505er WM: USA vor Australien – Bronze für Hunger/Kleiner

Sieg nach 25 Jahren

Mike Holt hat es geschafft. Endlich! Nach zwei Vize-Weltmeistertitel ist der US-Amerikaner nun auf den Thron der 505er gestürmt. In einem spannenden Finale sicherten sich Hunger/Kleiner Rang drei.

Die Pressemitteilung:

Bei der SAP 505er Weltmeisterschaft vor Kiel holte sich der Kalifornier gemeinsam mit seinem Vorschoter Rob Woelfel den Titel – standesgemäß mit einem Sieg im letzten Rennen. Damit triumphierten Holt/Woelfel vor den überraschend starken Australiern Peter Nicholas/Luke Payne und den Lokalmatadoren Wolfgang Hunger/Julien Kleiner, die in einer Millimeter-Entscheidung noch den Kampf um WM-Bronze zu ihren Gunsten entschieden, während die Briten Andy Smith/Tim Needham punktgleich mit Platz vier zufrieden sein mussten.

Holt Woelfel, 505er
Holt/Wölfel feiern ihren Gesamtsieg standesgemäß mit einem Finalsieg. © Christophe Favreau

Die Situation vor dem finalen Rennen ließ für die Titelaspiranten wenig Spielraum für direkte Duelle. Denn sechs Crews lagen dicht beieinander, hatten noch Chancen auf Titel oder Medaillen. So galt es, sich voll auf das eigene Rennen und die Geschwindigkeit zu konzentrieren. Und die hatten einmal mehr Holt/Woelfel. Direkt neben Hunger/Kleiner gestartet konnten sie den Deutschen die entscheidenden Meter abnehmen.

Und auch Nicholas/Payne meisterten die Bedingungen perfekt. So kamen die Amerikaner vor den Australiern an der ersten Tonne an, während Hunger/Kleiner im Verkehr der Top-Ten stecken geblieben waren. Smith/Needham kamen gar mit reichlich Verspätung und im Mittelfeld erst um die Bahnmarke.

505er Worlds
Die Match Racer Peter Nicholas und Luke Payne zeigten über die gesamte WM eine Top-Geschwindigkeit und verdienten sich die Silbermedaille.© Christophe Favreau

Die Chance auf einen erneuten Titelgewinn war für den fünfmaligen Weltmeister Wolfgang Hunger damit früh vertan. Lediglich ein Missgeschick oder ein Schaden bei den beiden Top-Mannschaften hätten ihn noch nach vorn bringen können. Doch Holt/Woelfel und Nicholas/Payne arbeiteten bis zum Ende konzentriert, fuhren ihr privates Duell an der Spitze und passierten schließlich klar vor den weiteren Verfolgern die Ziellinie. In einem letzten knappen Wendeduell hielten die Amerikaner schließlich die Australier in Schach und feierten mit einem mächtigen Jubelschrei den Titel, gönnten sich anschließend einen Schluck Sieges-Champagner aus einer Magnumflasche, die ihnen noch auf dem Wasser gereicht worden war.

Aber auch die Australier feierten ihr WM-Silber überschwänglich. Das Duo, das zur Match-Race-Mannschaft von David Gilmour gehört, hatte vor der WM lediglich eine Top-Ten-Platzierung als Ziel ausgegeben und war mit den Vize-Titel glücklich, zumal ihnen nur ein Patzer von Holt noch die Chance auf den ganz großen Coup eröffnet hätte.

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Wolfgang Hunger und Julien Kleiner schafften im finalen Rennen noch den Sprung auf das Siegerpodest. © Christophe Favreau

Hinter den beiden Top-Teams wurde es dagegen noch einmal denkbar eng. Hunger/Kleiner und Smith/Needham kämpften im Fernduell um die Bronzemedaille. Während die Deutschen einen dritten Platz dringend brauchten, hätte den Briten ein siebter gereicht. Und beide Crews arbeiteten sich beständig nach vorn. Hunger schnappte sich nach der zweiten von drei Runden den dritten Rang und zitterte die Platzierung ins Ziel. Doch damit war noch keine Entscheidung gefallen, denn Smith war plötzlich an Rang sieben dran.

Ganz konnte er die vor ihm Platzierten aber nicht mehr schnappen, und so kam er mit Rang acht und der bangen Frage „Where is Wolfgang?“ ins Ziel. Die Antwort sorgte für Ernüchterung und die Erkenntnis, dass es punktgleich hinter Hunger/Kleiner nur zu Platz vier gereicht hatte.

Nach den Ankunft an Land wurden dann Holt/Woelfel bereits von einer großen Schar von Freunden, Gratulanten und Reportern empfangen. „Einfach unglaublich, in diesem starken Feld gewonnen zu haben. Ich habe erst dran geglaubt, als wir die Ziellinie überquert haben“, jubelte Mike Holt. Der 46-Jährige segelt seit 25 Jahren in der Klasse und war 2009 und 2011 jeweils Vize-Weltmeister geworden. „Als ich ehemals angefangen habe, 505er zu segeln, hatte ich gehofft, mal eine gute Regatta zu segeln. Jetzt hier zu stehen, ist wirklich großartig.“

Auch Holts Vorschoter war überwältigt: „Als wir herkamen, wussten wir, dass es sehr schwer werden würde. Denn zehn Teams hatten eine Chance auf den Titel. Auf der letzten Kreuz habe ich dann angefangen, dran zu glauben, dass wir Weltmeister werden könnten“, sagte Woelfel, der in den vergangenen Jahren immer mal wieder mit Holt gemeinsam gesegelt ist, bei dessen beiden Vize-Titeln aber nicht mit an Bord war.

