Die letzten sechs Medaillen in den Mixed-Klassen des olympischen Sailing Grand Slams (SGS) zur Kieler Woche werden am Sonntag (29. Juni) ohne deutsche Chancen vergeben. In der 470er-Jolle nehmen die Briten Wrigley/Harris zehn Punkte Vorsprung vor den spanischen Weltmeistern Hernandez/Alcántara mit ins Finale.
Übertragung 470er:
Löffler/Hoerr (Lausanne/Röthenbach) sind als Siebte und Winkel/Schütze (Kiel/Schwerin) als Zehnte mit großem Rückstand dabei. Ohne deutsche Beteiligung in den Top Ten haben Mourniac/Retornaz (Frankreich) die Poleposition bei den Nacra 17 inne, drei Zähler vor Gimson/Burnet (Großbritannien). Dagegen glänzten die Einheimischen mit Gesamtführungen in fünf internationalen Klassen.

Erneut ideale Segelbedingungen mit mäßigen bis frischen Winden ließ alle Bootsklassen auf ihre Kosten kommen. Die Spitzenreiter im 470er werden nach durchschnittlicher Performance in den letzten beiden Vorrennen (zweimal Sechster) im Medal Race beweisen müssen, dass sie dem Druck der Verfolger standhalten. Die Weltmeister rückten auf Rang zwei vor, müssen im Finale aber noch fünf Plätze gutmachen. „Bei schwarzer Flagge haben wir uns am Start zurückgehalten und mussten dann in harte Positionskämpfe“, berichtete Jordi Xammar Hernandez. Vor dem Wind war ihr Bootsspeed herausragend und sicherte die Topplatzierungen eins und zwei.

Nach einer Disqualifikation zu Regattabeginn erholten sich Malte Winkel/Paula Schütze und überzeugten als Dritte zum Tagesabschluss. „Das war ausgesprochen trickreich, und es ist uns auch nicht alles gelungen“, so der Steuermann, „aber ich bin heilfroh, dass meine Oma mich auf meinem Heimatrevier im Finale bei KielerWoche.TV live im Fernsehen sehen kann. Das wollen wir gewinnen! Sie ist mein größter Fan.“
Die Karten fürs Katamaran-Finale wurden erst im zwölften und letzten Qualifikationsrennen verteilt. Mourniac/Retornaz ließen noch einen zweite Tagessieg folgen, während die mit Olympia-Silber dekorierten Briten als Dritte genau die drei Punkte Rückstand einbüßten, die sie nun als Ballast tragen. Dahinter haben Liddell/Brown aus Australien Bronze schon sicher, aber nur noch rechnerische Chancen, in den Zweikampf an der Spitze einzugreifen.
Sonnenklar auf Siegkurs blieben Moritz Borowiak und Noel Jonas Theiner (Schwerin) im 420er. Neue Zweite sind die Polen Filip Nosol und Filip Marjański knapp vor Jacob Cross und Finn Weigt aus dem Rheingau. Seine Gesamtführung baute der Bremer Christoph Homeier im Contender vor Jesper Armbrust (Dänemark) und Mark Bulka (Australien) aus.

Christoph Homeier verteidigte das gelbe Trikot des Contender-Spitzenreiter am vorletzten Regattatag der Kieler Woche souverän. Foto: Christian Beeck/Kieler Woche
Eine lupenreine Weste zeigten Michael Grau und seine Crew vom NRV Hamburg in der J/70. Doch trotz der drei Tagessiege beträgt ihr Rückstand nach einer Frühstartdisqualifikation und eines deftigen Ausrutschers stolze 26 Punkte auf den Dänen Sten Mohr und dessen Team. Punktgleich mit Grau lauern Kai-Uwe Hollweg & Co. aus Bremen auf Rang drei. In der J/24 dürfte der Kieler Woche-Sieg Stefan Karsunke und seiner Hamburger Mannschaft nach ebenfalls drei weiteren Tagessiegen kaum noch zu nehmen sein.
Tagesbeste OK-Jollensegler waren Einheimische. (Schweden) verteidigte Platz eins bei den OK-Jollen knapp vor. Sowohl der Schweriner André Budzien als auch der in Essen wohnende und arbeitende Coach Stefan de Vries holten je einen Tagessieg und wurden einmal Zweite. Die Führung aber verteidigte der Schwede Niklas Edler vor Budzien und Baabii’O Flower aus Kanada. „Das Podium wird schwer, aber ich will zum Ende Vollgas geben, nachdem es jetzt endlich läuft“, meinte der Vierte de Vries.

