Über 60 Bürger, Wassersportler und Naturfreunde, Vertreter von Verbänden und Vereinen haben am Montag, 3. Dezember über die Planungen zum Schutz des Sees beraten. Hintergrund sind die Vorstellungen der Regierung von Schwaben zum Schutz des Bodensees, die im Endeffekt zur Sperrung großer Uferflächen am bayerischen Bodenseeufer führen können. Betroffen sind der Wäsen, die Reutiner Bucht, die Schachener Bucht und die beiden Buchten östlich und westlich von Wasserburg.
Die Bürger fühlen sich zum Teil überfahren. Sie nannten es begrüßenswert, dass die Organisatoren der Vogelschutzgebiete die geplanten Maßnahmen vor Monaten einer breiten Öffentlichkeit mit „Runden Tischen“ vorstellten. Allerdings waren viele Wassersportorganisationen nicht zum „Runden Tisch“ eingeladen. So zum Beispiel hat der Bodensee-Seglerverband erst aus der Zeitung von den Plänen erfahren.
Die Wassersportler, die beim „Runden Tisch“ anwesend waren, stellten fest, dass viele ihrer Vorstellungen und Ideen im jetzt veröffentlichten Maßnahmenplan fehlen. Auch konnten Laien bei der Veranstaltung nicht erkennen, dass der Vogelschutz auf eine Sperrung von Wasserflächen hinausläuft. Sie wenden sich dagegen, dass Segler, Windsurfer, Kanuten und Fischer Gefahr laufen, kriminalisiert zu werden, wenn sie die Vogelschutzgebiete betreten.
Und fordern daher die Regierung von Schwaben und das Landratsamt Lindau auf, die Umsetzung der geplanten Vogelschutzgebiete auszusetzen und erneut in den Dialog mit den Betroffenen einzutreten.
Die Kanuten haben vorgeschlagen, eine Wasserallianz für den Bodensee zu gründen. Der Lindauer Seglerclub wird mehrere Musterbriefe auf die Homepage stellen.
„Für die Bootsvermieter sind die Pläne existenzbedrohend“, sagte Daniel Sandau, Bootsvermieter im Kleinen See in Lindau. „Nach der kommenden Schifffahrtsverordnung dürfen unsere Mietboote nicht mehr auf den See hinausfahren, sie müssen also nahe am Ufer bleiben – und dort dürfen sie dann nicht mehr hin, weil der Uferbereich Vogelschutzgebiet wird.“
„So kann man mit den Leuten nicht umgehen“, sagte Ernst Ammann. „Ich als Anwohner im Giebelbach habe alles erst aus der Zeitung erfahren. Aber das geht doch nicht. Man kann doch nicht das Ufer als Naherholungsgebiet einfach sperren. Da gehen ganze Kindergartenklassen hin und lernen, wie schön die Natur ist. Dass Hundebesitzer ihre Tiere anleinen müssen, das ist durchaus akzeptabel.“
„Was machen wir mit unseren Optikindern, die erst das Segeln lernen, wenn die bei starkem Westwind in die Reutiner Bucht abgetrieben werden und gar nichts dafür können, werden dann die Betreuer bestraft?“ schildert Erich Hoos vom Lindauer Seglerclub die Probleme der Nachwuchsausbildung am Rand eines Schutzgebiets.
„Ich komme aus Lochau, aber mich treffen die Pläne genauso, auch wenn sie in Bayern gemacht werden. Ich möchte weiter am Ufer von Österreich nach Bayern spazieren gehen können. Was passiert denn mit dem Tourismus, wenn die Leute hören, dass man nicht mehr an den See darf?“, so Caroline Gehrer aus Lochau.
Getragen wurde die Veranstaltung zu den geplanten Vogelschutzgebieten von interessierten Bürgern, die weiter ans Seeufer wollen. Von Touristikern, Seglern, Ruderer, Surfer, Segelschulen, Bootsvermietern, Wasserrettung, Kanuten sowie Sport- und Berufsfischer am bayerischen Bodenseeufer.
Stephan Frank
Lindauer Segler-Club
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