Streiflicht: Die Quest-Crew wurde von Piraten ermordet. Röttgering nimmt Stellung

Piraten. Täter oder Opfer?

Vergangene Woche wurde die unter US Flagge segelnde Yacht Quest von somalischen Piraten im Indischen Ozean mit vier Seglern an Bord gekapert. Der Fall ist mir unter anderem deswegen nahe gegangen, weil ich das Skipperpaar Jean und Scott Adam kannte. Während meiner Weltumsegelung war ich 2002 bei ihnen einen Abend am Ankerplatz in Tahiti zu…

Mitgliedschaft benötigt

Bitte wählen Sie eine Mitgliedschaft, damit Sie weiterlesen können.

Mitgliederstufen anzeigen

Sie sind bereits Mitglied? Hier einloggen

26 Antworten zu „Streiflicht: Die Quest-Crew wurde von Piraten ermordet. Röttgering nimmt Stellung“

  1. Sabine

    sagt:

    http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,748240,00.html

    Jetzt werden sogar Kinder als Geiseln genommen.

  2. Christian

    sagt:

    @Dirk: Ursachenbekämpfung schließt die entschlossene Bekämpfung der organisierten Kriminalität mit ein. Diese operiert im wesentlichen von Land aus (z.B. in Kenia). Um sie zu bekämpfen, ist eine Fregatte eher wenig hilfreich. Bankenaufsicht, Korruptionsbekämpfung und viele andere wenig spektakuläre Dinge würden sicher mehr dazu beitragen, die Profitabilität der Piraterie zu senken, als das bloße Killen des Kanonenfutters (der Somalier), von dem es genug leider mehr als genug Nachschub gibt.

    Was das Flugblatt angeht: Moralische Empörung allein ist kein guter politischer Ratgeber. Die Empörung als solche ist allerdings verständlich. (beides trifft auch auf Uwe Röttgerings Kommentar zu).

    Es sind übrigens nicht nur spanische Trawler, die Afrikas Küstengewässer leergefischt haben und die aus manchen Fischern eine gewaltbereite Elendsbevölkerung gemacht haben.

  3. Dirk

    sagt:

    @Christian: Eine politische oder soziale Ursachenbekaempfung wird diesen Konflikt nicht mehr loesen. Wie weiter oben schon festgestellt wurde handelt es sich nicht mehr um die Exfischer, die dort agieren, sondern um mafiaaehnliche, schwerstbewaffnete kriminelle Vereinigungen, die Schiffe jeglicher Nationen ueberfallen werden solange ihnen nicht das Handwerk gelegt wird.

    Es macht natuerlich wesentlich mehr Sinn mit dem Staat Somalia in Kontakt zu treten und diesen in die Lage zu versetzen die Armut in den entsprechenden Gegenden zu lindern, als mit Kriegsschiffen umherzufahren, die entweder sowieso zu spaet kommen, oder kein entsprechendes Mandat haben. Nur das allein wuerde diese Piraterie nicht mehr beseitigen. Dafuer muessten die Leute gefasst werden, die sich daran grade eine goldene Nase verdienen und das moeglichst bevor sich deren Einfluss und Netzwerk soweit verzweigt hat wie das der Mafia.

    Daran das Leute ihre eigenen Interessen verfolgen kann ich erstmal nichts Negatives sehen. Im Falle der Seeleute ist das z.B. das Interesse daran zu ueberleben.
    Selbst im Fall des Herrn Stollberg sehe ich keine Doppelmoral. Der hat ein Geschaeft, bei dem es anscheinend legal ist seine Schiffe unter fremder Flagge laufen zu lassen und einen Firmensitz in der Bundesrepublik. Also fordert er von „seinem“ Staat etwas zu unternehmen. Das ist zwar keine sympathische Haltung aber durchaus erlaubt. Den Absatz in dem er gesagt hat das es ihm Wurst waere ob in Libyen Demonstranten mit deutschen Waffen zusammengeschossen werden habe ich in der Presse nicht gefunden.

    Auch wenn der Text von Uwe Roettgering etwas sehr markig rueberkommt, so habe ich ihn so verstanden das er sich eher darueber aufregt, das in diesem Flugblatt Verbrecher als arme Schweine dargestellt werden. Die Tatsache das er von Beruf Jurist ist kann ich ihm verzeihen – jeder macht mal einen Fehler. 😉

  4. Christian

    sagt:

    @Dirk: Ja, den Phillipinos geht es nicht besser als den Piratensöldnern, eher schlechter. Und natürlich haben sie nichts mit deutschen Rüstungsexporten zu tun. Das war aber auch nicht mein Punkt.

    Worum es geht, ist Kritik an dem militärischen haudruff-Gehabe, das typischerweise von Leuten vertreten wird, die nur ihre eigenen oder das nationale Interesse im Kopp haben. Es geht auch nicht darum, Piraterie oder gar Mord zu verharmlosen. Es geht um politische und soziale Ursachenbekämpfung; und darin sind sich übrigens alle Qualitätsmedien jenseits der BLÖD-Zeitung wie auch alle Fachleute völlig einig.

    Und wenn der gelernte Jurist Uwe Röttgering hier den Staatsanwalt gegen die Piraten gibt, dann geben andere halt den (Pflicht-)Verteidiger. So ist das nun mal im Rechtsstaat, auch wenn es dem ein oder anderen Haudruff-Kopp lästig erscheint.

  5. Dirk

    sagt:

    Fuer Kapitalverbrechen gibt es keine Rechtfertigung. Piraterie ist ein Kapitalverbechen; unabhaengig davon ob sie von armen Exfischern oder von skrupellosen Syndikatskrininellen veruebt wird.

    500 Jahre Piraterie sollte eigentlich hinreichend bewiesen haben das Piraterie nicht auf dem Wasser sondern nur auf dem Land zu bekaempfen ist.

    @Christian,
    die meisten Seeleute sind Philipinos, denen es trotz Job ausserhalb der Piraterie nicht viel besser geht als den Somaliern. Was haben die mit deutschen Ruestungsexporten nach Libyen zu tun?

  6. Klaus

    sagt:

    Wieder ein sehr guter Beitrag, Uwe.

    Sicher ist die Piraterie vor Somalier ursprünglich von Fischern ausgegangen, denen von Raubfischern aus Europa und Asien die Existenzgrundlage entzogen wurde.

    Nur heute ist das ganz anders, wie viele hier schon betont haben. Eine hochlukrative Industrie mit stinkreichen Hintermännern ist entstanden, die die armen kleinen Fischerlein benutzt und kommandiert. Und die mit jedem gezahlten Lösegeld mehr aufrüstet.

    Mir ist es unverständlich, wieso die dort operierenden Piraten-Mutterschiffe nicht aufgespürt und umgehend versenkt werden. Die Mittel dazu sollten wohl auf der internationalen Flotte vorhanden sein. Danach können sich kleinere Marineeinheiten vor die somalischen Häfen legen und jedes auslaufende Schiff auf Waffen kontrollieren. Wird die Kontrolle verweigert, dann siehe oben.

    Was mir stinkt, ist diese unentschlossene Herumfahrerei der eingesetzten Marinen.