Vendée Globe: Bernard Stamm äußert sich zu seinem Rauswurf

„Wie ein toter Körper“

Nach der Jury Entscheidung zu Ungunsten von Bernard Stamm, nimmt der Schweizer öffentlich Stellung zu seiner Situation. Er will das Verfahren neu eröffnen.

Mitgliedschaft benötigt

Bitte wählen Sie eine Mitgliedschaft, damit Sie weiterlesen können.

Mitgliederstufen anzeigen

Sie sind bereits Mitglied? Hier einloggen

17 Antworten zu „Vendée Globe: Bernard Stamm äußert sich zu seinem Rauswurf“

  1. Fastnetwinner

    sagt:

    Die Regelsituation ist klar. Die haben alle zusammen unterschrieben. Die hat eine Jury keinen Spielraum. Eine gutwillige und visionäre Jury würde bei gutem Willen einen Schritt weiter vorne ansetzen, nämlich beim Kapitel „Facts found“. Hier hat jede Jury ein wenig Freiheit zu entscheiden, welche Fakten sie denn gefunden haben will…
    Sie hätte die Fakten auch so finden können:

    Wenn man will kann man auch schonmal zufällig gegen ein russisches Schiff getrieben sein, und da kann sich auch schon mal zufällig eine Fockschot ganz doll um einen Kreuzpoller gewickelt haben. Und das da plötzlich ein Russe an Bord springt, wenn B.St. unter Deck einen Ort macht, dafür kann ja B.St. nichts.

    Und bevor jetzt alle losschimpfen, das dies Quatsch wäre: Wer von den Beteiligten würde wohl gegen diese Entscheidung angehen? Sind doch alle aus dem gleichen Holz geschnitzt!

    Weiter B.St., ich bin soeben in deine Unterstützer-FB-Gruppe eingetreten!

    1. °!°

      sagt:

      Die investigative und diplomatische herangehensweise an den Fall finde ich in der Tat auch ein Bißchen pahantasiearm und hölzern. So was wie oben skizziert hätte wohl der Dreh sein können, über die Angelegenheit Gras wachsen zu lassen, ohne daß jemand sein Gesicht verliert.

      Das wird jetzt deutlich schwieriger, wenn nicht -was ich nicht erwarte- irgendwelchen sensationellen neuen Fakten gefunden werden und selbst dann bliebe immer noch das berühmte G’schmäckle.

  2. Stumpf

    sagt:

    liebe hobbysegler,

    ich glaube nicht,

    – dass wir hier besser informiert sind, als die Jury.
    – dass die Jury B. Stamm böswillig und aus nichtigen Gründen vom Rennen ausschliessen will.
    – dass sich die Situation absolut eindeutig darstellt und klar und unangreifbar entscheiden lässt.

    Ich glaube,

    – dass sich die Jury die Entscheidung nicht leicht macht.
    – dass Regeln eingehalten werden sollen, auch wenn es für den Regelbrecher hart ist.
    – dass der Respekt vor den anderen Teilnehmern und vor der Tradition des Rennens die Einhaltung der Regeln gebietet.

    Soweit meine amateurhafte Sicht auf die Dinge.

    PS1: Reflexhaftes Einschlagen auf Funktionäre zeugt nicht immer von Intelligenz und selten von Übersicht.
    PS2: Ich bin kein Funktionär.

  3. °!°

    sagt:

    Oh Mann, was für eine Debatte!

    Die Regeln sind für den anhängigen Fall glasklar und die Teilnehmer haben sie unterschrieben, ohne daß sie jemand dazu gezwungen hat. Die Jury hat auftragsgemäß nach diesen Regeln, die nicht sie, sondern der Veranstalter festgelegt hat, entschieden. Daß das für Stamm kaum auszuhalten ist, brauchen wir wohl nicht weiter diskutieren.

    So weit erst mal.

