Kieler-Woche-Finale: Sieger aus sieben Nationen – Spannende Medalraces bei Starkwind

„Das hat super Spaß gemacht“

Am finalen Segeltag der Kieler Woche 2025 gab es strahlende Gesichter rundherum im Olympiazentrum von Schilksee. Elf Entscheidungen wurden am Sonntag, 29. Juni, noch gefällt und neben Deutschland durften Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Malta, Schweden und Ungarn Siege zur weltgrößten Segelveranstaltung feiern.

Übertragung der Medalraces. Ganz stark im Kommentar 470er Vize-Weltmeisterin Anna Markfort!

Bereits am frühen Morgen strahlte Wetterexperte Dr. Meeno Schrader und blickte zufrieden vom Dach des Regattahauses über das Hafenvorfeld von Schilksee. Solch ein perfektes Finalwetter mit Sonne und bestem Wind ankündigen zu dürfen, ist auch für einen langjährigen Begleiter der Kieler Woche ein Vergnügen. Von leichter Brise am heißen ersten Wochenende über Starkwind mit stürmischen Böen am Wochenanfang bis zu Champagnersegeln in den Finals bot das Revier auf der Kieler Außenförde ein breites Spektrum. „Man muss lange zurück gucken, um solch eine abwechslungsreiche Kieler Woche zu finden. Es ist das gesamte Wetterspektrum abgegrast worden“, sagte Schrader. Zum Abschluss gab es richtig schöne Windbedingungen, die im Laufe des Tages immer weiter zulegten.

Damit durften die Organisatoren ein stimmungsvolles Finale feiern. Aktive aus 65 Nationen konnten auf ereignisreiche Tage und eine hochklassige, facettenreiche Regatta zurückblicken. Bei teils herausfordernden Segelbedingungen am unteren und oberen Windlimit wurden in 29 Klassen weit mehr als 90 Prozent der geplanten Wettfahrten gesegelt. Insgesamt gingen 354 Rennen über den Kurs. Dazu trug auch bei, dass sich die Kieler Woche mit den neuen Bahnen Mike und November auf insgesamt 14 Bahnen ausgeweitet hat, von denen parallel bis zu neun Kurse gleichzeitig bespielt wurden. „Das Konzept mit zweitem Areal für die Surfdisziplinen am Ostufer der Förde ist voll aufgegangen“, freute sich Organisationsleiter Dirk Ramhorst.

Ein spritziges Vergnügen war das Finale zur Kieler Woche auch für die Nacra17-Sieger Tim Mourniac/Aloise Retornaz aus Frankreich. Foto: Sascha Klahn/Kieler Woche

Die olympische iQFOiL-Klasse und die aufstrebenden Wingfoiler schwärmten in Stein von ihrem neuen Zuhause. Lena Erdil, die auf der Ostseite der Kieler Förde die organisatorischen Fäden in der Hand hielt, ist daher zuversichtlich, dass sich der Spot in den kommenden Jahren weiter entwickeln wird. „Das war ein toller Auftakt in diesem Jahr, und das wird sich sicherlich weiter rumsprechen. Wenn die Terminierung der Klassen passt, dann hoffen wir auf wachsende Felder“, so Lena Erdil. „In Sachen Seegras hat der Einsatz der ‚Seekuh‘ als Sammelschiff sehr geholfen.“

In Schilksee kürten die olympischen Disziplinen ihre Medaillengewinner. Die Medal Races verfolgten zahlreiche Fans live bei KielerWoche.TV. Rund 100.000 begeisterte Gäste besuchten während der Woche das Regattadorf in Schilksee. Organisationsleiter Dirk Ramhorst resümierte mit Blick auf eine mögliche Olympia-Bewerbung für 2036, 2040 oder 2044 zufrieden, was ihm viele Aktive bestätigt hatten: „Kiel ist olympiareif!“


Auf und davon: Die Briten Martin Wrigley/Bettine Harris gingen in Gelb in den letzten Tag und siegten auch im abschließenden Medal Race. Foto: Sascha Klahn/Kieler Woche

Diese Begeisterung für das Revier und die Organisation zog sich durch die Klassen und die unterschiedlich Beteiligten. „Toll zu sehen, dass die Kieler Woche den angereisten Athleten so eine tolle Show bietet“, sagte Anna Markfort, frisch gekürte 470er-Vizeweltmeisterin, die zur Kieler Woche als TV-Expertin das Rennen ihrer 470er-Konkurrenten kommentierte. Sie selbst konnte aufgrund anderer Verpflichtungen ihres Steuermanns Simon Diesch nicht am Heimevent teilnehmen und brachte ihre Expertise daher als Kommentatorin ein.

