Die Weltmeisterschaft der Hochsee-Segler nach ORC-Formel ist auf Kurs. Am Montagmittag gelangen mit etwas Verspätung die ersten Starts in das Großevent auf der Kieler Förde, das mit 151 Yachten so stark besetzt ist wie nie zuvor in der Geschichte der Seesegel-WM.
Zu dem jeweils einzigen Rennen des Tages auf den drei Bahnen war den Crews die Aggressivität im Kampf um die Titel und die Nervosität zum Start in das Geschehen anzumerken. Auf den Kursen C und B der kleinen und mittleren Yachten gab es Frühstarts und allgemeine Rückrufe, bevor die Wettfahrtleitungen die Flotten schließlich in die Rennen schicken konnten. An den Spitzen der jeweiligen Gruppen regiert ein internationales Feld mit starken Teams aus Skandinavien und Italien und einer Überraschungscrew aus Deutschland: Die „H.E.A.T“ von Max Augustin (Hamburg) fuhr in der Gruppe B zum Tagessieg.
„Wir sind mehr als froh, dass der Wind zumindest das eine Rennen durchgestanden hat. Die Wolken haben die erhoffte Seebrise verhindert, so dass nicht mehr möglich war“, berichtete Wettfahrtleiter Stefan Kunstmann. Zwar warteten die Crews noch bis 15.30 Uhr auf der Bahn auf einen weiteren Startversuch, doch ein segelbarer Wind wollte sich nicht mehr einstellen. „Auch wenn wir eine halbe Stunde früher auf der Bahn gewesen wären, hätte es nicht mehr für ein Rennen gereicht. Die Vorhersage entsprach der tatsächlichen Bedingungen“, so Kunstmann, der auf seiner Bahn „B“ zunächst mit übermotivierten Startern zu kämpfen hatte.
„Beim ersten Startversuch hatten wir einen Winddreher von zehn Grad, deshalb sind wir beim zweiten Mal auch noch milde gewesen und sind unter Normalbedingungen gestartet. Da waren aber einige so heiß, dass sie schon 20 bis 30 Sekunden vor dem Start an der Linie waren und das Feld mitgerissen haben. Daher mussten wir dann mit verschärften Bedingungen unter Black Flagg agieren. Die Aggressivität am Start hat uns etwas überrascht, denn die Crews haben nur eine Streichmöglichkeit im Laufe der Serie und könnten sich so schon gleich zum Beginn vieler Möglichkeiten berauben.“
Sehr gut fanden die Deutschen Meister von der „Solconia“ um Skipper Max Gurgel (Hamburg) in die WM. Nach einem guten Start und dem richtigen Riecher für den Winddreher rundeten sie weit vor dem Feld die erste Bahnmarke. Dann aber kam die Flotte von hinten auf, und auf der zweiten Kreuz kam die „Solconia“ in die Abwinde der ersten Startgruppe. „Da hatten wir kein gutes Händchen bei der Wende und sind auch Vormwind in den Abwinden hängen geblieben. Platz drei in diesem Feld ist klasse, aber es wäre heute noch mehr möglich gewesen“, berichtete Gurgel.
Er reihte sich in seiner Gruppe hinter den beiden schwedischen Teams von der „Pro4U“ (Patrik Forsgren) und der „Kwanza“ (Sten Haeger) ein.
Die schwedischen WM-Dritten von 2012 und EM-Dritten von 2013 von der „Pro4U“ waren sehr glücklich mit dem ersten Tag. „Wir hatten einen guten Tag ohne echte Fehler. Aber auf vielen anderen Yachten mit unterschiedlichen Designs wurde sehr gut gearbeitet, so dass wir im Ziel gerechnet und gehofft haben“, berichtete Skipper Patrik Forsgren. Sein Taktiker Johan Gnosspelius ergänzte: „Wir haben nach einem guten Start die Seite erwischt, die wir wollten, waren dann an der ersten Tonne schon gut dabei und haben uns im Laufe des Rennens noch weiter nach vorn gearbeitet.“ Jetzt peilt die Crew wieder einen Podiumsplatz an: „Aber die Farbe der Medaille darf diesmal gern eine andere sein als Bronze.“
In der Parallelgruppe der C-Klasse fuhren die zweimaligen Weltmeister der italienischen „Low Noise“ den Sieg vor der deutschen „Sportsfreund“ von Axel Seehafer (Heiligenhafen) und der dänischen „Hansen“ von Michael Hollmann ein. „Es war nicht einfach zu segeln mit dem leichten und drehenden Wind sowie der Kabbelwelle. Aber wir haben keine Fehler gemacht, hatten einen guten Start und konnten frei vor dem Feld mit den Winddrehern spielen. Das Ziel für die WM ist, weiter zu den Teams zu gehören, die um den WM-Titel mitfahren“, sagte Lorenzo Bodini, Taktiker der „Low Noise“.
In der Gruppe B überraschte die „H.E.A.T“ von Max Augustin nicht nur die internationale, sondern auch die deutsche Konkurrenz, die das Team bisher nicht auf der Rechnung hatte. Erst die weiteren Rennen werden allerdings zeigen, inwieweit sich die junge Hamburger Crew an der WM-Spitze halten kann. Sie fuhr den Sieg in ihrer Startgruppe vor der norwegischen „Vortex“ (Martin Moe) und der estländischen „Forte“ (Jaak Jögi) ein. Parallel dazu punktete die dänischen „Visione 3.1“ (Per Weiskvist) vor Matti Sepp mit der „Premium“. Der Este Sepp hat in der Vergangenheit schon Triumphe zur Kieler Woche gefeiert und kennt das Revier auf dem Stollergrund. Auf Platz drei folgt hier die schwedische „Foxy Lady“ (Richard Bergkvist).
Ein norwegisches Trio dominiert das Geschehen bei den großen Yachten in der Gruppe A. Die „Santa“ (Claus Landmark) siegte berechnet mit zweieinhalb Minuten Vorsprung vor der „Oxygen“ (Morten Ulrikkeholm) und der „White Shadow“ (Torkjel Valland). „Da waren heute wirklich große Dreher und Windlöcher drin. Es war nicht schwierig, Fehler zu machen. Und wenn man einen Fehler gemacht hat, war man schnell weit hinten. Wir hatten das Glück, den richtigen Druck zu finden. Aber es war definitiv nicht einfach“, sagte Ulrikkeholm.
Das verpasste Kurzrennen von Montag soll nach Möglichkeit am Mittwoch nachgeholt werden. Am Dienstag steht ein Langstreckenrennen auf dem Programm, das um 10 Uhr auf der Kieler Außenförde gestartet werden soll. Ziel ist es, die Crews auf einen Kurs über eine Dauer von neun bis zwölf Stunden zu schicken. Die Bahn hängt daher von den Windverhältnissen ab und wird so gestaltet, dass sie an verschiedenen Punkten gezeitet werden kann.
Point of Sailing Marketing GmbH, Kiel
Schreibe einen Kommentar