    Andererseits gabs da beim Volvo Ocean Race vor ein paar Monaten den Fall, daß Telefonica eine Regel (Segelgarderobe) anders (und nach Meinung der Jury zulässigerweise) interpretiert hat als der Rest der Teilnehmer. Das hat die Jury dann dem Veranstalter um die Ohren gehauen, und die Folge war eine Klarstellung der zweifelhaften Passage der SIs.

    Damals hat man allenthalben dem RC und der Jury vorgeworfen, bloß keinen Wettbewerber aus dem ohnehin dünnen Feld verlieren zu wollen. Nun (VOR Race Director Jack Lloyd witzigerweise in der Jury auf der anderen Seite sitzend) geht das Geflenne in die entgegengesetzte Richtung: Bloß doch ein Bißchen die blöden Regeln biegen, damit einer drinbleibt.

    Segler, Wettfahrtausrichter, Juroren: alle nur Menschen – fehlbar!

    Unterm Strich bleibt für mich wieder mal übrig, daß nicht das schiere Resultat zählt, einen Segler (oder sonstwen) mehr oder weniger zu schätzen. Stamm hat sicher das getan, was die meisten Menschen mit klarem Verstand getan und leider die wenigsten zugegeben hätten.

    Für mich ein klarer Gewinner, scheiß auf das Regattaergebnis.

  4. Wilfried

    sagt:

    bin etwas irritiert. Im ersten Beitrag hieß es noch das er längsseits gehen „wollte“ da der Anker slippte und dafür den Motor gestartet hat und das einzig ungeplante war, dass der Russe an Deck gekommen ist. Jetzt sollte nur die Kollision verhindert werden. was stimmt denn jetzt? Geplantes längsseitsgehen ist immer verboten. Er hätte ja auch in der ersten Situation nach Neuseeland segeln können insofern gab es keinen zwingenden Notfall. Ob die Regeln richtig oder verhältnismässig sind braucht man hinterher nicht zu diskutieren. Egal was man meint ist eine Jury an sie gebunden und kann nicht einfach die Regeln ändern. Sowas muss vor dem Start geklärt werden.

    1. Schlaufuxx

      sagt:

      Die Regeln sind jetzt geklärt.
      Allerdings habe ich noch nirgendwo gelesen, wie diese Vergehen zu ahnden sind.
      Es ist ja nicht verhältnismässig, dass die 5-6, die absichtlich, mit Vorteil durchs Verkehrstrennungsgebiet
      gefahren sind, Zeitstrafen bekommen und Stamm, ohne Vorteil direkt disqualifiziert wird.
      Stamm hat die Russen nicht um Hilfe entgegen der Regeln gebeten.
      Es ist nicht möglich, so eine Schiff von jetzt auf gleich aus eine Bucht zu segeln.
      Maschine war unausweichlich, das Längsseitsgehen diente nur dazu, danach nochmal ein paar hundert Meilen nach Norden zu segeln.
      Wenn das Anlegen an Sich erlaubt ist, frage ich mich wie die Regeln das denn realisiert sehen wollen ?!
      Mit Defekt eine 60 Fuss Yacht, mit dem Lateralplan, unfallfrei anzulegen ist unmöglich.
      Ist es also eine Disqualifikation, wenn ein Zuschauer von Land abhält, oder eine Leine annimmt ?
      Nichts anderes haben Stamm und die Russen in der Bucht gemacht !

      1. Conclusion

        Mooring to another boat is a breach of the first sentence of NOR 3.2.

        By not asking the person on his boat to leave when he discovered him, Bernard Stamm broke the second sentence of NOR 3.2.

        The mooring of Cheminées Poujoulat to the Professeur Khoromov was made with the help of the person on board and the crew of the Professeur Khoromov. This is a breach to the second sentence of NOR 3.2.

        Even though not requested, the assistance received from the crew member by Cheminées Poujoulat to secure the Cheminées Poujoulat and to prevent creating problem for the Professeur Khoromov constitutes a breach to NOR 3.2, and the material contact with another boat by mooring to her constitutes a breach to NOR 3.2 and to the principle of NOR 3.