Ihre herzlichen Glückwünsche gingen hinaus an die britischen Kieler-Woche-Sieger Martin Wrigley/Bettine Harris. „Wir freuen uns auf den Sommer mit denen, denn wir haben uns zum gemeinsamen Training in England verabredet.“ Die britischen WM-Dritten feierten mit dem Sieg im abschließenden Medal Race einen überzeugenden Kieler-Woche-Erfolg vor den amtierenden Weltmeistern Jordi Xammar Hernandez/Marta Cardona Alcantara (Spanien) und Diego Costa/Carolina Joao (Portugal).

„Wir sind sehr happy, hier zu sein. Es ist eines der besten Events in der Welt, ein Super-Wettkampf, gut organisiert. Und du musst ein sehr guter Segler sein, um hier erfolgreich zu sein. Genau das macht es so cool“, sagte das spanische Weltmeister-Team Xammar Hernandez/Alcantara.

In der zweiten olympischen Mixed-Klasse, die in der zweiten Kieler-Woche-Hälfte gesegelt wurde, freute sich Frankreich über den Sieg. Tim Mourniac/Aloise Retornaz verteidigten ihre Führung im Nacra17-Katamaran in einem spannenden Finale erfolgreich gegen John Gimson/Anna Burnet (Großbritannien) und Brin Liddell/Rhiannan Brown (Australien) erfolgreich.

Große Zufriedenheit herrschte insbesondere bei den internationalen Klassen. Sie bekamen in der zweiten Kieler-Woche-Hälfte beste Bedingungen geliefert, die mit kräftigen Winden vor allem die Athletik der Seglerinnen und Segler forderte.


2.4mR-Segler Heiko Kröger feierte mit einer souveränen Serie bereits seinen 15. Sieg zur Kieler Woche. Foto: Christian Beeck/Kieler Woche

Seit inzwischen rund drei Jahrzehnten stets top eingestellt und immer für einen Sieg gut, ist Heiko Kröger (Bad Segeberg). Das seglerische Multi-Talent, Paralympics-Sieger von 2000, hat neben seiner Stammklasse, dem inklusiven 2.4mR, auch andere Klassen für sich entdeckt. So musste er sich diesmal entscheiden, was er segeln wollte. „Leider lagen die OK-Jollen und die 2.4mR parallel zueinander. Ich wäre gerne beide Klassen gesegelt. Die OK-Jolle ist ein tolles Boot, aber ich muss mich noch etwas eingewöhnen“, so Kröger, der dem 2.4mR den Vorzug gab.

Mit Erfolg! Eine Serie von ersten und zweiten Plätzen brachte ihm Sieg Nummer 15 zur Kieler Woche ein. Schon vor dem letzten Tag strahlte er Glück und Zufriedenheit aus: „Wir hatten super Wettfahrten. Wind und Kurse waren gut, wir hatten minimal Wartezeiten zwischen den Rennen. Das lief alles reibungslos.“ Auch zu der Anfang der Woche von anderer Seite geäußerten Kritik nahm der international erfahrene Segler Stellung: „Auch wenn man den Unmut über ausgefallene Rennen zum Teil verstehen kann, muss man doch die Kirche im Dorf lassen. Die Bedingungen waren alles andere als alltäglich. Wichtig ist, daraus zu lernen – und das passiert bei der Kieler Woche. Da sind wir international durchaus anderes gewohnt.“ Kröger siegte schließlich vor Christoph Trömer (Plau) und Frank Huth (Norwegen).


Der Schweriner André Budzien gab zum Abschluss noch mal alles in der OK-Jolle, konnte den Schweden Niklas Edler aber nicht mehr vom Thron stoßen. Foto: Sascha Klahn/Kieler Woche

Ein hochklassiges internationales Feld ging bei den OK-Jollen an den Start. Die Flotte von 50 Teilnehmenden bot die gesamte Weltspitze auf – mit einem harten Zweikampf zwischen dem schwedischen Kieler-Woche-Titelverteidiger Niklas Edler und dem dreimaligen Weltmeister André Budzien aus Schwerin. Mit einem kleinen Punktepolster ging Edler in die zwei abschließenden Wettfahrten, musste sich aber starker Attacken des Schweriners erwehren. Vor dem finalen Rennen war Budzien auf einen Punkt dran, aber der Schwede konterte und sicherte sich schließlich durch ein weiteres Spitzenresultat das Kieler-Woche-Gold. „Das war ein sehr guter Test für die Weltmeisterschaft im September, denn die Top-Ten der Welt waren hier. Wer hier zur Kieler Woche vorn ist, der kann auch bei der WM top sein“, so Edler.

Während der Schwede die EM zur Warnemünder Woche auslässt, hat Budzien den Fokus ganz auf das Großereignis in seiner mecklenburgischen Heimat gerichtet. „Mit Platz zwei bin ich sehr zufrieden. Das war ein guter Test für das Material, denn ich habe ein neues Boot. Am Speed muss ich noch ein bisschen feilen, aber im Großen und Ganzen passt alles.“ Mit zwei blitzsauberen Siegen am letzten Tag arbeitete sich der Kanadier Baabii’O Flower noch auf Rang drei zur Kieler Woche vor.


