Die erste Frau, die den Vendée Globe beendete, übernimmt als Meeresministerin (Ministre déléguée chargée de la Mer et de la Pêche) Verantwortung für Frankreichs maritime Zukunft – wenn auch wahrscheinlich nur für kurze Zeit. Porträt einer Seglerin, die ihre Leidenschaft für die Ozeane vom Cockpit ins Parlament trug.

Am vergangenen Sonntag, dem 12. Oktober 2025, wurde die frühere Europaabgeordnete und Hochseeseglerin Catherine Chabaud zur Ministerin für Meer und Fischerei ernannt. Für die französische Segelnation ist diese Personalie selbst in diesen unruhigen Zeiten mehr als nur eine politische Rochade; sie ist die logische Fortsetzung eines außergewöhnlichen Lebenswegs, der vom offenen Ozean über die Redaktionen der Fachpresse bis in die höchsten politischen Gremien Europas führte.
Die Pionierin: Erste Frau am Ziel des Vendée Globe
Bei der dritten Auflage des Vendée Globe 1996-1997 wurde Catherine Chabaud mit ihrem sechsten Platz die erste Frau, die bei der Nonstop-Solo-Weltumseglung finishte. Nach 140 Tagen auf dem Wasser überquerte sie mit ihrem Boot „Whirlpool-Europe 2“ die Ziellinie und schrieb sich damit dauerhaft in das Pantheon der französischen Segelgeschichte ein.
Der Weg dahin war alles andere als geradlinig. Die 1962 in Bron geborene Chabaud wuchs fernab der Küste auf und entdeckte die See für sich erst als Jugendliche. Als Studentin an der Universität Paris-Dauphiné gründete sie Jahre später, bereits als überzeugte Seglerin, mit Freunden die Studenten- und Arbeitnehmer-Regatta Spi Dauphiné, die heute noch mit viel Erfolg jährlich im Mittelmeer durchgeführt wird. Mittlerweile setzt sich die Regatta jedoch neben dem sportlichen Aspekt auch für die Sensibilisierung bei Meeresschutz-Themen ein – typisch Chabaud, wie wir später noch sehen werden.
Nach einem Abschluss am Institut „Pratique de Journalisme“ arbeitete sie von 1982 bis 2006 für verschiedene Medien, darunter Thalassa und Europe 1, wo sie Geschichten von Menschen und Booten, dem Meer und den Ozeanen erzählte. Und nicht zuletzt ihre ganz persönliche „Odyssee“ auf dem „Grand Bleu“ begann.

Ihre Segelkarriere begann für die damalige Zeit ausgesprochen unkonventionell: 1990 baute sie ihr erstes Boot (einen Mini 6.50, was sonst?) in der Cité des Sciences im Rahmen einer Ausstellung mit dem Titel „Naissance d’un bateau“ (Geburt eines Bootes). Bootsbau öffentlich: das musste man sich als Frau in den damaligen Zeiten, umgeben von allwissenden (männlichen) Bootsbauern, auch erst einmal trauen! Mit diesem Prototypen segelte sie 1991 die Mini-Transat – eine Regatta, die ihr Leben verändern sollte. Einerseits, weil sie ihre Liebe zu den Ozeanen auf sportlichem Weg festigte. Und zum anderen, weil sie mitten auf dem Atlantik durch wahre Müllteppiche segelte. Müll in den Meeren, ein Thema, das damals noch nicht öffentlich diskutiert wurde; geschweige denn, unter Politikern Reaktionen hervorrief. Doch das sollte sich bald ändern.
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