        Decision

        Cheminées Poujoulat is DSQ from the Vendée Globe under NOR 3.2, fourth sentence and SI 11.2

        Date 01 01 2013 at 18h00

        The International Jury

        Bernard Bonneau (FRA); Ana Sanchez (ESP); Trevor Lewis (GBR); Jack Lloyd (NZL); Georges Priol (FRA)

        http://www.vendeeglobe.org/en/news/article/8629/cheminees-poujoulat-disqualified.html

        Anmerkung:

        Die Jury hatte in dem Fall keinen Entscheidungsspielraum. Man beachte bitte auch, welche Folgen es hätte, wenn man sich in Stamm’s Fall nicht strikt an die Regeln halten würde. Dann müsste man nämlich auch in anderen fällen fremde Hilfe zulassen.

  5. Metazentriker

    sagt:

    Wenn das was oben geschrieben steht stimmt, haben die Russen versucht eine Kollision mit ihrem Schiff abzuwenden! Damit haben die aus meiner Sicht das einzig richtige getan und das kann man doch Bernhard Stamm nicht zum Vorwurf machen.

    1. penner

      sagt:

      ok, das geht auch:
      Im Grunde war das ja ein Piratenüberfall … man weiß ja nie, wie die so drauf sind …
      Außerdem, wer soll das denn bezahlen, wenn Carbon auf Stahl trifft.

  6. doubletrouble

    sagt:

    J.P. Dick hat sich nun auch für die Umwandlung in eine Zeitstrafe ausgesprochen.

    Mal ganz abgesehen von gerecht und ungerecht, was würde eine Zeitstrafe bewirken? Ungestraft würde BS früher oder später vermutl. Platz 5 – 6, eher nur 6 erreichen. Gäbe man ihm 12 – 24Std Penalty hat er mit seinem schnellen Boot genauso gute Chancen auf diese Rängee, da die Vierergruppe vor ihm auch dann noch gut für ihn zu schaffen ist.

  7. Die Regeln müssen selbstverständlich eingehalten werden:

    „3.2 Outside assistance and docking conditions (modification of R.R.S. rule 45)
    .
    During the event, a competitor cannot have any material contact with any other ship or aircraft. A competitor cannot be provided with any supplies in any way possible

    A competitor can put into port, mooring or anchoring by his/her own means but cannot receive any outside assistance, except for medical assistance strictly limited to the terms of the article 3.3 below.

    The competitor cannot dock or come alongside another boat.“

    Da steht doch ganz klar und deutlich, dass Langsseitsgehen nicht erlaubt ist.

    1. chenninge

      sagt:

      und was ist mit Längseitstreiben?

  8. Es klingt unglaubwürdig, dass Stamm nicht das Gepolter an Deck (Betreten des Decks und Aufholen des Ankers) bemerkt haben will.

    1. seilor

      sagt:

      @Uwe: Hast recht, hätte er sich mal lieber an die Regeln gehalten und sein Schiff ehrlich bei der Kollision verloren …

      1. Das Vendde Globe ist deswegen so interessant, weil zu den elementaren Regeln gehört, dass keine fremde Hilfe angenommen werden darf.
        Im Gegensatz zu Alex Thomson,der seine Technik-Probleme unter schwierigen Bedingungen auf See lösen konnte, kam Stamm nicht ohne fremde Hilfe zurecht und musste deshalb disqualifiziert werden.
        Das ein Teilnehmer nun bereits zum 3. Mal gescheitert ist, ist eine tolle Publicity für das Rennen.

  9. Faszinierend, welch physische und psychische Kraft Bernard haben muss. Als ob die kraftraubende Reparatur und die vielen verlorenen Seemeilen nicht schon genug Strafe sind… ich wünsche ihm eine neue, faire Bewertung der Situation!

  10. Martin

    sagt:

    Da hilft wohl nur noch, einen gewaltigen „Shitstorm“ loszutreten, damit die Jury noch einmal neu bewertet.