Fehlervermeidung war der Schlüssel zum Erfolg für den Bremer Christoph Homeier im Contender. Foto: Christian Beeck/Kieler Woche

Im Contender hat sich Christoph Homeier als ein ganz heißes Eisen für einen deutschen Erfolg bei der Weltmeisterschaft Ende Juli auf dem Gardasee präsentiert. Gegen die versammelte Weltelite setzte sich der Bremer souverän durch, konnte sich zum Abschluss zwei fünfte Plätze erlauben, um dennoch mit klarem Vorsprung vor dem mehrmaligen Europameister Jesper Armbrust (Dänemark) und dem australischen Weltmeister 2022, Mark Bulka, durchzusetzen. „Ich habe wohl weniger Fehler gemacht als die anderen. Von daher hatte ich vielleicht auch etwas Glück“, gab sich Homeier zurückhaltend – auch mit Blick auf die WM, bei der er vor zwei Jahren Silber gewann: „Eine Medaille dort wäre toll. Ob der Titel möglich ist? So was kann man nicht planen. Jetzt freue ich mich erst einmal über den Kieler-Woche-Sieg. Das hat super Spaß gemacht.“

Dauer-Abonnenten auf einen Kieler-Woche-Sieg sind die Ungarn Szabolcs Majthenyi/András Domokos im Flying Dutchman. „Das müsste der neunte oder zehnte Sieg sein. Genau wissen wir das nicht. Aber es war wohl der härteste: An drei der vier Tage hatten wir wirklich harte Winde. Gerade am vorletzten Tag mit vier Wettfahrten war es sehr kräftezehrend“, sagte Steuermann Majthenyi. Gemeinsam mit seinem Vorschoter trotzte er einer Frühstart-Disqualifikation im ersten Rennen und fuhr mit sechs Rennsiegen noch auf Platz eins.
Die Freude über den Sieg war groß, konnten sich die 14-maligen Weltmeister aus Ungarn doch gegenüber Kilian König/Kai Schäfers (Hannover/Edersee) revanchieren. Die hatten in diesem Jahr erstmals die WM gewonnen, wurden vor Kiel nun Zweite. Auf Rang drei kamen Malte Burkert/Stephan Handick (Hannover).


Sieg für die selbsternannten „Schweren Jungs“ um den Hamburger Stefan Karsunke in der J/24.
Foto: Sascha Klahn/Kieler Woche

In den beiden Kielboot- und drei Nachwuchsklassen der zweiten Hälfte zur Kieler Woche gab es drei deutsche, einen dänischen und einen maltesischen Sieg. Klar war die Sache bei den J/24 für die Hamburger Mannschaft um Stefan Karsunke. Die selbsternannten „Schwere Jungs“, so ihr Bootsname, mussten zur letzten Wettfahrt gar nicht mehr antreten, um den Gesamtsieg vor den Teams vor Till Pomarius und Hauke Krüss (beide Hamburg) einzufahren.

Ebenfalls eine Klasse für sich war der dänische Profi Sten Mohr in der J/70. Zwar musste er eine Frühstart-Disqualifikation streichen, erlaubte sich in den weiteren zehn Wettfahrten aber keinen Ausrutscher. Und genau das unterschied die Dänen von den nächsten Verfolgern, Kai-Uwe Hollweg (Bremen) auf Platz zwei und dem drittplatzierten Michael Grau (Hamburg). Die mussten jeweils eine mäßige Platzierung in die Rechnung einbringen und sich damit hinter Sten Mohr einreihen.

Beeindruckend war der Auftritt des jungen Maltesers Timmy Vassallo im Ilca4. Acht Siege in zehn Wettfahrten fuhr der Mann von der Mittelmeerinsel ein. Im großen Respektsabstand folgten der Norweger Mats Silva Østvold und Viktor Elfving aus Schweden.

Deutsche Siege gab es im Ilca6 und 420er. Levian Büscher (Düsseldorf) setzte sich in der Nachwuchsklasse des olympischen Ilcas im Finale gegen den Brasilianer Stefano Siebert Francavilla und den Ungarn Benedek Héder durch. Einen Doppelerfolg für Schwarz-Rot-Gold gab es im 420er. Die Schweriner Moritz Borowiak/Noel Jonas Theiner holten nach dem Erfolg zur YES-Regatta innerhalb von drei Wochen ihren zweiten Kiel-Sieg. Es folgten Jacob Cross/Finn Weigt (Rheingau) und Filip Nosol/Filip Marjanski (Polen).

Ergebnisse Kieler Woche 2025

Quelle: Kieler Woche 

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