Für die Australier war der zweite Platz keine Enttäuschung: „Heute hätten wir Holt vielleicht schlagen können, aber das hätte keinen Effekt mehr gehabt. Nach unserem siebten WM-Platz vor zwei Jahren, wollten wir wieder in die Top-Ten. Platz zwei ist super“, sagte Peter Nicholas, der mit seinem Vorschoter seit Ende Mai in Europa unterwegs ist und dabei vor allem mit David Gilmour Match-Race segelt.

Und auch für Hunger/Kleiner hatte die WM einen gelungenen Abschluss, obwohl der Traum vom sechsten Titel für Hunger geplatzt ist, mit dem er alleiniger Rekord-Weltmeister geworden wäre. „Wir haben gekämpft bis zum letzten Meter, denn wir wussten ja, dass wir Dritter werden mussten, um noch auf das Podium zu kommen. Und es war sehr eng“, sagte Hunger.

„Für den Titel fehlte uns diesmal die Geschwindigkeit. Die Amerikaner fahren ein anderes Setup aus Segel und Rigg und waren damit besser unterwegs. Uns hätte dafür das Crewgewicht gefehlt. Wir mussten immer ein bisschen Druck rausnehmen, damit konnten wir vorn nicht mehr angreifen. Schade, dass alle Tage über die gleichen Starkwind-Bedingungen geherrscht haben. Bei anderen Winden wäre mehr möglich gewesen. Aber hätte, wenn und aber zählt nicht. Entscheidend war, dass unser erster Tag nicht optimal war“, so Hunger, der wie im vergangenen Jahr erneut WM-Bronze holte.

Mit vier weiteren Mannschaften in den Top-Ten stellten die Deutschen einmal mehr die stärkste WM-Flotte. Auf Platz fünf kamen die Vize-Weltmeister von 2013, Stefan Böhm/Gerald Roos (Köln). Die nach dem ersten Tag führenden Morten Bogacki/Lars Dehne (Düsseldorf/Zwischenahn) mussten schließlich mit Rang sieben zufrieden sein – direkt vor Jens Findel/Johannes Tellen (Kiel). Und auf Platz zehn rundeten Stefan Köchlin/Andreas Achterberg (Schluchsee) das gute Ergebnis der Gastgeber ab.

Ergebnisse zur WM unter www.sap505worlds.com

 

6 Antworten zu „505er WM: USA vor Australien – Bronze für Hunger/Kleiner“

  1. Franz

    sagt:

    Noch ein Nachtrag: Den Titel bei den Junioren der WM 505 errangen Jan-Philipp Hofmann, Jg 92, und Felix Brockerhoff, Jg 93, diesjährige Kieler Woche Sieger aus Nordrhein-Westfalen. In der Gesamtwertung segelten sie einen 17 . Platz.
    Leider findet man weder eine Notiz in der offiziellen PM noch Bilder von der Preisverteilung.
    Hinweis auf der Internetseite des Düsseldorfer Yacht Clubs.

  2. Franz

    sagt:

    Die Möglichkeiten mit den neuen Techniken Segeln zu vermitteln finde ich spannend, informativ und bringt den Segelsport im Allgemeinen einen großen Schritt vorwärts.

    Leider fehlte mir bei der mehrtägigen Berichterstattung auch mal der Blick auf die anderen 150 Teilnehmer. Das Herunterladen der SAP analytics auf ein ipad funktionierte immer nur supoptimal. Also habe ich es dann gelassen.

    Berichterstattung, nicht nur live, beinhaltet für mich auch die Geschichte am Rande und zuguter Letzt auch Bilder von der Preisverteilung inklusive der Informationen, wer denn wohl die anderen Preise auf dem Tisch bekommen hat.
    So war es eine mehrtägige Wiederholung der immer gleichen, ohne Frage spannenden Sendung mit den selben Schauspielern, hin und wieder mit Gästen aus der zweiten Reihe (Platz 12 – ?).

    Einen Schluss, den ich daraus ziehe, ist: in Zukunft ist es nicht nur wichtig eine gute technische Struktur anzubieten, sondern sich auch Gedanken um Redaktion und Inszenierung zu machen. Erst dann wird es für Zuschauer über Tage anziehend bleiben.

    1. Sven 14Footer

      sagt:

      Ich hatte gehofft, dass Segelreporter hier etwas liefert aber da bin ich enttäuscht worden.

  3. Andreas Jung

    sagt:

    Also, ich fands bombig mit der SAP- Berichterstattung. Mit einem Minuspunkt: hat mich im Büro von der Arbeit dauerhaft abgehalten

  4. Also: Nicht die „Live-Berichterstattung“ sondern die von SAP eingerichtete Event-Webseite und Kommunikation.

  5. Ja, und ich gebe es zu: Ab dem vorletzten Tag hat auch die SAP-Live-Bereichterstattung sehr gut geklappt! Das könnte eine sehr schöne und informative Einrichtung sein, wenn sie von Beginn der Veranstaltung funktionieren würde, nicht erst kurz vor Schluss.

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