Mann des Tages im ILCA 4 war der Malteser Timmy Vassallo, der die Spitzenposition mit vier von vier möglichen Tagessiegen vor dem Schweden Viktor Elfving und Mats Silva Østvold aus Norwegen ausdehnte. Vassallos Pendant bei den ILCA 6 in der offenen Klasse heißt Levian Büscher und kommt aus Düsseldorf. Mit seinem Tagessieg im neunten Rennen verdrängte er den Ungarn Benedek Héder sowie Stefano Siebert Francavilla aus Brasilien auf die Ränge zwei und drei.

Scabolcs Majthenyi/András Domokos aus Ungarn haben vor den letzten beiden FD-Rennen etwas Puffer auf die Verfolger, da Kilian König und Kai Schäfers aus Hannover in der neunten und letzten Tageswettfahrt ihren Streicher hinlegten. Der Abstand beträgt 6,6 Punkte. Endgültig wieder im Siegesmodus angekommen scheint der Ammersbeker Ausnahmesegler Heiko Kröger. Der paralympische Goldmedaillengewinner von Sydney 2000 beherrscht auch ein Vierteljahrhundert danach sein 2.4mR-Boot „V8“ wie kein anderer und freute sich darüber nach den Zieldurchgängen sichtbar. Seinen drei Tagessiegen hatten Vizeweltmeister Christoph Trömer und der Norweger Frank Huth auf den Plätzen nicht genug entgegenzusetzen.

Internationaler deutscher Offshore-Meister im Seesegeln der Wertungsgruppe ORC A/B wurde der Berliner Jens Kuphal mit seiner neuen XR-41 „Exciter“. Seine Crew gewann nach der Aalregatta auch das Silberne Band, die Langstrecke über Nacht von Kiel rund um Langeland und zurück. „Unser Trumpf war ein Großsegel mit einem Reff, das wir auch eingebunden haben, weil der frische bis starke Wind nachts nicht abnahm“, berichtete der Skipper. Ohne Speedverlust sei die Regattayacht besser zu kontrollieren gewesen.
Kuphal: „Mehr als 20 Halsen in der Dunkelheit waren auch nicht ohne. Und da müssen wir noch ins Feintuning für die WM.“ Nach mehr als 16 Stunden auf dem Wasser betrug der berechnete Vorsprung vor den „Sons of Hurricans“ von Jon Sverre Hoiden aus Norwegen satte 76 Minuten und 26 Sekunden.
Auf der „Patent 4“ von Jürgen Klinghardt, der selbst verletzungsbedingt fehlte, war die Freude genauso groß. Mit Steuermann Oliver Voss holte die siebenköpfige Crew der Italia 9.98 den Titel in ORC C/D. „Eine klasse Leistung mit neuem Setup“, lobte der Eigner, „wir haben vom 82-Quadratmeter-Spi auf 120 als Gennaker umgerüstet. Das macht das Boot wesentlich agiler.“ Das Team will zur WM noch den Bootsspeed bei acht bis zwölf Knoten Wind verbessern. Die IDM Double-Handed im Seesegeln gewannen Bernd Dreier und Jan Assmann aus Flensburg. Sie hatten sowohl im Senatspreis zweimal als auch beim Silbernen Band den Bug vorn.
Quelle: Kieler Woche
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