigt, wie stark die Klasse weltweit vertreten ist und wie hart der Kampf um die globale Krone geführt wird. In den Top-Ten sind neun Nationen von drei Kontinenten vertreten. Die Führung inne hat der Ukrainer Semen Khashchyna, der schon zur YES-Regatta in Kiel vor zwei Wochen auf dem zweiten Platz gelandet war. Khashchyna lebt seit dem Ausbruch des Krieges in seiner Heimat in Kroatien, tourt von dort zu Regatten durch Europa. Im knappen Abstand folgt ihm der Ungar Benedek Héder. Zum drittplatzierten Griechen Stefanos Tsakos tut sich eine kleine Punktelücke auf. Aber die große Verfolgermeute hat noch drei Tage und sechs Rennen Zeit, um das Bild zu ändern.

Die Norweger Niklas Holt und Philip Horslund sind beim Eurocup der 29er auf der Kieler Woche eine Klasse für sich. Foto: Felix Diemer/Kieler Woche

Für die jungen Skiff-Segler im 29er geht es vor Kiel um das Prestige eines Sieges im Eurocup. Und da führt kein Weg an den Norwegern Nicklas Holt/Philip Forslund vorbei. Schon zur YES-Regatta waren sie das Maß der Dinge und reihen jetzt Sieg an Sieg. Nach fünf von sechs möglichen Tagessiegen führen sie souverän das Ranking vor zwei Mädchen-Crews an. Verfolgerinnen sind Lila Edwards/Amelie Hiscocks (Großbritannien) sowie Boroka und Szonja Feher aus Ungarn.

Ein kleines Feld kämpft in Kiel in der L30 um den EM-Titel. In dem kleinen Kielboot bestimmt die Crew um den Ungarn Csaba Medgyesi das Geschehen vor den ukrainischen Mannschaften von Oleksandr Mukhin und Dmytro Sushchevskyi.
Die Internationale Deutsche Meisterschaft im Seesegeln im Rahmen der Kieler Woche ist ein wichtiger Schritt in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Tallin im August. Umso mehr strahlte Jens Kuphal, Skipper der deutschen „Exciter“, nach der Aalregatta. Zum Start in der Kieler Innenförde musste er sich zwar noch hinter der „Formula X“ des dänischen Profis Jesper Radich einreihen, im Verlaufe der 27,5 Seemeilen ersegelte er sich mit seiner Crew nach viereinhalb Stunden auf dem Wasser aber noch einen Vorsprung von zweieinhalb Minuten. „Das hat Robert sehr gut gemacht. Auf der Bahn hat die Führung mehrfach gewechselt, aber zum Schluss haben wir uns noch absetzen können“, lobte Kuphal seinen Taktiker Robert Stanjek.
 
Jesper Radich ging nach Rennende auf intensive Suche nach den verlorenen Sekunden auf der Bahn, stieg sogar ins Wasser und tauchte den Rumpf seiner Yacht ab. Und er wurde offenbar fündig. Denn zu den Up-and-Down-Wettfahrten gaben die Dänen das Tempo vor, setzten sich durch zwei Siege vorerst an die Spitze des Rankings vor Jens Kuphal und der „Dixie“. Die zweite dänische XR41-Crew um Skipper Erik Stannow hat das Boot ganz frisch zur Kieler Woche übernommen und schlägt sich bei der Regatta-„Jungfernfahrt“ auf Rang drei herausragend.

Nur aus der Ferne kann der Lübecker Jürgen Klinghardt, Eigner der „patent 4“, die Kieler Woche verfolgen. Eine fast 30 Jahre alte Fußverletzung hat ihn bei der Nordseewoche wieder eingeholt, so dass er derzeit in orthopädischer Behandlung ist. Die Skipper-Aufgaben für die IDM in der Gruppe C+D hat er an den Kieler Oliver Voss übergeben. Und der ersetzte den Chef sehr gut. Zur Aalregatta musste sich die „patent 4“ nur knapp der Flensburger „Sydbank“ von Torsten Bastiansen geschlagen geben. Bei den Up-and-Downs rutschte sie leicht auf Platz vier ab. In der Gruppe C+D führen nach drei Wettfahrten die Schweden der „Garmin“ von Patrik Forsgren. Es folgen die „Sydbank“ (Torsten Bastiansen, Flensburg) und die Firefly (Johan Lindell, Schweden).

Ergebnisse Kieler Woche 2025

Quelle: Kieler Woche

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